
Wortfindungsstörungen: Aktivitätsmuster verschieben sich mit dem Alter – Foto: © Adobe Stock/ RFBSIP
Eigentlich nimmt der Wortschatz im Laufe des Lebens kontinuierlich zu. Trotzdem fällt es uns mit zunehmenden Alter schwerer, im entscheidenden Moment das richtige Wort zu finden. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und der Universität Leipzig haben nun die Hintergründe untersucht. Die Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin „Cerebral Cortex“ erschienen.
Für die Studie rekrutierten die Forscher eine Gruppe mit jüngeren Studienteilnehmern zwischen 20 und 35 Jahren und eine Gruppe mit älteren zwischen 60 und 70 Jahren. Beide Gruppen sollten im MRT-Scanner Wörter nennen, die zu bestimmten Kategorien gehören, darunter Tiere, Metalle oder Fahrzeuge.
Bei älteren sind andere Hirnareale aktiver
Dabei zeigte sich, dass die jüngeren schneller den passenden Begriff parat hatten als die älteren. Aufnahmen aus dem MRT lieferten eine passende Erklärung: Bei den Jüngeren waren zum einen die Sprachareale selbst aktiver, aber es fand auch ein intensiverer Austausch innerhalb zwei entscheidender Netzwerke statt: Dem Netzwerk für das semantische Gedächtnis, in dem Faktenwissen abgespeichert ist, und dem exekutiven Netzwerk, das für allgemeine Funktionen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis zuständig ist.
Bei den Älteren war der Befund genau umgekehrt. Bei ihnen waren exekutive Areale aktiver. Laut den Forschern weist das darauf hin, dass die Aufgabe für diese Personen insgesamt schwieriger zu bewältigen war. Außerdem war der Austausch innerhalb der entscheidenden Netzwerke weniger effektiv als bei den Jüngeren. „Die Kommunikation innerhalb von neuronalen Netzwerken ist effizienter und damit schneller als zwischen ihnen“, erklärt Sandra Martin, Doktorandin am MPI CBS und Erstautorin der Studie.
Abbau von grauer Hirnsubstanz könnte eine Rolle spielen
Warum sich diese Aktivitätsmuster mit dem Alter verschieben, ist bislang nicht vollständig geklärt. Eine Theorie sei, dass man sich im Laufe der Jahre mehr auf das vorhandene Sprachwissen verlasse, sodass der Austausch zwischen Netzwerken in den Fokus rücke, erklärt Sandra Martin. Jüngere Menschen verließen sich dagegen vermutlich stärker auf ihr schnelles Arbeitsgedächtnis und kognitive Kontrollprozesse. Auch der Abbau von grauer Hirnsubstanz könnte eine Rolle spielen. Dieser werde durch den Austausch zwischen den Netzwerken kompensiert, was allerdings mit Einbußen verbunden sei, so die Forscherin.