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Verhindert Bewegung tatsächlich Rückenschmerzen?

Sonntag, 27. August 2017 – Autor: anvo
Bei Rückenschmerzen raten Ärzte meist zu mehr Bewegung. Doch Studien zeigen, dass auch sehr aktive Menschen unter Kreuzschmerzen leiden. Nun zeigt eine Meta-Analyse: Bewegung verhindert nicht Rückenschmerzen an sich, aber wirkt deren Chronifizierung entgegen.
Körperliche Aktivität gegen Schmerzen

Körperliche Aktivität kann der Chronifizierung von Schmerzen entgegenwirken – Foto: ©lassedesignen - stock.adobe.com

Etwa jeder dritte Bundesbürger leidet regelmäßig unter Rückenschmerzen. Experten betonen immer wieder, dass vor allem Bewegung dem Leiden entgegenwirken kann. Neben Schonung und Entlastung soll also vor allem eine funktionsgerechte, nicht einseitige Belastung gut für das Muskel-Skelett-System sein. Doch auch sportlich aktive Menschen erleben immer wieder Schmerzen im Rücken, werden sogar von Hexenschuss und Bandscheibenvorfällen geplagt. Nun haben Forscher 36 prospektive Kohortenstudien auf die Wirksamkeit von regelmäßiger Bewegung gegen Rückenschmerzen untersucht.

Chronische Schmerzen bei körperlich Aktiven seltener

Das Wissenschaftlerteam um Dr. Rahman Shiri aus Helsinki hat bei Sichtung der Studien mit rund 158.000 Teilnehmern zunächst Überraschendes entdeckt: Bei körperlich aktiven Menschen traten Kreuzschmerzen nicht signifikant seltener auf als bei Bewegungsmuffeln. Bei denjenigen, die besonders viel Sport trieben – nämlich mehr als drei- bis viermal oder mehr als zwei bis vier Stunden pro Woche – traten Rückenschmerzen sogar um sechs Prozent häufiger auf. Bei denjenigen, die nur moderat aktiv waren, war die Wahrscheinlichkeit hingegen um sechs Prozent niedriger als bei denen, die gar keinen Sport trieben. Durch Rückenschmerzen bedingte Fehltage am Arbeitsplatz traten bei körperlich Aktiven und Inaktiven ähnlich häufig auf.

Untersuchten die Forscher jedoch nur die Fälle, bei denen die Rückenschmerzen chronisch waren, ergab sich ein anderes Bild. Als chronisch gelten Rückenschmerzen, wenn sie über mindestens drei Monate anhalten. Es zeigte sich, dass Menschen, die mindestens ein- bis zweimal pro Woche Sport trieben und zu Beginn der Studie noch keine Schmerzen aufwiesen, zu 11 Prozent seltener Probleme mit dem Kreuz bekamen als nichtaktive Teilnehmer. Dabei konnte auch ein Dosiseffekt nachgewiesen werden: Bei moderater Aktivität traten chronische Rückenschmerzen zu 14 Prozent seltener auf, bei Hochaktiven zu 16 Prozent seltener.

Bewegung kann episodische Rückenschmerzen nicht verhindern

Die Forscher schlussfolgern aus ihrer Studie, dass sich das Risiko für chronische Rückenschmerzen durch körperliche Aktivität durchaus verringern lässt. Doch episodisch auftretende Kreuzschmerzen, die fast alle Menschen früher oder später erleben, kann auch Sport nicht verhindern. Solche Schmerzen seien eher unspezifisch und ließen sich wohl auch durch Bewegung nicht ausschließen, so die Studienautoren. Sport kann also ein gelegentliches Zwacken im Rücken nicht verhindern – die Chronifizierung der Schmerzen aber unter Umständen schon.

Foto: © lassedesignen - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha
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