Vitiligo häufig von Schilddrüsenerkrankungen begleitet
Vitiligo ist eine chronische Hauterkrankung, bei der Pigmentstörungen in Form von weißen, scharf begrenzten Flecken auftreten, die sich im Laufe der Zeit ausweiten können. Sie wird daher auch Weißfleckenkrankheit genannt. Etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung leiden unter Vitiligo. In der Hälfte der Fälle tritt die Erkrankung vor dem 20. Lebensjahr auf.
Dass Vitiligo nicht nur ein kosmetisches Problem ist, ist heute vielfach bekannt. Weniger verbreitet ist jedoch die Erkenntnis, dass die Vitiligo häufig mit einer Schilddrüsenerkrankung einhergeht. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung der Schilddrüse bei Patienten mit Vitiligo um das Zweifache erhöht, das Risiko für eine Autoimmunkrankheit sogar um das 2,5-Fache.
Bei Vitiligo Screening auf Schilddrüsenerkrankungen gefordert
In den vergangenen Jahren wurden bereits mehrere Studien veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen Vitiligo und Schilddrüsenerkrankungen untersuchten. Ihre Ergebnisse waren allerdings uneinheitlich. Daher hat ein Forscherteam um Dr. Charlotte Vrijman von der Universität Amsterdam eine Metaanalyse veröffentlicht, in der 39 Studien ausgewertet wurden. Demnach wiesen Patienten mit Vitiligo besonders häufig, nämlich in 20,8 Prozent der Fälle, Antikörper gegen Schilddrüsenkomponenten auf. Schilddrüsenerkrankungen waren bei 15,1 Prozent und autoimmune Schilddrüsenerkrankungen bei 14,3 Prozent nachzuweisen.
In britischen Leitlinien wird anders als in Deutschland das Screening von Patienten mit Vitiligo auf Schilddrüsenerkrankungen empfohlen. Die Forscher der aktuellen Analyse sind der Ansicht, dass ihre Ergebnisse diese Empfehlungen stützen. Andere Experten sind der Meinung, für eine Empfehlung sei noch mehr Forschung zur Häufigkeit von Schilddrüsenerkrankungen bei Vitiligo, zur Kostenfrage und zur Belastung der Patienten durch ein Screening erforderlich. In Deutschland wird derzeit an einer Leitlinie gearbeitet, die bis zur nächsten Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft im Frühjahr 2013 in Dresden fertiggestellt sein soll.
Funktion der Schilddrüse für fast alle Organe wichtig
Die Funktion der Schilddrüse beeinflusst fast alle wichtigen Organe des menschlichen Körpers. Schilddrüsenhormone haben eine Wirkung auf die Skelett- und Muskelentwicklung, auf die Funktionen des Gehirns, des Herz- und Kreislaufsystems und der Fortpflanzungsorgane sowie auf Haut und Haare. Zu den Krankheiten, die in der Folge einer Fehlfunktion der Schilddrüse auftreten können, gehören Morbus Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis, Diabetes Mellitus Typ I oder auch Morbus Addison.
Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenerkrankung ist ein Jodmangel. Da dieser früher noch weit verbreitet war, kam es häufig zu einem sogenannten Kropf, einer krankhaften Vergrößerung der Schilddrüse. Als zweithäufigste Ursache von Schilddrüsenerkrankungen gelten immunologische Störungen. Wenn die Schilddrüse von einer Autoimmunerkrankung betroffen ist, spricht man von einer Autoimmunthyreoiditis oder einer Autoimmunthyreopathie.
Foto: nadine/fotolia.com