Veränderte Ernährungsgwohnheiten: Warum Marcumar im Alter oft nicht das richtige Mittel ist

Marcumar hemmt die Blutgerinnung. Doch im Alter fehlt oft der Gegenspieler Vitamin K und das Blut wird gefährlich dünn. – Foto: ©pairhandmade - stock.adobe.com
Jahrelang hat die Marcumar-Therapie gut funktioniert. Doch plötzlich schießt der INR-Wert durch die Decke. Die Zielwerte zwischen 2 und 3,5 werden nicht mehr erreicht, auch nach Absetzen des Cumarins bleibt der INR weit über dem Zielbereich. Jetzt ist Gefahr im Verzug: Denn hohe INR-Werte sind ein Indikator für zu dünnes Blut, die Blutgerinnung funktioniert nicht mehr richtig. Innere Blutungen können jederzeit auftreten – das größte Risiko einer Marcumar-Therapie.
Das Risiko von Marcumar sind Blutungen
Marcumar wird zur Blutverdünnungstherapie eingesetzt, um Thrombosen, Schlaganfälle und Embolien durch Blutgerinnsel zu verhindern. Dafür blockiert der Gerinnungshemmer Vitamin K in der Leber, das zur Bildung von Blutgerinnungsfaktoren notwendig ist. Ohne dieses Vitamin kann der Körper nicht in ausreichendem Maß Gerinnungsfaktoren herstellen, somit gerinnt das Blut langsamer und die Patienten bluten länger. Der INR-Wert gibt den Faktor an, um den die Gerinnungszeit des Blutes durch die Einnahme eines Gerinnungshemmers verlängert wird.
Entgleiste INR-Werte oft eine Frage der Ernährung
Hausärzte sehen Entgleisungen des INR-Wertes täglich. Insbesondere ältere Patienten, die Marcumar meist aufgrund von Vorhofflimmern zur Schlaganfallprophylaxe einnehmen, sind gefährdet. Denn Marcumar braucht einen Gegenspieler: das Vitamin K. Das aber fehlt oft, weil im Alter der Appetit nachlässt oder vieles nicht mehr vertragen wird. Gerade Vitamin K haltige Lebensmittel wie Kohl oder Sauerkraut stehen dann meist nicht mehr auf dem Speiszettel. Hinzukommt, dass man mit zunehmendem Lebensalter empfindlicher gegenüber Marcumar wird und geringere Dosierungen benötigt.
Der Hausarzt sollte deshalb unbedingt nach veränderten Essgewohnheiten fragen. Zwar können auch andere Faktoren wie Leberfunktionsstörungen oder eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten eine verzögerte Blutgerinnung verursachen. Doch gerade im Alter ist eine Mangelernährung bzw. eine Unterversorgung mit Vitamin K sehr wahrscheinlich.
Direkte Antikoagulanzien im Alter die bessere Wahl
Für solche Patienten ist Marcumar nicht mehr die richtige Therapie. Mit den direkten Antikoagulanzien gibt es heute Alternativen zu dem Vitamin-K-Antagonisten. Diese sogenannten DOAKs sind direkte Faktor Xa-Inhibitoren und funktionieren unabhängig von der Ernährung.
Studien haben gezeigt, dass sie ebenso gut thromboembolische Ereignisse wie den Schlaganfall und Lungenembolien verhindern können, aber bei den Hirnblutungen deutlich besser abschneiden als Marcumar. Außerdem ist die Einnahme einfacher, da der INR-Wert nicht mehr so oft kontrolliert werden muss und es eine Standarddosis gibt.
Allerdings ist die Therapie mit den direkten oralen Antikoagulanzien ungefähr 20 Mal so teuer wie eine Marcumartherapie. Die Kosten könnten ein Grund sein, warum Hausärzte häufig viel zu lange zögern, ihre Patienten von Marcumar auf eine andere Antikoagulationstherapie umzustellen.
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