Warum Krebsmedikamente bei CLL manchmal versagen
Zielgerichtete Medikamente haben die Behandlung der Chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) erheblich verbessert. Doch nicht alle Patienten sprechen gleich gut auf die Medikamente an. Bei manchen treten Resistenzen im Laufe der Behandlung auf. Wissenschaftler aus Heidelberg haben nun zusammen mit internationalen Kollegen in einer großen Studie untersucht, welche Mechanismen dem Therapieansprechen zu Grunde liegen. Dabei fanden sie heraus, dass Mutationen viel häufiger Einfluss auf die Medikamentenwirkung haben als bisher angenommen.
63 Krebsmedikamente getestet
"Wir wollten die Mechanismen verstehen, die dem Therapieansprechen unterliegen", berichtet Sascha Dietrich, Arzt und Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg und dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL). In der Studie wurde die Wirkung von 63 Medikamenten auf 246 Tumorproben von Patienten mit Leukämien und Lymphomen untersucht. Die Wirkung der Medikamente auf die Tumorzellen testeten die Forscher in der Kulturschale. Die Ergebnisse wurden zusammen mit Informationen zu Genveränderungen der Krebszellen jedes einzelnen Patienten sowie den molekularen Eigenschaften der Tumorproben analysiert.
Dabei stellte sich heraus, dass bei 62 Prozent der untersuchten Medikamente zwei oder mehrere Mutationen das Therapieansprechen beeinflussten. Anhand der wichtigen zellulären Signalwege, die jeweils von Mutationen betroffen waren, konnten die Forscher die CLLs in drei Gruppen aufteilen: CLLs mit Mutationen im BCR-, im MEK- oder im mTOR Signalweg, der für das Überleben und Wachstum von Zellen eine Rolle spielt. Jede dieser drei Gruppen zeichnet sich durch eine charakteristische Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten aus.
Therapieansprechen hängt von mehreren Mutationen ab
Eine alleinige Ursache für ein Therapieversagen bei der CLL konnten die Wissenschaftler allerdings nicht identifizieren. Vielmehr ist immer ein bestimmtes Muster aus genetischen und molekularen Eigenschaften entscheidend, wobei je nach Medikament unterschiedliche Gewichtungen vorliegen.
Die Wissenschaftler wollen jetzt anhand dieser Muster Patienten in Gruppen einteilen, die ein Therapieansprechen vorhersagen könnten. Einige Muster deuteten sogar daraufhin, dass eine Kombination aus mehreren Therapien sinnvoll sein könnte. "Ließe sich der Erfolg einer Therapie besser voraussagen, würde man vielen Patienten unnötige Behandlungen ersparen, und wir könnten zum Teil früher auf wirksamere Therapien umsteigen - was auch die Kosten reduziert", sagt Thorsten Zenz, forschender Arzt im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) am DKFZ.
Im nächsten Schritte wollen die Forscher die Art von Analysen mit mehr Patientenproben konsequent weiterentwickeln mit dem Ziel, eine Vielzahl neuer Biomarker und Hypothesen zu generieren, die zu besseren Behandlungen von Blutkrebserkrankungen beitragen sollen.
An der Studie waren unter anderem Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL), dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) beteiligt.
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