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Valsartan-Rückruf: Was sollten Patienten jetzt tun?

Freitag, 10. August 2018 – Autor: anvo
Wegen des Rückrufs von Chargen des Blutdrucksenkers Valsartan sind viele Herzpatienten verunsichert. Die Deutsche Herzstiftung warnt jedoch davor, das Medikament einfach abzusetzen. Betroffene sollten mit ihrem Hausarzt sprechen und gegebenenfalls auf eine Alternative umsteigen.
Valsartan-Rückruf

Seit Anfang Juli werden Chargen des Blutdrucksenkes Valsartan zurückgerufen – Foto: ©hafakot - stock.adobe.com

Mehrere Präparate, die den blutdrucksenkenden Wirkstoff Valsartan enthalten, wurden seit Anfang Juli von den Aufsichtsbehörden zurückgerufen. Grund ist eine produktionsbedingte Verunreinigung durch den wahrscheinlich krebserregenden Stoff N-Nitrosodimethylamin beim chinesischen Zulieferer. Betroffen sind zum jetzigen Zeitpunkt Nachahmerprodukte (Generika) der Originalprodukte. Es ist möglich, dass noch weitere Sartane von der Verunreinigung betroffen sind.

Viele Patienten sind nun verunsichert und fragen sich, ob ihr Valsartan-Präparat auch verunreinigt wurde. Sie überlegen, auf welches andere Valsartan sie umsteigen können, ob sie es ganz absetzen oder durch ein anderes Sartan ersetzen sollen. Die Deutsche Herzstiftung rät betroffenen Patienten, ihren Hausarzt aufzusuchen und um eine Alternative zu bitten. Einfach absetzen sollte man die Medikamente jedoch nicht.

Herzpatienten sollten mit ihrem Hausarzt sprechen

Mittlerweile hat sich bestätigt, dass die zurückgerufenen Valsartan-Tabletten bis zu 22 Mikrogramm pro Tablette NDMA enthalten. Konkrete Grenzwerte für die täglich erlaubte Menge von NDMA gibt es nicht. Die mittlere Aufnahme von Nitrosaminen aus Lebensmitteln wird auf insgesamt 0,3 Mikrogramm pro Tag geschätzt. Bei Menschen, die täglich 20 Zigaretten rauchen, kann die Belastung mit Nitrosaminen auf 17 bis 85 Mikrogramm pro Tag ansteigen. Eine aktuelle Übersicht über die mit NDMA verunreinigten Valsartan-haltigen Präparate ist auf der Website der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.) abrufbar.

„In der Regel sollten Betroffene auf ein anderes gleichdosiertes Valsartan-Präparat umsteigen, das nicht von der Verunreinigung betroffen ist“, empfiehlt der Kardiologe und Pharmakologe Professor Dr. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. Spätestens bei der Ausstellung eines neuen Rezepts sollte die Umsetzung auf ein anderes, nicht betroffenes Valsartan oder ein anderes Sartan, beispielsweise Candesartan oder Telmisartan, in gleich effektiver Dosierung erfolgen. „Generell sollten Blutdrucksenker nicht abgesetzt werden“, warnt Meinertz. Ein plötzliches Absetzen kann bei Bluthochdruck-Patienten Blutdruckspitzen erzeugen, die Herz und Kreislauf gefährlich belasten können.

Tatsächliche Gesundheitsgefahr noch unbekannt

Ob für Patienten, die über lange Jahre mit NDMA verunreinigtes Valsartan eingenommen haben, die Gefahr besteht, an Krebs zu erkranken, sollte nun wissenschaftlich untersucht werden, fordert die Deutsche Herzstiftung. Zum Schutz der Patienten gilt es darüber hinaus, die bisherigen Kontrollmechanismen zu überprüfen. Im Fall der verunreinigten Valsartan-haltigen Präparate hatte die chinesische Hersteller-Firma der europäischen Aufsichtsbehörde (EDQM) gemäß der rechtlichen Bestimmungen gemeldet, den Wirkstoff nach einem veränderten Verfahren zu produzieren. Nach Angaben des Herstellers gab es keinen Hinweis darauf, dass es aufgrund der neuen Synthese zur Verunreinigung mit der potenziell krebserzeugenden Substanz kommen könnte. Auch die Experten der EDQM hatten aufgrund der vom Hersteller vorgelegten Unterlagen keinen Verdacht geschöpft. Das deutet auf Lücken im Prüfverfahren hin.

Foto: © hafakot - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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