Vorsicht, Allergiker: Jetzt fliegen die Beifußpollen

Besonders allergen: Eine einzige Beifuß-Pflanze kann im Jahr bis zu 500.000 Früchte produzieren. Deshalb kann der Gemeine Beifuß während der Blütezeit im Umkreis seiner Standorte bemerkenswert hohe Mengen an Blütenstaub in die Luft abgeben. – Foto: AdobeStock/Natalia Baran
Beifuß – für den Botaniker ist das ein Wildkraut mit weiß-grauen Blütenkörbchen, das auf nährstoffreichen Böden wächst und bis zu zwei Meter hoch werden kann. Es ist in den gemäßigten Regionen Europas heimisch und innerhalb Deutschlands in allen Bundesländern vertreten. Mehr als zehn Beifuß-Arten gibt es in Deutschland. Der höchste Punkt, an dem er bei uns wächst, ist mit einer Höhenlage von 1650 Metern die Haldenwanger Alpe beim Geißhorn in den Allgäuer Alpen. Seine Pollen gibt der Beifuß vormittags zwischen 6 und 11 Uhr an die Umgebungsluft ab.
Beifuß: Verdauungsförderndes Gewürz für fette Braten
Für den Koch ist Beifuß ein Gewürz für schwere, fette Fleischgerichte, in der Weihnachtszeit auch für Gänse- und Entenbraten. Die darin enthaltenen Bitterstoffe regen die Bildung von Magensaft und Gallenflüssigkeit an und unterstützen damit die Verdauung.
Beifuß: Leitallergen für Kräuter- und Gewürzallergien
Nicht so sehr begeistert sind Pollenallergiker vom Beifuß. „Beifuß gilt als Leitallergen für Kräuter- und Gewürzallergien“, heißt es in einem Patientenratgeber der Techniker Krankenkasse (TK). Wer gegen Beifuß allergisch ist, leidet häufig zugleich an einer Kreuzallergie gegenüber bestimmten anderen pflanzlichen Lebensmitteln. Isst man diese, treten an den Schleimhäuten in Mund und Rachen allergietypische Symptome auf – wie Juckreiz, Kribbeln oder sogar Schwellungen.
Beifuß: Kreuzreaktionen mit Obst, Gemüse und Nüssen
- Sellerie (stark)
- Tomate
- rohe Karotte
- Spinat
- LauchSenf
- Soja
- Erdnuss
- Kiwi
- Mango
- Avocado
- Sonnenblumenkerne
- Avocado
Gewürze und Kräuter mit Beifuß-Kreuzallergiepotenzial:
- schwarzer Pfeffer (stark)
- Kümmel
- Fenchelsamen,
- Koriander
- Thymian
- Petersilie
- Estragon
- Pfefferminz- und Kamillentee
Beifußpollenflug aktuell stärker in Norddeutschland
In der Regel beginnt der Beifuß in den wärmsten Regionen ab Juni zu blühen. Die Hauptblüte liegt zwischen Mitte Juli und Mitte August. Dem Portal „wetteronline.de“ zufolge werden derzeit vor allem in der Nordhälfte Deutschlands mäßige Pollenkonzentrationen erreicht.
Warum ist Beifuß so allergen?
Eine einzige Beifuß-Pflanze kann im Jahr bis zu 500.000 Früchte produzieren. Deshalb kann der Gemeine Beifuß während der Blütezeit im Umkreis seiner eroberten Standorte bemerkenswert hohe Mengen an Blütenstaub in die Luft abgeben.
Tipps und Hausmittel für Beifuß-Allergiker
In erster Linie sollte man einen Kontakt mit dem Allergen vermeiden. Beim Spaziergehen oder Fahrradfahren können Atemschutzmasken vor Beifußpollen schützen. Sie filtern die Pollen direkt aus der Atemluft und der Patient bleibt beschwerdefrei.
Kommt es zu spontanen Allergiebeschwerden, kann als Hausmittel beziehungsweise Sofortmaßnahme eine Nasenspülung mit Kochsalzlösung helfen. Mit ihr kann man die Pollen von der Nasenschleimhaut abwaschen. Außerdem befeuchtet die Lösung die Nasenschleimhaut, was den Juckreiz abmildert.
Bei einer Kreuzallergie kann es ratsam sein, rohe Obst- oder Gemüsesorten zu erhitzen, wenn das passt und schmeckt. „Nicht immer ist ein ganzjähriger Verzicht auf zum Beispiel rohes Obst nötig“, heißt es bei der TK. „Viele pflanzliche Nahrungsmittelallergene sind hitzelabil und somit in gekochter Nahrung verträglich.“
Regelmäßig staubsaugen, vorm Schlafengehen duschen
Um das Eindringen der Pollen in die Wohnung zu verhindern, kann man Pollenschutzgitter an Fenstern und Türen installieren. Experten empfehlen Böden und Möbel mit einem für Allergiker geeigneten Staubsauger zu reinigen; diese Filtern die Abluft – die Pollen werden nicht wieder in den Raum geblasen. Vor dem Zubettgehen sollte in jedem Fall geduscht werden, damit man die Pollen nicht mit ins Bett nimmt. Im Schlafzimmer eignet sich auch ein Raumluftfilter um die Pollenkonzentration möglichst niedrig zu halten.
Medizinische Allergie-Behandlung durch „Hyposensibilisierung“
Medizinisch behandeln lässt sich eine Beifuß-Allergie wie viel andere Allergien auch mit einer „Hyposensibilisierung“. Hierbei wird dem Körper in der Regel in zwei Jahren hintereinander in der pollenfreien Zeit (Winter) eine geringe Menge des Allergens über einen langen Zeitraum verabreicht. Der Körper kann sich dann an das Allergen gewöhnen und reagiert nicht mehr. Ob diese Behandlung sinnvoll ist, sollte mit einem Allergologen besprochen werden.
Heuschnupfensaison neigt sich dem Ende zu
Wenn Allergiesymptopme im Hoch- und Spätsommer auftreten, spricht man auch von einem „Spätsommerheuschnupfen". Damit neigt sich die Allergiesaison, die im Zuge des Klimawandels immer länger wird, langsam dem Ende zu. Nur noch eine Pflanze – Ambrosia – folgt dem Beifuß mit kurzer, aber nur mäßiger Blüte Ende August/Anfang September.
Pollenflug-Jahreskalender: 15 Gräser, Bäume und Kräuter
Der Pollenflugkalender führt insgesamt 15 Gräser, Bäume oder Kräuter auf, die für Allergiker im Laufe eines Kalenderjahres gesundheitsrelevant sein können. Eröffnet wird die Allergiesaison von den sogenannten Frühblühern. Der erste davon ist der Haselnussstrauch, bei dem es bereits im Dezember des Vorjahres zu einem ersten, schwachen Pollenausstoß kommen kann und der an der Monatswende Februar/März seinen Höhepunkt erreicht.