Warum erkranken Kinder seltener an COVID-19?

Was Kinder anscheinend vor den Viren schützt ist der Aufbau ihrer Nasenschleimhaut – Foto: ©jes2uphoto - stock.adobe.com
Kinder erkranken seltener und meist nur leicht an COVID-19. Woran das liegt, haben sich Forscher der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York gefragt. Es könnte an den Zellen liegen, die die Nase auskleiden.
Das Nasenepithel ist der erste Kontaktpunkt für das Coronavirus im menschlichen Körper Die Wissenschaftler untersuchten Zellproben aus der Nasenschleimhaut von Menschen im Alter von 4 bis 60 Jahren. Sie stammten von 305 Personen und wurden für eine zwischen 2015 und 2018 durchgeführte Studie zu nasalen Biomarkern von Asthma zur Verfügung gestellt.
Warum erkranken Kinder seltener an COVID-19
Die Stichproben wurden nach Alter kategorisiert - Kinder unter 10 Jahren, Kinder zwischen 10 und 17 Jahren, junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren und Erwachsene über 25 Jahren. Anschließend maßen die Forscher unter Leitung der Genetikerin und Kinderärztin Prof. Supinda Bunyavanich die Aktivität eines Gens, das die Produktion von ACE2 steuert, einem Enzym, das dem Coronavirus als Rezeptor dient. ACE2 (Angiotensin-Converting-Enzym 2) ist Teil eines komplexen Systems, das den Blutdruck im Körper reguliert. Es sitzt auf Zellmembranen.
Die ACE2-Genaktivität war bei Kindern unter 10 Jahren am niedrigsten und stieg mit zunehmendem Alter stetig und signifikant an. Das kann der Grund sein, weswegen Kinder seltener an COVID-19 erkranken. Die verringerte ACE2-Genexpression legt nahe, dass Kinder weniger ACE2 produzieren oder dass die Aktivität des Rezeptors geringer ist. Bewiesen sei das jedoch noch nicht, kommentierte Dr. Ishminder Kaur, Epidemiologin am St. Christopher's Hospital für Kinder in Philadelphia. Die entsprechende Studie erschien im Fachmagazin JAMA.
Schwere Komplikationen möglich
Kinder, die in Deutschland um die 3 Prozent der identifizierten Fälle ausmachen, haben im allgemeinen leichte oder keine Symptome und sterben selten an der Infektion. Doch unlängst warnten die britischen Behörden vor einem seltenen, aber schweren entzündlichen Syndrom bei kleinen Kindern, das eine verzögerte Komplikation der COVID-19-Infektion darzustellen scheint, dem Kawasaki-Syndrom.
Unterdessen wird in Deutschland über eine aktuelle Studie unter Leitung des Charité-Virologen Prof. Christian Drosten diskutiert, nach der die Virenlast bei Kindern ebenso hoch ist wie die von Erwachsenen - und sie damit ebenso ansteckend sind. Klärung in diesen Fragen braucht die Politik, die über die Öffnung von Schulen und Kitas entscheiden muss.
Erst in der vergangenen Woche hatten Kinderärzte und Krankenhaushygieniker für die Wiederöffnung aller Kitas und Schulen plädiert. Begründet wurde dies auch mit der geringen Rolle von Kindern und Jugendlichen im Infektionsgeschehen.
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