Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Warum es Bienen und Hummeln in Stadtgebieten besser geht als auf dem Land

Mittwoch, 27. Mai 2020 – Autor: anvo
Bienen und Hummeln finden in Innenstädten mehr Nahrung und sind dort produktiver als auf dem Land. Hauptursache für den Unterschied sind städtische Gärten und Parks. Sie bieten den Bestäubern bessere Bedingungen als landwirtschaftliche Felder und Wiesen.
Bienen, Hummeln, Bestäuber, Stadt, Land

Bienen produzieren in der Stadt mehr Honig als auf dem Land – Foto: ©Stephan - stock.adobe.com

Sogenannte Bestäuber wie beispielsweise Bienen oder Hummeln sind extrem wichtig für die Pflanzenvielfalt, die Ökosysteme und die Landwirtschaft. So sind etwa 90 Prozent aller Blütenpflanzenarten wie Äpfel, Kirschen, Birnen und viele andere Obstsorten auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Umso erstaunlicher ist die Erkenntnis eines Forscherteams unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Sie kamen zu der Erkenntnis, dass Bestäuber wie Bienen und Hummeln in Innenstädten erfolgreicher sind – und das, obwohl es auf dem Land viel mehr Fluginsekten gibt.

Bestäubungsleistung in der Stadt besser als auf dem Land

Überall auf der Welt dehnen sich Städte immer weiter aus. Die Umwandlung von Naturflächen in Bauland hat dabei auch Auswirkungen auf das Vorkommen von Insekten. Oft sinken deren Vielfalt und Anzahl, manchmal profitieren aber einzelne Artengruppen. Was die Verstädterung jedoch für die ökologischen Leistungen der Insekten wie etwa die Bestäubung der Pflanzen bedeutet, ist kaum bekannt.

Die Wissenschaftler wollten daher den Effekt eines städtischen Umfeldes auf Insektenbestäuber und die Bestäubung untersuchen. Dafür verglichen sie blütenreiche Flächen in Innenstadtlage wie Parks und botanische Gärten mit solchen im direkten Umland neun deutscher Großstädte. Wie sie feststellten, wurden Testblüten von Rotklee-Topfpflanzen in der Stadt häufiger von Bienen, Hummeln und Co. besucht als auf dem Land.

Wichtigster Bestäuber ist die Hummel

Zwar fanden die Forscher auf dem Land eine insgesamt höhere Artenvielfalt und Biomasse von Fluginsekten als in der Stadt – insbesondere von Fliegen und Schmetterlingen. Letztere trugen jedoch nur wenig zur Bestäubung des Rotklees bei. Dies taten jedoch umso mehr Bienen, von denen in den Städten mehr Arten vorkamen und die die Blüten auch wesentlich häufiger besuchten als andere Insekten.

Drei von vier der erfassten Blütenbesucher waren jedoch Hummeln. Die Honigbiene war mit nur 8,7 Prozent der Blütenbesuche zweitwichtigster Bestäuber. Die große Vielfalt und Anzahl an Wildbienen und Hummeln in den Städten erklären die Forscher mit einer höheren Zahl geeigneter Lebensräume. So finden sie gute Nistmöglichkeiten in freiliegenden Böden, Totholz und Mauerhohlräumen und dauerhaft Nahrung durch die große Vielfalt an Blütenpflanzen in Parks und Gärten.

Bienen und Hummeln sind anfällig für Pestizide

Grundsätzlich profitieren fast alle Insektenarten vom Blütenreichtum der Blumenbeete, Bäume und Sträucher in den Innenstädten. Hier finden sie ein Nahrungsangebot vor, das auf dem Land zum größten Teil nicht mehr existiert. „Ich war wirklich erschüttert, wie durchgehend schlecht die Bestäubungsleistung im Agrarland war“, erzählt Studienleiter Prof. Robert Paxton. „Aus anderen Studien ist bekannt, dass gerade Wildbienen und Hummeln besonders anfällig für Pestizide sind. Das könnte auch erklären, weshalb ihre Vielfalt auf dem Land geringer ausfällt bzw. in der Stadt höher ist, wo Insektizide kaum eine Rolle spielen.“

Mehr blütenreiche Flächen schaffen

Mittelfristig könnten die Städte dabei helfen, die Bestäubung auf dem Lande zu erhalten. „Wenn das Agrarland weiter degradiert, könnten Städte als Quelle für Bestäuber im landwirtschaftlichen Umland dienen“, erklärt Erstautor Dr. Panagiotis Theodorou. Entsprechend raten die Forscher, die Städte für Bestäuber attraktiver zu machen und die Bedürfnisse von Bienen und Hummeln bei der Grünflächenplanung besser zu berücksichtigen.

Natürlich müssten auch auf dem Land mehr blütenreiche Flächen und Nistmöglichkeiten geschaffen und mit den Lebensräumen in den Städten verbunden werden, etwa um die Bestäubung in kommerziellen Obstgärten zu fördern. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten die Forscher in der Zeitschrift „Nature Communications“.

Foto: © Stephan - stock.adobe.com

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Insekten

Weitere Nachrichten zum Thema Insekten

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin