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Wann TNF-Antikörper bei Morbus Crohn?

Montag, 20. Juli 2015 – Autor:
Die Frage, wann Immunsuppressiva wie TNF-Antikörper bei Morbus Crohn eingesetzt werden sollten, ist pauschal nicht zu beantworten. Es gibt jedoch einige Kriterien, die einen frühen Einsatz dieser Mittel nahelegen. Die neue Leitlinie „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“ gibt einen Überblick.
Wann TNF-Antikörper bei Morbus Crohn?

Die neue Leitlinie Morbus Crohn nennt Kriterien, wann TNF-Antikörper einer Kortsiontherapie vorzuziehen sind

In Deutschland leiden bis zu 150 000 Menschen an Morbus Crohn. Die chronisch entzündliche Darmerkrankung kann bei jedem Patienten sehr unterschiedlich verlaufen. Besonders schwierig ist zu entscheiden, wann Immunsuppressiva zum Einsatz kommen sollten. Das sind Medikamente, die die körpereigene Abwehr eindämmen und so Entzündungsprozessen entgegenwirken, etwa TNF-Antikörper

Die neue Leitlinie „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“ empfiehlt Ärzten, eine immunsuppressive Therapie schon früh in Betracht zu ziehen, wenn sich komplizierter Krankheitsverlauf andeuten. Dies könnte den Patienten eine Dauertherapie mit Kortison und deren schwere Nebenwirkungen ersparen. Allerdings haben auch TNF-Antikörper Nebenwirkungen und ihr Einsatz muss gut abgewogen werden.

Schwere Krankheitsverläufe bei Morbus Crohn legen Einsatz von TNF-Antikörpern nahe

„Die Behandlung von Morbus Crohn ist deshalb immer eine Herausforderung, denn die Krankheit verläuft bei jedem Betroffenen anders und es lässt sich schwer vorhersagen, welche Patienten auf welche Therapie dauerhaft ansprechen“, erklärt Professor Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik an der Charité Campus Benjamin Franklin in Berlin. Es gebe doch bestimmte Anhaltspunkte für den Einsatz dieser Therapie: Patienten die eine floride Entzündung im Dickdarm haben oder deren Dünndarm von der Entzündung betroffen ist, die aufgrund der starken Entzündung bereits bei der Erstdiagnose ein „systemisch“ wirksames Kortison bekommen mussten oder Patienten, die unter Fisteln leiden, kommen laut Siegmund für eine frühe, intensive Therapie in Frage. Auch bei jungen Patienten unter 40 Jahren seien Immunsuppressiva in vielen Fällen empfehlenswert.

Rauchen fördert das Rückfallrisiko

Morbus Crohn bricht oft in jungen Jahren aus und kehrt in Schüben wieder. Das Ziel einer Behandlung ist es, die Symptome wie Durchfall, starke Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust zu lindern und die beschwerdefreie Phase so weit wie möglich zu verlängern, im Idealfall ein weitestgehend normales Leben zu ermöglichen. „Bei Morbus Crohn-Patienten richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper“, erklärt Siegmund. „Warum das so ist, verstehen wir nicht in allen Details.“ In Teilen scheint die Krankheit vererbt, aber Umwelteinflüsse nehmen eine sehr viel größere Rolle ein. Rauchen verschlimmert der Morbus-Crohn-Expertin zufolge den Verlauf der Krankheit und begünstigt auch das Rückfallrisiko.

Die Leitlinie „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“ wurde maßgeblich von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) entwickelt.

Foto: © Wax - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin

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