
Vitamin D scheint Einfluss auf das Fortschreiten einer Krebserkrankung zu haben – Foto: ©tapaton - stock.adobe.com
Vitamin D-Präparate könnten das Risiko für das Fortschreiten einer Krebs- Erkrankung verringern. Das ergab die erneute Auswertung der VITAL-Studie durch Forscher der Harvard Medical School.
Seit vielen Jahren versuchen Wissenschaftler, den Zusammenhang zwischen Vitamin D und Krebs herauszufinden. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Menschen, die in der Nähe des Äquators leben, wo Sonnenlicht mehr Vitamin D produziert, eine geringere Inzidenz und Sterblichkeitsrate bei bestimmten Krebsarten aufweisen. In Krebszellen im Labor und in Mausmodellen verlangsamte Vitamin D das Fortschreiten des Krebses.
17 Prozent seltener metastasierter Krebs
Die Ergebnisse randomisierter klinischer Studien am Menschen haben jedoch keine klare Antwort geliefert. Die 2018 abgeschlossene Vitamin-D- und Omega-3-Studie (VITAL) ergab, dass Vitamin D die Gesamtinzidenz von Krebs nicht verringert, jedoch auf ein geringeres Risiko für Krebstodesfälle hinweist.
Forscher des Brigham and Women's Hospital haben die Untersuchung jetzt noch einmal unter die Lupe genommen. In einem in JAMA Network Open veröffentlichten Artikel berichtet das Team, dass Vitamin D mit einer Risikoreduktion von insgesamt 17 Prozent für fortgeschrittenen Krebs verbunden war.
38 Prozent seltener bei normalem Gewicht
Wenn nur Teilnehmer mit einem normalen Body-Mass-Index (BMI) betrachtet wurden, ergab sich sogar eine Risikoreduktion von 38 Prozent. Das deutet darauf hin, dass die Körpermasse die Beziehung zwischen Vitamin D und einem verringerten Risiko für fortgeschrittenen Krebs beeinflussen kann.
Die VITAL-Studie wurde über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren durchgeführt. Sie umfasste Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren, die zu Beginn der Studie keinen Krebs hatten.
Vitamin D und Omega-3 oder Placebo
Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt: Sie erhielten Vitamin D (2000 IE/Tag) plus Omega-3-Fettsäuren; Vitamin D plus Placebo; Omega-3-Fettsäuren plus Placebo; und Placebo und Placebo. VITAL fand keinen statistischen Unterschied in der Gesamtkrebsrate, aber die Forscher beobachteten eine Verringerung der krebsbedingten Todesfälle.
In ihrer Sekundäranalyse untersuchten Studien-Autorin Dr. Paulette Chandler und Kollegen den fortgeschrittenen (metastasierten oder tödlichen) Krebs bei Teilnehmern, die während der Studie Vitamin-D-Präparate einnahmen oder nicht einnahmen.
Vitamin D hemmt Fortschreiten einer Krebs-Erkrankung
Unter den mehr als 25.000 Teilnehmern der VITAL-Studie wurde bei 1.617 in den nächsten fünf Jahren invasiver Krebs diagnostiziert (Brust, Prostata, Darm, Lunge). Von den fast 13.000 Teilnehmern, die Vitamin D erhielten, wurde bei 226 fortgeschrittener Krebs diagnostiziert, verglichen mit 274, die das Placebo erhielten.
Von den 7.843 Teilnehmern mit einem normalen Body-Mass-Index (BMI unter 25), die Vitamin D einnahmen, wurde bei nur 58 ein fortgeschrittener Krebs diagnostiziert, bei denen, die das Placebo einnahmen, waren es 96. Vitamin-D hemmt also anscheinend das Fortschreiten einer Krebs-Erkrankung
Fettleibigkeit ungünstig für Vitamin-D-Aufnahme
Es gibt schon länger Hinweise darauf, dass die Körpermasse die Vitamin-D-Wirkung beeinflussen kann: Fettleibigkeit und damit verbundene Entzündungen können die Wirksamkeit von Vitamin D verringern, möglicherweise durch Verringerung der Empfindlichkeit des Vitamin D-Rezeptors oder durch Veränderung der Vitamin D-Signalübertragung.
Vitamin-D-Mangel ist bei Krebspatienten häufig. In einer Studie wurde eine Vitamin-D-Mangelrate von bis zu 72 Prozent bei Krebspatienten angegeben. Es gibt auch Hinweise darauf, dass höhere Körperfettmengen mit einem erhöhten Risiko für mehrere Krebsarten verbunden sind.
"Unsere Ergebnisse sowie Ergebnisse früherer Studien stützen die laufende Bewertung der Vitamin-D-Supplementierung zur Vorbeugung von metastasierendem Krebs", sagte Chandler. Zusätzliche Studien sollten sich auf Krebspatienten konzentrieren und die Rolle des BMI untersuchen.
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