USA empfehlen andere Blutdruckwerte als Deutschland
Eigentlich sind es nur ein paar Zahlen. Für Menschen mit Bluthochdruck hängt aber viel von ihren Blutruckwerten ab. Es ist nämlich erwiesen, dass ein hoher Blutdruck (160 mmHg und darüber) im Alter das Risiko für Schlaganfälle oder Herzerkrankungen erhöht und dass Hypertoniker früher sterben. In diesem Punkt sind sich amerikanische und deutsche Wissenschaftler einig. Nicht einig sind sie sich, auf welche Zielwerte der Bluthochdruck abgesenkt werden soll. Und ab welchem Alter das passieren soll.
Deutschland empfiehlt niedrigere Werte
Die deutschen Leitlinien empfehlen Menschen mit Bluthochdruck unter 80 Jahren einen systolischen (oberen) Zielwert von 140 bis 150 mmHg. Bei besonders fitten Patienten kann der Wert auch deutlich unter 140 mmHg liegen. Die Amerikaner empfehlen dagegen, den Blutdruck bei über 60-Jährigen grundsätzlich nur auf 150 mmHg einzustellen. Lediglich bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall hatten oder unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sollte der Versuch unternommen werden, den Blutdruck auf unter 140 mmHg zu senken, so das Postulat der amerikanischen Fachgesellschaften.
„Die Deutsche Hochdruckliga teilt diese Empfehlungen nicht“, sagt Professor Bernhard Krämer vom Universitätsklinikum Mannheim. Bei Betrachtung der Studien zeige sich ein signifikant besseres Gesamtüberleben, signifikant weniger Schlaganfälle und signifikant weniger kardiale Ereignisse, wenn der obere Blutdruckwert auf unter 140 mmHg gesenkt werde, meinte Krämer mit Blick auf eine Meta-Analyse von Weiss et al. „Daher sollte der Blutdruck gerade in dieser Altersgruppe auf mindestens unter 140 mmHg gesenkt werden.“
Allgemeinzustand wichtiger als Lebensalter
Anderer Auffassung ist die Deutsche Hochdruckliga auch bei der Altersgrenze. Es gebe keinen Grund die rote Linie bei 60 Jahren zu ziehen, vielmehr zähle die individuelle körperliche und geistige Verfassung des Patienten. „Als Altersgrenze kommt allenfalls das 80. Lebensjahr in Frage“, meint der Bluthochdruckexperte aus Mannheim. Dass die amerikanischen Fachgesellschaften die Altersgrenze bei 60 Jahren ziehen, sei wohl eher ein zufälliges Ergebnis und dem Durchschnittsalter der Patienten in den untersuchten Studien geschuldet.
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