Verdacht auf Herzinfarkt? Keine Scheu vorm Notruf 112

Der Herzinfarkt zählt zu den besonders lebensbedrohlichen Notfällen. Hier kommt es auf jede Minute an. Die Deutsche Herzstiftung rät, bei Verdacht auf Herzinfarkt ohne zu zögern den Notarzt zu rufen. – Foto: AdobeStock/i-picture
Rund 44.500 Menschen starben im Jahr 2020 in Deutschland durch einen Herzinfarkt. Fast jeder Dritte dieser Herzinfarktpatienten stirbt noch bevor er ein Krankenhaus erreicht – und häufig deshalb, weil der Notarzt zu spät oder gar nicht alarmiert wurde. „Bei Herzinfarkt-Verdacht zögern immer noch viele Betroffene davor, den lebensrettenden Notruf 112 abzusetzen“, berichtet der Vorstandschef der Deutschen Herzstiftung, der Kardiologe Thomas Voigtländer.
Häufig geschehe dies aus Scheu davor, vor der eigenen Haustür den Rettungswagen stehen zu haben, oder weil die vorliegenden Symptome nicht als Herznotfall erkannt würden. „Dabei müsste dank der notfallmedizinischen und kardiologischen Infrastruktur hierzulande niemand mehr am Herzinfarkt sterben“, sagt Kardiologe Voigtländer. Die Herzstiftung richtet einen klaren Appell an potenziell Betroffene, Angehörige, Arbeitskollegen oder Passanten: Im Zweifelsfall die 112 wählen und „Verdacht auf Herzinfarkt“ angeben.
Zwei Dinge können sich im Herz bei einem Infarkt abspielen
Bei einem Herzinfarkt können zwei Dinge passieren: ein Zusammenbruch der Pumpleistung durch Herzrhythmusstörungen; oder ein Gefäßverschluss, der das dahinterliegende Herzgewebe irreparabel zerstört. Im ersten Fall kommt es zu bösartigen Herzrhythmusstörungen („Kammerflimmern“). Die Pumpfunktion des nur noch flimmernden Herzmuskels kommt zum Erliegen, der Patient verstirbt innerhalb weniger Minuten am plötzlichen Herztod. Im zweiten Fall kann durch den Infarkt ein größerer Teil des Herzmuskels (durch Gefäßverschluss und darauf folgenden Sauerstoffmangel) irreparabel zerstört werden; der Patient entwickelt dadurch akut oder auch langfristig eine Herzschwäche.
Beim Herzinfarkt zählt jede Minute
„Beim Herzinfarkt zählt jede Minute – nach dem Prinzip: Zeit ist Herzmuskel“, betont der Vorstandschef der Herzstiftung. „Deshalb ist bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort der Rettungsdienst mit der Notrufnummer 112 zu alarmieren.“ Gleiches gelte auch bei anderen Herznotfällen wie einer akut entgleisten Herzschwäche oder bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, die ohne einen Infarkt auftreten.
Herzinfarkt-Verdacht: Auf diese Warnzeichen achten!
Typische Herzinfarkt-Symptome sind nach Angaben der Deutschen Herzstiftung insbesondere folgende Symptome:
- plötzlich einsetzende, stechende, starke Schmerzen überwiegend im Brustkorb, die länger als fünf Minuten anhalten und sich auch in Ruhe nicht bessern
- kalter Schweiß
- Blässe
- Übelkeit
- Atemnot
- Unruhe.
Besonderheit der Schmerzen beim Herzinfarkt
Typisch für den Herzinfarkt sind Schmerzen in der Brustkorbmitte direkt hinter dem Brustbein. Die Schmerzen können in den linken Arm, den Hals oder Kiefer ausstrahlen. Ein bisschen tückisch ist, dass Herzinfarkt-Schmerzen bisweilen auch nur im Rücken zwischen den Schulterblättern oder im Oberbauch auftreten.
Corona-Patienten: Erhöhtes Risiko für Herzprobleme
Die Deutsche Herzstiftung registriert, dass es unter Covid-19-Patienten zu Herz-Kreislauf-Komplikationen kommen kann – und zwar auch dann, wenn sie die Infektion an sich überstanden haben, wenn sie nicht ins Krankenhaus mussten und bei ihnen keine entsprechenden Vorerkrankungen vorlagen. Darauf deute eine aktuelle US-Studie hin, für die Daten aus den Pandemiewellen vor den Delta- und Omikron-Varianten von Sars-CoV-2 ausgewertet wurden. Zu den erfassten Herz-Ereignissen zählen demnach: Herzinfarkt, Schlaganfall, akute Herzmuskelschwäche, Herzentzündungen oder Herzrhythmusstörungen. Der Kardiologe Voigtländer rät deshalb: „Wer eine Coronavirus-Erkrankung hinter sich hat, sollte aufmerksamer für mögliche Herz-Ereignisse sein.“