Warnung vor unbewiesenen Stammzelltherapien für Lungenpatienten
Die Stammzelltherapie gilt als Hoffnungsträger für viele bisher unheilbare Krankheiten. Doch ein wirklicher Durchbruch ist bisher noch nicht zu verzeichnen – auch, weil man immer noch wenig darüber weiß, wie sich Stammzellen im Körper genau verhalten und welche Nebenwirkungen auftreten können. Auch viele Menschen mit Lungenerkrankungen hoffen auf eine Stammzelltherapie, wenn andere Behandlungsansätze fehlgeschlagen sind oder gar nicht existieren. Nun haben jedoch 19 internationale medizinische Fachgesellschaften in einem gemeinsamen Statement vor dem Einsatz unsicherer Stammzelltherapien bei Lungenerkrankungen gewarnt. Die Experten monieren, dass nicht selten unglaubwürdige, unwirksame und für die Patienten sogar schädliche Behandlungsansätze angeboten werden, deren Nutzen keinesfalls wissenschaftlich belegt sei. Die Erklärung wurde kürzlich im Fachmagazin ATS Journals veröffentlicht.
Experten warnen vor „Stammzelltourismus“
Stammzellen sind Vorläuferzellen, aus denen sich andere Zellen entwickeln oder ausdifferenzieren, um dann im Körper spezielle Funktionen zu übernehmen. Eine weitere Eigenschaft der Stammzellen ist ihre Fähigkeit, sich selbst zu erneuern. Und gerade diese praktisch unbegrenzte Zellteilung macht sie für Therapien interessant, auch bei Lungenerkrankungen. Den Patienten werden dann über das Blut oder das Knochenmark Zellen entnommen, aus denen Stammzellen isoliert werden. Teilweise werden diese Zellen auch noch nachbehandelt und „verstärkt“. Nach einigen Stunden bis Tagen werden die Stammzellen wieder ins Blut oder auch direkt in die Lungen injiziert.
Die Fachgesellschaften betonen nun, dass über die kurz- und langfristigen Wirkungen von Stammzelltherapien zur Behandlung von Lungenerkrankungen bisher nur sehr wenig bekannt sei. Man müsse daher wissen, dass eine Stammzellbehandlung negative Folgen für die Patienten haben könne. Die Experten kritisieren auch den zunehmenden unseriösen „medizinischen Stammzell-Tourismus“. Immer mehr Kliniken, auch in Deutschland, bieten demnach nicht genügend erprobte, unwirksame oder sogar schädliche Stammzelltherapien an.
Hoffnungen auf Stammzelltherapien häufig zu groß
Auch Patienten mit anderen Erkrankungen hoffen auf die Wirkungen der Stammzelltherapie. Dazu gehören vor allem Nervenerkrankungen, aber auch Diabetes oder Herzerkrankungen. Die Erfolge sind jedoch häufig noch spärlich. Gute Wirkungen zeigt die Stammzelltherapie bei Blutkrebs, aber auch beispielsweise bei der Erneuerung der Haut nach großflächigen Verbrennungen. Bei degenerativen Nervenerkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS) konnten einige Ansätze mit Stammzellen zwar Verbesserungen bringen, doch die Gefahr von unvorhersehbaren Nebenwirkungen ist groß. Daher warnen Experten auch hier vor allzu große Hoffnungen auf einen Durchbruch in nächster Zeit.
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