Vor geplanten Operationen mit erhöhtem Blutungsrisiko müssen direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) zur Gerinnungshemmung abgesetzt werden. Bisher werden dabei für Dabigatran zwei bis sieben und für Apixaban und Rivaroxaban zwei bis fünf Tage Pause vor der OP empfohlen. Doch nach Angaben eines Forscherteams um Anne Godier von der Universität Paris Descartes ist ein Abstand von zwei Tagen nicht ausreichend. In einer prospektiven Multicenterstudie mit dem Titel CORIDA (COncentration of RIvaroxaban, Dabigatran and Apixaban) hat sich bei den meisten Patienten ein zeitlicher Abstand von drei Tagen als ideal herausgestellt. Die Studie wurde kürzlich im European Heart Journal veröffentlicht.
Weniger Erfahrungen mit neuen Antikoagulanzien
Als Antikoagulation bezeichnet man Hemmung der Blutgerinnung durch die Gabe von entsprechenden Medikamenten. Vor einer Operation ist ein Absetzen der Mittel wichtig, um das Blutungsrisiko zu senken. Gleichzeitig ist damit ein erhöhtes thromboembolisches Risiko verbunden. Daher muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis gründlich abgewogen werden.
Mit den alten Gerinnungshemmern wie Marcumar oder Thrombozytenaggregationshemmern wie ASS und Clopidogrel haben Ärzte seit Jahrzehnten Erfahrung und wissen, wie lange sie vor und nach Operationen abgesetzt werden müssen. Bei den neuen oralen Thrombozytenaggregationshemmern Prasugrel und Ticagrelor und den Antikoagulanzien Rivaroxaban, Dabigatran und Apixaban (DOAKs) sieht es etwas anders aus. Daher untersuchten die Forscher das Nutzen-Risiko-Profil beim Absetzen der Medikamente.
An der Studie nahmen 422 Patienten, die eine DOAK-Dauertherapie erhielten, teil. 95 Prozent der Probanden wiesen Vorhofflimmern auf und sollten einer Operation unterzogen werden. Bei ihnen wurden die Antikoagulanzien im Durchschnitt 66 Stunden vor dem Eingriff abgesetzt. Als Zielwert vor einer Operation setzten die Forscher eine DOAK-Konzentration von unter 30 ng/ml an. In diesem Zielbereich waren jedoch nur 62 Prozent der Patienten nach einer DOAK-Pause von 25 bis 48 Stunden, aber 95 Prozent derer mit einem Intervall von 49 bis 72 Stunden. Bei einem Abstand 72 Stunden kam es bei 91 Prozent zu einer DOAK-Konzentration unter 30 ng/ml. Ob dieser Wert erreicht wurde, hing aber neben der Zeit auch noch von verschieden Faktoren wie einer Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min, einer Antiarrhythmikatherapie sowie einem Wechsel der Medikation vor der OP ab. Perioperative Blutungen traten bei sieben Prozent der Patienten auf.
Forscher empfehlen drei Tag Pause von DOAK-Therapie
Als unabhängige Risikofaktoren für Blutungen erwiesen sich Eingriffe, die grundsätzlich ein hohes Blutungsrisiko mit sich bringen sowie eine thrombozytenhemmende Therapie und eine Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min. Einen konkreten Einfluss der DOAK-Konzentration konnten die Forscher in dieser Studie nicht feststellen, was ihren Angaben zufolge zum Teil an den meist niedrigen Werten liegen könnte. Dennoch empfehlen sie, einen zeitlichen Abstand von drei Tagen vor einer OP einzuhalten. „Die wichtigste praktische Implikation ist, dass eine letzte DOAK-Einnahme drei Tage vor einem elektiven Eingriff mit hohem Blutungsrisiko bei fast allen Patienten eine minimale perioperative Konzentration sicherstellt, ohne die Notwendigkeit von Labortests“, so die Autoren.
Eine längere Unterbrechung der Gabe von Gerinnungshemmern sollte nach Angaben der Forscher empfohlen werden, wenn Dabigatran-Patienten eine Nierenfunktionseinschränkung aufweisen oder wenn Patienten unter Apixaban oder Rivaroxaban zusätzlich Antiarrhythmika erhalten. Die Ärzte betonen allerdings auch, dass ihre Ergebnisse noch in größeren prospektiven Studien mit klinischen Endpunkten (thrombotische bzw. Blutungskomplikationen) bestätigt werden müssten.
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