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UV-Roboter desinfizieren jetzt Krankenzimmer

Samstag, 12. Dezember 2020 – Autor:
Ferngesteuert aus sicherer Distanz sollen Desinfektionsroboter mithilfe von UV-Licht Patientenzimmer, OPs und Isolierstationen von Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und Pilzen befreien. Hierfür will die EU-Kommission 200 solche Geräte anschaffen und europaweit auf Kliniken verteilen.
UV-Licht-Desinfektionsroboter im Krankenzimmer

UV-Licht wird seit Jahrzehnten in der Lebensmittelindustrie oder beim Schwimmbadwasser zur Desinfektion genutzt. In der COVID-19-Pandemie soll es auch in Krankenhäusern ausprobiert werden.

Das Coronavirus wird zwar in erster Linie über Aerosole in der Luft verbreitet, die durch Ausatmen entstehen und durch Einatmen zur Gefahr werden. Aber dort, wo viele Menschen auf wenig Raum sind – wie in öffentlichen Verkehrsmitteln und besonders in Krankenhäusern – ist die Flächendesinfektion als Vorsichtsmaßnahme stärker ins Bewusstsein gerückt. Denn hier ist die Gefahr größer, Flächen zu berühren, die mit Keimen belastet sein können. Außerdem kann das in Pandemiezeiten verstärkt eingesetzte Reinigungspersonal seinerseits zur Verbreitung von Viren beitragen. Und es ist bei seinem Kampf gegen Keime selbst einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Die EU will jetzt 200 Roboter anschaffen, die durch den Einsatz von UV-Licht Patientenzimmer in Krankenhäusern desinfizieren können – vom Personal gesteuert aus sicherer Distanz.

„Roboter kann Krankenzimmer in 15 Minuten desinfizieren"

Nach Aussagen von Kommissionschefin Ursula von der Leyen will die EU 200 Desinfektionsroboter anschaffen und europaweit an Kliniken verteilen. Deren Desinfektionswirkung beruht auf der chemikalienfreien Abtötung von Erregern mittels UV-C-Licht. „Die Roboter brauchen nur rund 15 Minuten, um ein Patientenzimmer mit Hilfe von ultraviolettem Licht zu desinfizieren“, sagt Tobias Henninger, Technischer Direktor Gesundheit und Senioren beim Gebäudedienstleister Sodexo in Rüsselsheim. Die Stärke dieser Technik werde in Eingriffsräumen und Isolierstationen besonders deutlich: „Der Roboter fährt als Vorkommando in den menschenleeren Raum. Keime, Bakterien und Pilze (Biomaterial) werden an Boden, Wänden, Decke und in der Luft in wenigen Minuten abgetötet.“

Desinfektionsroboter: Fernsteuerung per Kamera

Das Reinigungspersonal überwacht und lenkt den Roboter aus sicherer Distanz per Kamera. Laut Sodexo ist die Desinfektion per UV-Roboter deutlich effektiver als die rein manuelle; das Infektionsrisiko für Patienten und Krankenhauspersonal und nicht zuletzt die Reinigungscrew sei geringer als bei herkömmlichen Desinfektionsmethoden. Damit Desinfektionsmittel in Coronazeiten wirken, ist es wichtig, dass sie richtig angewandt werden.

UV-C-Licht desinfiziert auch Schwimmbadwasser

UV-C-Licht gilt Experten zufolge als viruzid, kann also Viren inaktivieren. Das ist allerdings nichts Neues. Ultraviolettes Licht zum Abtöten von Viren, Bakterien und Pilzen kommt bisher vor allem in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz. Seit über 20 Jahren wird diese Technik auch zur Desinfektion des Badebeckenwassers in Schwimmbädern eingesetzt. Obwohl es die Technologie bereits seit Jahrzehnten gibt, konnte sie sich außerhalb industrieller Anwendungen bislang nicht durchsetzen. „Die Reinigung funktioniert, es hängt aber davon ab, wie groß der Abstand der Lampen zu den Oberflächen ist“, sagt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt. „Grundsätzlich gilt beim Einsatz von UV-Technik ohnehin, dass dieser nur in Räumen geschehen soll, in denen sich nicht zeitgleich Personen aufhalten. Denn das UV-Licht kann auch zu Hautschäden führen und letztendlich auch zu Schäden am Auge.“

Der Gebäudedienstleister Sodexo hat die Technologie nach eigenen Angaben bereits seit mehreren Jahren in den USA und Großbritannien im Einsatz. Im September testete Sodexo den Roboter mit UV-Licht erstmals auch in Deutschland. Seit dem 1. Dezember ist der Desinfektionsroboter demnach bereits an einem deutschen Universitätsklinikum im Einsatz. Sodexo ist ein weltweit tätiger Konzern für Gebäudedienstleistungen mit Hauptsitz in Frankreich. Das deutsche Tochterunternehmen belegt innerhalb seine Branche im Inland Platz zehn. Diese ergibt sich aus der Rangliste des Marktforschungsunternehmens Lünendonk für Unternehmen des Facility Managements für das Jahr 2020.

Foto: AdobeStock/asdf

Hauptkategorie: Corona
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