Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Warum Folsäure bei Kinderwunsch so wichtig ist

Montag, 25. Februar 2019 – Autor:
Folsäure schützte ungeborene Babys vor Fehlbildungen. Experten raten Frauen, Folsäurepräparate schon vor der Schwangerschaft einzunehmen. Die meisten haben nämlich zu niedrige Werte.
Folsäure, Empfehlung, Kinderwunsch

Damit das Baby gesund zur Welt kommt, sollten Frauen genügend Folsäure zu sich nehmen.

Frauen, die schwanger werden wollen sollten sich folatreich ernähren und zusätzlich ein Folsäurepräparat einnehmen. Auf diese Weise können sie erreichen, dass ihr Körper bereits zu Beginn einer Schwangerschaft optimal mit Folsäure versorgt und für den Empfang eines gesunden Kindes bereit ist. Das empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit - aus gutem Grund. 

Folat spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel von Mutter und Kind. Das Vitamin aus der familie der B Vitamine ist ein wichtiger Baustein bei der Neubildung von Zellen und deshalb an vielen wesentlichen Prozessen im Körper des ungeborenen Kindes beteiligt. Außerdem ist Folat alias Vitamin B 9 außerordentlich wichtig für die gesunde Entwicklung von Rückenmark und Gehirn des Babys: Mit ihrer Hilfe lässt sich das Risiko von Fehlbildungen des kindlichen Nervensystems – von sogenannten Neuralrohrdefekten – deutlich verringern. Zu diesen Fehlbildungen zählen die „Meningomyelozele“ (eine bruchsackartige Ausbeulung des Rückenmarks) oder eine „Spina bifida“ (offener Rücken) oder Hydrozephalus („Wasserkopf“).

Neuralrohredefekten vorbeugen

„Deshalb ist eine zusätzliche Einnahme von Folsäure am besten schon vor der Schwangerschaft, aber auch während des Stillens in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft besonders wertvoll“, sagt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Auch die die werdende Mutter profitiere von einer Optimierung ihrer Folatversorgung. „Das Risiko einer Blutarmut bei der Geburt wird verringert und die Gefahr einer Frühgeburt reduziert.“

Folat – Folsäure, was ist der Unterschied? „Folat“ oder „Folate“ sind Sammelbegriffe für eine in der Natur vorkommende Form des wasserlöslichen B-Vitamins, das für die menschliche Gesundheit unverzichtbar ist. Folsäure ist die synthetisch hergestellte Form des Vitamins B9. Sie wird in Nahrungsergänzungsmitteln und zur Anreicherung von Lebensmitteln wie Mehl, Nudeln oder Brot verwendet. Folsäure kommt in der Natur nicht vor, wird jedoch im Organismus in einen aktiven Zustand umgewandelt. Die synthetisch hergestellte Folsäure ist zu 85 Prozent vom Körper verwertbar, die Folate aus den Nahrungsmitteln zu etwa 50 Prozent. Auch die im Körper natürlich vorkommende Folatform Metafolin ist heute als Supplement verfügbar.

300 Mikrogramm Folat sind für Schwangere zu wenig

Wie viel Folat sollte ein Erwachsener täglich zuführen? Früher wurde eine Aufnahme von Folat bei nicht-schwangeren Erwachsenen von 400 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Dieser Wert wurde 2013 auf 300 Mikrogramm verringert, weil nach neueren Studien auch schon mit dieser Menge eine gute Versorgung erreicht werden kann. 

In der Schwangerschaft liegt der tägliche Bedarf jedoch deutlich höher. Der Grund: Der Embryo, die Gebärmutter und der Mutterkuchen (Plazenta) wachsen, die Blutmenge nimmt zu.

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt in Übereinstimmung mit weiteren Fachgremien allen Frauen mit Kinderwunsch, neben einer folatreichen Ernährung mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft mit der täglichen Einnahme von mindestens 400 Mikrogramm Folsäure in Form eines Präparats zu beginnen. Die zusätzliche Einnahme von Folsäuretabletten sollte gleich nach der Beendigung der Schwangerschaftsverhütung beginnen: „Die Tablette mit Folsäure ist gewissermaßen die Pille nach der Pille. Ihre Einnahme sollte während des ersten Drittels der Schwangerschaft beibehalten werden“, sagt Stiftungsvorstand Koletzko.

Junge Frauen unterversorgt

Warum diese Empfehlung wichtig ist, zeigen Daten der kürzlich vorgelegten Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1): Danach weisen nur etwa fünf Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter Folatwerte auf, die zum Schutz eines ungeborenen Babys vor Fehlbildungen notwendig sind. Mangelt es an Folsäure während der Frühschwangerschaft, droht auch ein erhöhtes Risiko für andere Gefahren wie zum Beispiel Herzfehler, Fehlbildungen der Harnwege oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG, im Volksmund als „Hasenscharte“ bezeichnet). Eine Studie ergab: Die regelmäßige Einnahme von Folsäure kann die Häufigkeit von LKG-Spalten um bis zu 40 Prozent verringern.

Blattgemüse enthält viel Folat

Reichlich Folat findet sich in Rohkost, Obst und Blattgemüse, Kohl, Broccoli, Feldsalat, Fenchel, Spinat, Spargel, Vollkornprodukten, Sauerkraut und Kartoffeln. Als Faustregel gilt: Alle Gemüse und Salate, von denen die Blätter der Pflanze gegessen werden, dienen der Folatversorgung. Leider kann der Körper aber nur einen Teil der darin enthaltenen Folsäure verwerten. Außerdem ist die Folsäure in Gemüse, Obst oder Getreide ausgesprochen hitze- und lichtempfindlich und geht bei langem Kochen oder Warmhalten der Lebensmittel leicht verloren.

Foto: © auremar - Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schwangerschaft , Kinder , Prävention

Weitere Nachrichten zum Thema Folsäure

04.05.2015

Folsäure wird über die Nahrung aufgenommen. Das B-Vitamin ist für unter anderem für die Zellteilung und die Blutbildung nötig. Ein Mangel kann vor allem für Risikogruppen schädlich ein, dazu zählen Schwangere und Patienten mit Bluthochdruck.

26.03.2015

Die Gabe von Folsäure zusätzlich zu einer antihypertensiven Therapie kann das Risiko für Schlaganfälle senken. Das hat eine Studie aus China gezeigt, wo es keine Folsäure-Anreicherung von Lebensmitteln gibt – ebenso wie in Deutschland.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin