Viren in der Luft: SARS-CoV-2 wird auch über Aerosol übertragen

Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist auch über Aerosole ansteckend. Ungelüftete enge Räume wie Aufzüge bieten dafür einen idealen Nährboden
Um Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus einzudämmen, ist es wichtig seine Übertragungswege zu kennen. Am Anfang der Epidemie ging man davon aus, dass Tröpfcheninfektionen den allergrößten Teil aller Ansteckungen verursachen, die Viren also von Gesicht zu Gesicht übertragen werden. Virushaltige Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen ausgeschieden werden, können bis zu zwei Meter weit fliegen. Darum die Abstandsregeln und die Empfehlung, "Alltagsmasken" zu tragen.
Zudem war schnell bekannt, dass das Coronavirus auch über Schmierinfektionen übertragen werden kann. Insbesondere auf glatten Oberflächen bleibt das Virus lange vermehrungsfähig und damit kontagiös. In Studien konnte gezeigt werden, dass SARS-CoV-2 auf glatten Oberflächen wie Kunststoff und Edelstahl bis zu 72 Stunden lang „überlebt“. Auf Kupfer und Papier wurden dagegen noch nach 4 bzw. 24 Stunden keine infektiösen Viren mehr gefunden. Darum die Regel mit dem Händewaschen und Handy & Co regelmäßig zu reinigen.
Studien zu Aerosolen und Coronavirus
Dass das SARS-CoV-2 Virus auch in der Luft stehen bleibt – so wie Masern oder Windpocken – dafür gab es anfangs keine Belege. Doch eine Reihe von Experimenten zur Stabilität von SARS-CoV-2 ergab, dass das Virus in „Aerosolen“ bis zum Ende des Experiments nach drei Stunden infektiös blieb. Diese Experimente fanden zwar unter Laborbedingungen statt, decken sich aber mit Real-Life-Studien. So wurden in drei Studien Coronavirus-RNA-haltige Aerosole in Luftproben der Ausatemluft von Patienten oder in der Raumluft in Patientenzimmern nachgewiesen. Aerosole sind unsichtbare Luftwolken, die Tröpfchenkerne, kleiner als 5 Mikrometer, enthalten.
Jede zehnte Infektionen über den Luftweg
Die US National Academies of Sciences geht mittlerweile davon aus, dass SARS-CoV-2 auch über die Ausatmung von SARS-CoV-2-Infizierten übertragen werden kann. Das Robert Koch-Institut führt zwar Studien mit gegenteiligen Ergebnissen an und meint, „eine abschließende Bewertung sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.“ Eine Übertragung von SARS-CoV-2 über Aerosole im normalen gesellschaftlichen Umgang sei „aber nicht auszuschließen“, so das RKI.
Das glaubt auch der Virologe und Epidemiologe Prof. Alexander Kekulé von der Universität Halle. Er vermutet, dass etwa zehn Prozent der Ansteckungen mit SARS-CoV-2 über Aerosole erfolgen. Weitere zehn Prozent über Schmierinfektionen und 80 Prozent über Tröpfcheninfektionen. Übliche Alltagsmasken schützen seiner Ansicht nach nicht vor einer Infektion über Aerosole. Dennoch haben Masken einen Vorteil: Wenn ein Infizierter eine Maske trägt, können die Tröpfchenkerne gar nicht erst in die Luft.
Vorsicht vor stickige Räumen
Da stickige Räume dem Coronavirus ideale Überlebensbedingungen bieten, sollte regelmäßig gelüftet werden. Wo das nicht geht, ist Vorsicht geboten: Aus Asien ist ein Fall bekannt, wo ein Infizierter mehrere Personen in einem Aufzug angesteckt hat. Diese Ansteckung fand wohl definitiv über Aerosole statt, da der Mann seine Mitfahrenden weder angeschaut noch angehustet haben soll.
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