Wachstumsschmerzen: Diagnose nicht leicht zu stellen
Ein zweifelsfreier Beweis dafür, dass es Wachstumsschmerzen wirklich gibt, konnte noch nicht erbracht werden. Dennoch gehen Kinderärzte davon aus, dass etwa jedes dritte Kind irgendwann von Wachstumsschmerzen betroffen ist. Da es keine eindeutigen diagnostischen Tests für die Beschwerden gibt, sollten Eltern bei anhaltenden Schmerzen ihrer Kinder unbedingt einen Orthopäden und Unfallchirurgen aufsuchen, um andere Erkrankungen als Ursachen auszuschließen, denn auch rheumatische Erkrankungen, Knochentumore, Knocheninfektionen oder unbemerkte Knochenverletzungen verursachen ähnliche Symptome. Das betont Professor Alexander Beck, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg, im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.
Auf typische Zeichen für Wachstumsschmerzen achten
Typisch für Wachstummschmerzen sind brennende, ziehende oder klopfende Schmerzen in beiden Beinen und Armen, die vorwiegend nachts auftreten. „Wachstumsschmerzen sind keine Gelenkschmerzen“, erklärt Beck, der auch Präsident des diesjährigen DKOU ist. „Der Schmerz tritt typischerweise in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel auf“, so der Experte.
Für Wachstumsschmerzen sprechen zudem folgende Zeichen:
- Der Schmerz tritt erstmals im Vor- oder Grundschulalter auf.
- Die Beschwerden machen sich abends oder nachts bemerkbar, während sie morgens vollkommen verschwunden sind.
- Die Schmerzen verstärken sich nicht bei Belastung; vielmehr handelt es sich um Ruheschmerzen.
- Das Kind klagt in unregelmäßigen Abständen über die Schmerzen; oft scheinen sie wie weggeblasen, dann treten sie wieder auf.
- Die Schmerzen treten hauptsächlich in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel auf, aber nicht in den Gelenken.
- Der Schmerz tritt in beiden Extremitäten gleichzeitig auf.
Ursachen für Wachstumsschmerzen unklar
Was hinter den Schmerzen steckt, konnte bisher nicht festgestellt werden. Mediziner vermuten jedoch, dass Wachstumsschmerzen auftreten, weil die Weichteile langsamer wachsen als die Knochen. So gerät die Knochenhaut bei einem Wachstumsschub unter Spannung und verursacht Schmerzen. Eine andere Theorie besagt, dass der junge Knochen beim Wachstum ermüdet und der Schmerz Ausdruck dieser Ermüdung ist. Auch psychosoziale Faktoren könnten eine Rolle spielen, zum Beispiel, wenn Kinder über den Schmerz Konflikte mit den Eltern verarbeiten.
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