Mit mehr als 100.000 Fällen pro Jahr ist weißer Hautkrebs der mit Abstand häufigste Krebs in Deutschland. Dass UV-Strahlen für seine Entstehung verantwortlich sind, ist unbestritten. Der Verdacht, dass auch Humane Papillomviren (HPV) den hellen Hautkrebs fördern, besteht seit einigen Jahren. Jetzt haben Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) diesen Zusammenhang bestätigen können. Demnach ergibt sich aus UV-Licht und Papillomviren eine krebsfördernde Mischung, insbesondere bei Organtransplantierten.
Kutane Papillomviren lassen Zellen entarten
Bei den hautkrebsauslösenden Viren handelt es sich um kutane Papillomviren. Diese HPV-Untergruppe befällt ausschließlich die Haut und fast jeder Mensch steckt sich im Laufe seines Lebens einmal damit an. Gesunde können die Infektion gut abwehren, im Alter ändert sich das jedoch oft. Besonders gefährdet sind Empfänger von Spenderorganen, deren Immunsystem langfristig mit Medikamenten unterdrückt wird.
In der Untersuchung nutzten die Forscher um Frank Rösl Mäuse, die sich genau wie der Mensch in der Regel schon kurz nach der Geburt mit Papillomviren infiziert hatten. Die Forscher verglichen die virusinfizierten Tiere mit Artgenossen, die völlig frei von Viren aufgezogen wurden. Anschließend wurden alle Tiere mit einer Dosis von UV-Licht bestrahlt, wie sie während eines Urlaubs am Mittelmeer üblich ist. Daraufhin entwickelten nur virusinfizierte Tiere weißen Hautkrebs (Plattenepithelkarzinome), nicht aber die virusfreien Kontrolltiere.
Erstmals HPV als Ursache in Virusfreie Tumoren nachgewiesen
Rund die Hälfte der Hauttumore wies eine Verhornung auf, die andere Hälfte nicht. Während die verhornten Tumoren große Mengen Viren enthielten, wie man sie auch bei Krebsvorstufen (der so genannten Aktinischen Keratose) beim Menschen findet, war in der anderen Gruppe kein Virus nachweisbar. Dieses Phänomen ist auch von Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomen der Fall und diente bislang als Hauptargument gegen die Beteiligung der kutanen Papillomviren an der Krebsentstehung. „Wir zeigen hier zum ersten Mal, dass die Virusmenge mit der Differenzierung des Tumors zusammenhängt. Dieser Zusammenhang wurde in früheren Studien an Biopsien von Patienten nie eingehend untersucht“, so Daniel Hasche, Erstautor der Studie.
Die Forscher konnten nun nachweisen, dass die Papillomviren sehr wohl an der Entstehung des weißen Hautkrebses beteiligt waren, auch wenn der Tumor selbst kein Virus mehr enthält. Zum einen belegten Antikörper im Blut der Tiere eine vorangegangene Virusinfektion. Zum anderen hatten die virusfreien Tumore auffällig oft Mutationen im Gen p53. Dieser sogenannte „Wächter des Genoms“ ist auch bei einem Großteil der Plattenepithelkarzinome beim Menschen defekt, was die Zellen ungehindert wachsen lässt. „Das unkontrollierte Wachstum der Zellen lässt den Tumor weiter entarten. Das verhindert, dass sich die Viren, die nun für das Tumorwachstum überflüssig geworden sind, weiter vermehren können“, erläutert Frank Rösl. „Das ist der erste direkte Beleg für den tumorfördernden Einfluss von kutanen Papillomviren in einem natürlichen System, das große Ähnlichkeit mit der Situation von Patienten aufweist.“
Der Krebsforscher hält die Erkenntnisse für ein wichtiges Argument dafür, dass auch Impfstoffe gegen kutane Papillomviren entwickelt werden sollten. Eine vorbeugende Impfung sei besonders für Empfänger von Organtransplantaten von Bedeutung. Laut Rösl haben diese Patienten ein bis zu 250-fach erhöhtes Risiko, an weißem Hautkrebs zu erkranken.
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