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Warum Grüner Tee gesund ist, Konzentrate aber gefährlich werden können

Freitag, 29. Oktober 2021 – Autor:
Forscher haben eine überraschende Entdeckung gemacht: Die Katechine im Grünen Tee fördern oxidativen Stress. Gesund bleibt Grüner Tee trotzdem. Nur von Konzentraten sollte man die Finger lassen.
Japanische Grünteesorten enthalten am meisten Katechine. In Schwarztee sind die gesunden Substanzen dagegen kaum zu finden

Japanische Grünteesorten enthalten am meisten Katechine. In Schwarztee sind die gesunden Substanzen dagegen kaum zu finden – Foto: © Adobe Stock/ Nishihama

Grüner Tee gilt als sehr gesund. Insbesondere die darin enthaltenen Katechine, auch Polyphenole genannt, werden als Antioxidantien betrachtet. Antioxidantien bekämpfen den oxidativen Stress im Körper, indem sie freie Sauerstoffradikale neutralisieren, was wiederum Schäden an Zellen verhindert.

Bislang sprach die Forschung auch den Katechinen im Grünen Tee diese Eigenschaft zu. Doch jetzt haben Forscher aus Zürich und Jena eine überraschende Entdeckung gemacht: Die Katechine aus dem Grüntee unterdrücken den oxidativen Stress nicht, sondern sie fördern ihn sogar.

Katechine sind Pro-Oxidantien

Gezeigt wurde dies an Fadenwürmern, die mit Katechinen aus dem Grüntee gefüttert wurden. Kurzfristig erhöhten die Substanzen den oxidativen Stress, anschließend wurde aber die körpereigene Abwehr gesteigert. Dadurch verhalfen die Katechine aus dem Grünen Tee den Fadenwürmern zu größerer Fitness und einem längeren Leben.

„Grüntee-Polyphenole respektive Katechine sind also nicht Antioxidantien, sondern vielmehr Pro-Oxidantien, die ähnlich wie eine Impfung die Abwehrfähigkeit des Organismus verbessern“, erläutert Studienleiter Michael Ristow die auf den ersten Blick paradox erscheinenden Studienergebnisse.

Gesteigerte Abwehr wie nach dem Sport

Die Steigerung der Abwehrfähigkeit geschehe allerdings nicht durch das Immunsystem, sondern durch die Aktivierung von bestimmten Genen, die wiederum spezielle Enzyme hervorbringen. Und diese Enzyme inaktivieren letztlich doch die freien Sauerstoffradikale jedenfalls in Fadenwürmern.  Ergo entstehen aus Katechinen über den Umweg der Enzyme letztlich körpereigene Antioxidatien.

Die Erkenntnisse aus dieser Studie lassen sich laut Ristow gut auf den Menschen übertragen. Und sie decken sich mit Beobachtungen aus früheren Studien. Ristows Arbeitsgruppe konnte schon 2009 zeigen, dass die gesundheitsfördernde Wirkung von Sport dadurch zustande kommt, dass sportliche Aktivität oxidativen Stress kurzfristig steigert und damit die Abwehrmechanismen des Körpers verbessert. Gleiches gilt fürs Fasten.

Die Dosis macht das Gift

Diesen Effekt scheint nun auch Grüner Tee zu haben. Darum empfiehlt der Professor für Energiestoffwechsel am Departement Gesundheitswissenschaften der ETH Zürich, täglich grünen Tee zu trinken. Nur von käuflichen Grüntee-Konzentraten und –Extrakten rät er ab. Zu viele Katechine sind nämlich auch nicht gut. «Ab einer gewissen Konzentration wird es toxisch», sagt er. Hochdosierte Katechine hemmten die Mitchondrien so stark, dass dies zum Zelltod führe, was insbesondere in der Leber gefährlich werden könne. Wer diese Polyphenole in zu hohen Dosen zu sich nehme, riskiere Schäden an seinen Organen.

Die Studie „Green tea catechins EGCG and ECG enhance the fitness and lifespan of Caenorhabditis elegans by complex I inhibition“ ist kürzlich in der Fachzeitschrift „Ageing“ erschienen.

Hauptkategorien: Umwelt und Ernährung , Medizin
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