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Vitamin D und Calcium beugen gutartigem Lagerungsschwindel vor

Dienstag, 29. September 2020 – Autor:
Vitamin D und Calcium beugen Schwindelattacken beim gutartigen Lagerungsschwindel vor. Das zeigt eine koreanische Studie.
Drehschwindel, Schwindel, Schwindelattacke

Den Drehschwindel-Attacken beim gutartigen Lagerungsschwindel kann man mit Nahrungsergänzungsmitteln vorbeugen – Foto: ©Darren Baker - stock.adobe.com

Vitamin D und Calcium beugen Schwindelattacken beim gutartigen Lagerungsschwindel vor - und sind damit eine effektive Prophylaxe. Das zeigt eine koreanische Studie, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mitteilt.

Schwindel ist neben Kopfschmerzen ein sehr häufiges neurologisches Symptom. In Schwindel-Spezialsprechstunden wird am häufigsten (17,7 Prozent der Fälle) der benigne periphere paroxysmale Lagerungsschwindel (BPPV) diagnostiziert.

Auftreten von starkem Drehschwindel

Dabei kommt es plötzlich und attackenartig zum Auftreten von starkem Drehschwindel, der durch Kopf- und Körperbewegungen ausgelöst wird - typischerweise beim morgendlichen Aufrichten an die Bettkante. In Ruhe klingt die Attacke relativ schnell ab, kann aber bei erneuter Bewegung sofort wieder ausgelöst werden.

Ursächlich sind "Ohrsteinchen" (Otokonien), kleinste Kalkpartikel, die normalerweise fest im Gleichgewichtsorgan (Innenohr) verankert sind und dort eine physiologische Funktion erfüllen: sie vermitteln uns das Gefühl von der eigenen linearen Kopfbewegung im Raum.

Lagerungsschwindel oft ohne erkennbare Ursachen

Wenn sich ein solcher Partikel ablöst und in das Drehorgan (Bogengänge) gelangt, aktiviert er fälschlicherweise die Gleichgewichts-Sinneszellen, so dass im Gehirn eine Drehbewegung registriert wird, obwohl sich der Körper in Ruhe befindet.

In über 50 Prozent der Fälle tritt ein Lagerungsschwindel ohne erkennbare Ursache auf. Eine altersbedingte Degeneration der Otokonien scheint das Risiko zu verstärken. Ältere Menschen sind viel häufiger betroffen.

Nach Therapie häufig Rezidive

Als gutartig gilt der Lagerungsschwindel, weil er bei circa 70 Prozent der Betroffenen auch ohne Behandlung wieder abklingt - nach Tagen, Wochen, Monaten, in seltenen Fällen Jahren. Er neigt allerdings häufig zu Rezidiven - bis zu 56 Prozent innerhalb von zehn Jahren, 80 Prozent davon binnen des ersten  Jahres.

Die Patienten sind stark in ihren Alltagstätigkeiten beeinträchtigt, oft ist nicht einmal Laufen ohne Probleme möglich. Die Behandlung erfolgt mittels sogenannter Befreiungsmanöver; dabei bewegt der Arzt den Kopf des Patienten in einer bestimmten Abfolge von Lagerungspositionen, wodurch die Steinchen den Weg aus dem Bogengang heraus finden.

Patienten haben oft niedrige Vitamin-D-Spiegel

Frühere Untersuchungen ergaben, dass Lagerungsschwindel-Patienten oft erniedrigte Vitamin-D-Spiegel und eine erniedrigte Knochendichte aufweisen - was einem Calciummangel entspricht. Eine aktuelle Multicenterstudie untersuchte nun den Effekt einer Vitamin-D- und Calcium-Gabe zur Prophylaxe des Wiederauftretens des BPPV.

Nach erfolgreicher Behandlung mittels oben genannten Befreiungsmanövers wurden die Patienten zu gleichen Teilen randomisiert. Die 518 Patienten in der Interventionsgruppe erhielten, wenn ihr Vitamin-D-Spiegel zu niedrig war (<20 ng/ml ), oral ein Jahr lang täglich Vitamin D (800 I.U.) und Calcium (1000 mg). In der Kontrollgruppe wurden die 532 Patienten ohne Vitamin-D-Gabe nur nachbeobachtet.

Vitamin D und Calcium beugen gutartigem Lagerungsschwindel vor

Im Ergebnis war die jährliche Rückfallrate in der Interventionsgruppe mit 37,8 Prozent signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit 46,7 Prozent. Vitamin D und Calcium beugen also dem gutartigen Lagerungsschwindel vor. Der Vitamin-D-Spiegel war bei den behandelten Patienten innerhalb von zwei Monaten von anfangs 13,3 auf 24,4 ng/ml angestiegen und lag auch nach einem Jahr noch in diesem Bereich.

"Ein Vitamin-D-Mangel ist in Deutschland nicht selten, daher ist es insbesondere bei BPPV-Patienten mit häufigen Rezidiven oder nach unzureichendem Erfolg der Befreiungsmanöver sinnvoll, die Vitamin-D-Blutspiegel zu untersuchen und bei erniedrigten oder grenzwertigen Spiegeln eine Supplementierung zu beginnen", betont DGN-Schwindelexperte Prof. Christoph Helmchen, Leiter der Schwindelambulanz am UKSH Lübeck. Die aktuelle Studie erschien im Fachmagazin Neurology.

Foto: Adobe Stock/Darren Baker

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