Warum Jungen von der HPV-Impfung profitieren
Die HPV-Impfung schützt nachweislich vor Gebärmutterhalskrebs. Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch Institut die Impfung für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. Derzeit prüft die STIKO, ob auch Jungen geimpft werden können. Denn HP-Viren machen nicht nur Gebärmutterhalskrebs: Die meisten Kopf-Hals-Tumore sowie Tumore im Analbereich und Peniskarzinome werden durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst. Beim Peniskarzinom ist ein Anstieg um 68 Prozent seit dem Jahr 2000 zu verzeichnen. Insbesondere HPV-assoziierte Mund- und Rachentumore kommen bei Männern sogar häufiger vor als bei Frauen.
Fahrlässig, Jungen nicht zu impfen
Experten raten schon lange dazu. Zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU). „Da der Penis der Haupt-Transmitter für HPV darstellt, ist der Verzicht auf die Jungenimpfung fahrlässig“, sagt Prof. Kurt Miller von der DGU.
In Australien, Österreich und anderen Ländern werden darum heute auch Jungen routinemäßig gegen HPV geimpft. Der Vater der Impfung, der Nobelpreisträger Harald zur Hausen, wünscht sich das auch für Deutschland. Es lasse sich wohl für alle Kulturkreise der Welt sagen, dass junge Männer in aller Regel mehr sexuelle Partner haben als Frauen der gleichen Altersgruppe. Männer seien damit die Hauptüberträger der Infektion, sagt er. Außerdem stünden ja noch weitere Krebserkrankungen mit Papillomviren in Verbindung, beispielsweise im Mund-Rachen-Bereich, die bei Männern häufiger als bei Frauen seien. Auch Genitalwarzen stellten für beide Geschlechter „ein extrem unangenehmes Problem“ dar. „Deshalb sollten auch Jungen geimpft werden“, so zur Hausen.
Weiter argumentiert er, dass sich das HP-Virus nur durch eine ausreichend hohe Durchimpfungsrate ausrotten lasse. Diese Rate könne aber nicht erreicht werden, wenn die Hälfte der Bevölkerung per se vom Recht ausgeschlossen werde, sich kostenfrei gegen HPV impfen zu lassen.
Gleichheitssatz wird verletzt
Mit diesem Argument hatte die Stiftung Männergesundheit im vergangenen Jahr sogar eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht. Wenn Jungen von der Impfung ausgeschlossen würden, werde keine ausreichend hohe Durchimpfungsrate erreicht, um das HP-Virus auszurotten, hieß es. Zudem werde gegen den im Grundgesetz verankerten Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 2 Grundgesetz) verstoßen, wenn Jungen nicht dieselbe Möglichkeit wie Mädchen hätten, ihr Risiko für HPV-assoziierte Krebserkrankungen durch eine Impfung zu senken.