Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

UV + HPV = weißer Hautkrebs

Montag, 4. Dezember 2017 – Autor:
Humane Papillomviren (HPV) lösen offenbar auch dann weißen Hautkrebs aus, wenn das Virus im Tumor nicht aufzufinden ist. Das haben Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum jetzt nachweisen können.
HPV und weißer Hautkrebs: Das DKFZ sieht den Zusammenhang belegt

HPV und weißer Hautkrebs: Das DKFZ sieht den Zusammenhang belegt – Foto: ©bmf-foto.de - stock.adobe.com

Mit mehr als 100.000 Fällen pro Jahr ist weißer Hautkrebs der mit Abstand häufigste Krebs in Deutschland. Dass UV-Strahlen für seine Entstehung verantwortlich sind, ist unbestritten. Der Verdacht, dass auch Humane Papillomviren (HPV) den hellen Hautkrebs fördern, besteht seit einigen Jahren. Jetzt haben Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) diesen Zusammenhang bestätigen können. Demnach ergibt sich aus UV-Licht und Papillomviren eine krebsfördernde Mischung, insbesondere bei Organtransplantierten.

Kutane Papillomviren lassen Zellen entarten

Bei den hautkrebsauslösenden Viren handelt es sich um kutane Papillomviren. Diese HPV-Untergruppe befällt ausschließlich die Haut und fast jeder Mensch steckt sich im Laufe seines Lebens einmal damit an. Gesunde können die Infektion gut abwehren, im Alter ändert sich das jedoch oft. Besonders gefährdet sind Empfänger von Spenderorganen, deren Immunsystem langfristig mit Medikamenten unterdrückt wird.

In der Untersuchung nutzten die Forscher um Frank Rösl Mäuse, die sich genau wie der Mensch in der Regel schon kurz nach der Geburt mit Papillomviren infiziert hatten. Die Forscher verglichen die virusinfizierten Tiere mit Artgenossen, die völlig frei von Viren aufgezogen wurden. Anschließend wurden alle Tiere mit einer Dosis von UV-Licht bestrahlt, wie sie während eines Urlaubs am Mittelmeer üblich ist. Daraufhin entwickelten nur virusinfizierte Tiere weißen Hautkrebs (Plattenepithelkarzinome), nicht aber die virusfreien Kontrolltiere.

Erstmals HPV als Ursache in Virusfreie Tumoren nachgewiesen

Rund die Hälfte der Hauttumore wies eine Verhornung auf, die andere Hälfte nicht. Während die verhornten Tumoren große Mengen Viren enthielten, wie man sie auch bei Krebsvorstufen (der so genannten Aktinischen Keratose) beim Menschen findet, war in der anderen Gruppe kein Virus nachweisbar. Dieses Phänomen ist auch von Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomen der Fall und diente bislang als Hauptargument gegen die Beteiligung der kutanen Papillomviren an der Krebsentstehung. „Wir zeigen hier zum ersten Mal, dass die Virusmenge mit der Differenzierung des Tumors zusammenhängt. Dieser Zusammenhang wurde in früheren Studien an Biopsien von Patienten nie eingehend untersucht“, so Daniel Hasche, Erstautor der Studie.

Die Forscher konnten nun nachweisen, dass die Papillomviren sehr wohl an der Entstehung des weißen Hautkrebses beteiligt waren, auch wenn der Tumor selbst kein Virus mehr enthält. Zum einen belegten Antikörper im Blut der Tiere eine vorangegangene Virusinfektion. Zum anderen hatten die virusfreien Tumore auffällig oft Mutationen im Gen p53. Dieser sogenannte „Wächter des Genoms“ ist auch bei einem Großteil der Plattenepithelkarzinome beim Menschen defekt, was die Zellen ungehindert wachsen lässt. „Das unkontrollierte Wachstum der Zellen lässt den Tumor weiter entarten. Das verhindert, dass sich die Viren, die nun für das Tumorwachstum überflüssig geworden sind, weiter vermehren können“, erläutert Frank Rösl. „Das ist der erste direkte Beleg für den tumorfördernden Einfluss von kutanen Papillomviren in einem natürlichen System, das große Ähnlichkeit mit der Situation von Patienten aufweist.“

Der Krebsforscher hält die Erkenntnisse für ein wichtiges Argument dafür, dass auch Impfstoffe gegen kutane Papillomviren entwickelt werden sollten. Eine vorbeugende Impfung sei besonders für Empfänger von Organtransplantaten von Bedeutung. Laut Rösl haben diese Patienten ein bis zu 250-fach erhöhtes Risiko, an weißem Hautkrebs zu erkranken.

Foto: © bmf-foto.de - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Hautkrebs

14.08.2015, aktualisiert: 02.07.2018

Heller Hautkrebs wird immer öfter diagnostiziert. Pro Jahr gibt es in Deutschland mehr als 250.000 Neuerkrankungen. Er ist weniger gefährlich als der schwarze Hautkrebs, dennoch muss er entfernt werden. Woran er zu erkennen ist.

15.05.2018

Im Nagelstudio perfekt modellierte und lackierte Fingernägel sind ein modisches Accessoire. Getrocknet und gehärtet wird der Lack mit ultravioletter Strahlung. Könnte diese UV-Strahlung das Risiko für weißen Hautkrebs erhöhen?

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Kinder bekommen normalerweise keinen Hautkrebs – es sei denn sie leiden an der seltenen Erbkrankheit Xeroderma Pigmentosum (XP). Gesundheitsstadt Berlin sprach mit dem XP-Spezialisten Prof. Steffen Emmert über die Fortschritte in der Diagnostik und die Suche nach einer wirksamen Therapie.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin