22. März 2018 . Drucken . Darmmikrobiom Viele gängige Medikamente verändern die Darmflora Jedes vierte gängige Medikament hemmt das Wachstum von Bakterienarten im menschlichen Darm und verändert so die Darmflora. Damit erzeugt es Antibiotika-ähnliche Nebenwirkungen. Nicht nur Antibiotika, sondern auch andere gängige Medikamente beeinflussen die Darmflora Ein Forscherteam um Peer Bork vom European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg testete 1.079 gängige Medikamente und deren Einfluss auf 40 verschiedenen Bakterien aus dem menschlichen Darm. Ergebnis: 24 Prozent der Arzneien - keine Antibiotika - beeinflusste das Wachstum von jeweils mindestens einer Spezies im Mikrobiom. Der menschliche Darm enthält eine große Anzahl von Bakterienarten, die gemeinsam als Darmmikrobiom bezeichnet werden. Schon länger ist bekannt, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms große Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Auch bekannt ist, dass Antibiotika das Mikrobiom schädigen und Magen-Darm-Probleme wie Durchfall erzeugen können. Ein Viertel der Medikamente veränderte das Mikrobiom Bei 250 von 923 Arzneien zeigten sich Veränderungen im Mikrobiom. Dazu zählten Antipsychotika, das Diabetes-Medikament Metformin, Protonenpumpenhemmer gegen Reflux, Wirkstoffe zur Chemotherpie, Blutdrucksenker, Schmerzmittel und Antihistaminika. Das Ausmaß dieses Phänomens war bis jetzt unbekannt. Der in der Fachzeitschrift Nature erschienene Artikel ist der erste, der systematisch direkte Wechselwirkungen zwischen gängigen Arzneimitteln aller therapeutischen Klassen und einzelnen Darmbakterien beschreibt. Zum Vergleich wurden 156 Antibiotika und antiseptische Medikamente getestet. Viele Medikamente verändern die Darmflora - nicht nur Antibiotika "Die Anzahl der unterschiedlichen Medikamente, die als Kollateralschäden die Darm-Mikroben beeinträchtigen, war überraschend hoch", sagt Studienleiter Bork. "Diese Veränderung in der Zusammensetzung unserer Darmbakterien trägt zu Nebenwirkungen von Medikamenten bei, könnte aber Teil der positiven Wirkung der Medikamente sein." Ko-Autor Kiran Patil fügt hinzu: "Wir wissen noch nicht, wie die Medikamente auf die Mikroben abzielen und wie sich diese Effekte im menschlichen Organsimus manifestieren. Wir müssen diese Beziehungen noch eingehender untersuchen, da dieses Wissen unser Verständnis für die Wirksamkeit bestehender Medikamente dramatisch verbessern könnte." Gefahr von weiteren Antibiotika-Resistenzen Die Studie hebt auch das bisher unbekannte Risiko hervor, dass der Konsum nicht-antibiotischer Medikamente die Antibiotika-Resistenzen fördern könnte, da sich die generellen Resistenzmechanismen von Mikroben gegenüber bestimmten Medikamenten und Antibiotika weitgehend überschneiden. "Das ist beängstigend", sagt Co-Autor Nassos Typas, "wenn man bedenkt, dass wir viele nicht-antibiotische Medikamente im Laufe unseres Leben einnehmen, oft für lange Zeit. Dennoch werden nicht alle Medikamente die Darmbakterien beeinflussen und nicht alle werden Resistenzen fördern. In einigen Fällen löst die Resistenz gegen bestimmte Nicht-Antibiotika sogar die Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Antibiotika aus und eröffnet damit Wege für die Entwicklung optimaler Wirkstoffkombinationen." Jeder Mensch besitzt ein einzigartiges Darmmikrobiom Die Forscher wollen nun die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Mikroben in komplexen Darmmikrobengemeinschaften noch eingehender untersuchen. „Das wird uns dabei helfen wird, zu verstehen, wie Menschen manchmal auf dasselbe Medikament unterschiedlich reagieren", sagt Georg Zeller. Jeder Mensch besitzt ein einzigartiges Mikrobiom. Daher sind viele Arzneimittel-Mikroben-Interaktionen wahrscheinlich individuell und eröffnen Wege für personalisierte Arzneimitteltherapien, die auf das individuelle Darmmikrobiom abzielen, bilanzieren die Wissenschaftler. Foto: alex/fotolia.com Autor: Barbara Bückmann Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel
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