VegMed: Veganer haben wahrscheinlich ähnliche Gesundheitsvorteile wie Vegetarier
Vegetarier essen kein Fleisch – und leben dadurch tendenziell gesünder als der fleischessende Durchschnittsbürger. Studien zeigen, dass sie besonders im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein geringeres Krankheitsrisiko haben. Der Grund liegt wahrscheinlich in ihrer Lebensmittelauswahl: Ein größerer Verzehr von Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen senkt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen um 15 bis 35 Prozent, so das Ergebnis einer Metaanalyse aus England. Eine Langzeitstudie aus den USA mit mehr als 500.000 Teilnehmern zeigte bei Männern mit dem höchsten Fleischverzehr ein um 27 Prozent und bei Frauen ein um 50 Prozent höheres kardiovaskuläres Sterblichkeitsrisiko. Selbst wenn übrige Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Sport und soziodemografische Parameter ausgeklammert werden, bleiben die Vorteile einer vegetarischen Ernährung offensichtlich erhalten. In einer Vergleichsstudie hatten Vegetarier, unabhängig von ihren sonstigen Lebensgewohnheiten, ein um 36 Prozent niedrigeres Risiko ein metabolisches Syndrom zu entwickeln – das ist eine Mischung aus Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Übergewicht und Diabetes.
Positive Effekte vegetarischer Ernährung auf Gesundheit
Während die Zusammenhänge zwischen vegetarischer Ernährung und Gesundheit mittlerweile recht gut erforscht sind, ist die Studienlage zur veganer Lebensweise noch recht dünn. Veganer essen überhaupt keine tierischen Produkte, also auch keine Eier und Milch, und ernähren sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten. „Auch die beiden größten epidemiologischen Studien, die die Gesundheit von Vegetariern und Nicht-Vegetariern miteinander vergleichen, hatten bei insgesamt mehr als 150.000 Probanden nur einen relativ geringen Anteil an Veganern", erklärte Ernährungswissenschaftler Markus Keller auf dem Fachkongresses VegMed am Samstag in Berlin. Trotz geringer Teilnehmerzahlen ließen sich aus den Studien aber zahlreiche positive Gesundheitswirkungen ablesen, meint der Ernährungsexperte.
Veganer kompensieren fehlende Nährstoffe, sind extrem gut aufgeklärt
Seiner Einschätzung nach sind Veganer heute besser denn je über mögliche Nährstoffmängel einer rein pflanzlichen Ernährung aufgeklärt. Kritisch seien etwa Nährstoffe wie Vitamin B12 und Kalzium. Die kommen in tierischen Produkten von Natur aus reichlich, in pflanzlichen Lebensmitteln jedoch so gut wie gar nicht vor. Fast alle Veganer würden heute aber die fehlenden Nährstoffe durch Nahrungsergänzungsmittel kompensieren. Viele wüssten extrem gut über Ernährung Bescheid. „Die vegane Ernährungsweise ist heute eher mit Gesundheit denn mit Mangel verbunden“, sagte Keller der Nachrichtenagentur dpa.
Die VegMed ist ein gemeinsames Projekt des Vegetarierbunds Deutschland (VEBU) und der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde. Der Fachkongress verfolgt das Ziel, die pflanzenbetonter Ernährung in Medizin und Gesellschaft wissenschaftlich zu etablieren. „Die meisten Zivilisationskrankheiten sind direkt oder indirekt mit unseren Ernährungsweisen gekoppelt“, fasste Prof. Claus Leitzmann, ehemaliger Leiter des Gießener Instituts für Ernährungswissenschaften – zusammen. Einer vegetarischen Vollwertkost könne bei Prävention und Behandlung zahlreicher Erkrankungen eine wichtige Rolle zukommen. Auch die Amerikanische Gesellschaft der Ernährungswissenschaftler (ADA) vertritt die Position, dass eine vegetarische Kostform einen gesundheitlichen Nutzen für Prävention und Behandlung bestimmter Erkrankungen hat.
Nach Angaben des VEBU leben in Deutschland rund sieben Millionen Vegetarier und 900.000 Veganer – Tendenz steigend.
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