Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Veränderte Ernährungsgwohnheiten: Warum Marcumar im Alter oft nicht das richtige Mittel ist

Donnerstag, 28. März 2019 – Autor:
Marcumar braucht Vitamin K als Gegenspieler. Gerade aber ältere Menschen leiden oft an einem Vitamin K Mangel, weil sie nicht mehr so viel essen können. Das Blut kann dann gefährlich dünn werden.
Marcumar, Ernährung

Marcumar hemmt die Blutgerinnung. Doch im Alter fehlt oft der Gegenspieler Vitamin K und das Blut wird gefährlich dünn. – Foto: ©pairhandmade - stock.adobe.com

Jahrelang hat die Marcumar-Therapie gut funktioniert. Doch plötzlich schießt der INR-Wert durch die Decke. Die Zielwerte zwischen 2 und 3,5 werden nicht mehr erreicht, auch nach Absetzen des Cumarins bleibt der INR weit über dem Zielbereich. Jetzt ist Gefahr im Verzug: Denn hohe INR-Werte sind ein Indikator für zu dünnes Blut, die Blutgerinnung funktioniert nicht mehr richtig. Innere Blutungen können jederzeit auftreten – das größte Risiko einer Marcumar-Therapie.

Das Risiko von Marcumar sind Blutungen

Marcumar wird zur Blutverdünnungstherapie eingesetzt, um Thrombosen, Schlaganfälle  und Embolien durch Blutgerinnsel zu verhindern. Dafür blockiert der Gerinnungshemmer Vitamin K in der Leber, das zur Bildung von Blutgerinnungsfaktoren notwendig ist. Ohne dieses Vitamin kann der Körper nicht in ausreichendem Maß Gerinnungsfaktoren herstellen, somit gerinnt das Blut langsamer und die Patienten bluten länger. Der INR-Wert gibt den Faktor an, um den die Gerinnungszeit des Blutes durch die Einnahme eines Gerinnungshemmers verlängert wird.

Entgleiste INR-Werte oft eine Frage der Ernährung

Hausärzte sehen Entgleisungen des INR-Wertes täglich. Insbesondere ältere Patienten, die Marcumar meist aufgrund von Vorhofflimmern zur Schlaganfallprophylaxe einnehmen, sind gefährdet. Denn Marcumar braucht einen Gegenspieler: das Vitamin K. Das aber fehlt oft, weil im Alter der Appetit nachlässt oder vieles nicht mehr vertragen wird. Gerade Vitamin K haltige Lebensmittel wie Kohl oder Sauerkraut stehen dann meist nicht mehr auf dem Speiszettel. Hinzukommt, dass man mit zunehmendem Lebensalter empfindlicher gegenüber Marcumar wird und geringere Dosierungen benötigt.

Der Hausarzt sollte deshalb unbedingt nach veränderten Essgewohnheiten fragen. Zwar können auch andere Faktoren wie Leberfunktionsstörungen oder eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten eine verzögerte Blutgerinnung verursachen. Doch gerade im Alter ist eine Mangelernährung bzw. eine Unterversorgung mit Vitamin K sehr wahrscheinlich.

Direkte Antikoagulanzien im Alter die bessere Wahl

Für solche Patienten ist Marcumar nicht mehr die richtige Therapie. Mit den direkten Antikoagulanzien gibt es heute Alternativen zu dem Vitamin-K-Antagonisten. Diese sogenannten DOAKs sind direkte Faktor Xa-Inhibitoren und funktionieren unabhängig von der Ernährung.

Studien haben gezeigt, dass sie ebenso gut thromboembolische Ereignisse wie den Schlaganfall und Lungenembolien verhindern können, aber bei den Hirnblutungen deutlich besser abschneiden als Marcumar. Außerdem ist die Einnahme einfacher, da der INR-Wert nicht mehr so oft kontrolliert werden muss und es eine Standarddosis gibt.

Allerdings ist die Therapie mit den direkten oralen Antikoagulanzien ungefähr 20 Mal so teuer wie eine Marcumartherapie. Die Kosten könnten ein Grund sein, warum Hausärzte häufig viel zu lange zögern, ihre Patienten von Marcumar auf eine andere Antikoagulationstherapie umzustellen.

Foto: © pairhandmade - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Blutgerinnungshemmer , Vorhofflimmern , Schlaganfall

Weitere Nachrichten zum Thema Gerinnungshemmer

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin