Virologen wollen COVID-19 mit Chinin bekämpfen

Forscher untersuchen Chinin als mögliche Therapieoption bei COVID-19 – Foto: © Adobe Stock/ Zerbor
Die Suche nach geeigneten Therapien gegen COVID-19 läuft auf Hochtouren. Eine Spur führt zu Chinin, das seit jeher gegen fiebrige Erkältungskrankheiten eingesetzt wird. Chinin gehört außerdem zu den bekanntesten und ältesten Malariawirkstoffen. Es ist mit Hydroxychloroquin und Chloroquin verwandt, jene synthetisch hergestellten Malariamittel, die zu Beginn der Pandemie große Hoffnungen weckten, dann aber in klinischen Studien gescheitert sind. Chinin besitzt Eigenschaften, die es für die Behandlung der Malaria weniger effektiv machen als Hydroxychloroquin und Chloroquin. Doch genau diese Unterschiede könnten vorteilhaft bei der Therapie von SARS-CoV-2 sein, meinen Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Erlangen-Nürnberg.
Chinin wirkt antiviral und ist weniger toxisch als Hydroxychloroquin
„Chinin ist weniger toxisch als zum Beispiel Hydroxychloroquin und es erreicht sehr viel schneller höhere Plasmaspiegel“, sagt Professor Michael Schindler vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Tübingen. „Deshalb testeten wir in verschiedenen Zellkultursystemen, ob Chinin antivirale Aktivität gegen SARS-CoV-2 hat und wie potent der Wirkstoff im Vergleich zu Hydroxychloroquin und Chloroquin abschneidet“.
SARS-CoV-2 an Vermehrung gehindert
Die Experimente ergaben, dass Chinin die Vermehrung von SARS-CoV-2 hemmt. Je nach Art der Zellen wurden dafür unterschiedlich hohe Konzentrationen benötigt. Ähnliche Ergebnisse lassen sich auch mit Hydroxychloroquin erzielen – bloß dass letzteres toxischer ist und darum neideriger dosiert werden muss. Dem Forscherteam zufolge lassen sich mit Chinin 20-fach höhere Plasmaspiegel erreichen.
Chinin habe eine deutliche antivirale Wirkung gegen SARS-CoV-2, ein besseres Toxizitätsprofil in vitro und eine vorhersagbar bessere Plasmaverfügbarkeit im Vergleich zu Hydroxychloroquin und Chloroquin, schreibt das Forscherteam in seiner Veröffentlichung. Deshalb könnte Chinin eine breit anwendbare und günstige Therapieoption darstellen, um bei Menschen mit einer milden Covid-19 Symptomatik schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Ein weiterer Pluspunkt: Chininhaltige Präparate sind bereits seit langer Zeit auf dem Markt. Der bitter schmeckende Stoff aus der Rinde des Chinarindenbaums steckt zum Beispiel auch in Bitter Lemon, was dessen fiebersenkende Wirkung erklärt.
Allerdings müssen antivirale Medikamente immer ganz früh gegeben werden. Daran sind schon andere Kandidaten wie Remdesivir gescheitert.