Urologen verteidigen PSA-Test
Auf der 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie Anfang Oktober haben Urologen eine Verharmlosung des Prostatakarzinoms und Stimmungsmache gegen den PSA-Test beklagt. Die Mammographie werde als politisch korrekte gesundheitspolitische Maßnahme gefördert, während der PSA-Test vom gesundheitspolitischen Mainstream abgelehnt werde, so die Experten. Dabei sei die Wertigkeit gemessen an der Reduktion der krebsbedingten Mortalität besser als die der Mammographie. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie Professor Oliver Hakenberg sprach sogar von einer gender-abhängigen Diskriminierung.
Urologen ziehen Wertigkiet des PSA-Tests nicht in Zweifel
Damit bezieht sich die Fachgesellschaft auf fortwährende Kritik am PSA-Test, wonach der Test Männer verunsichere und zu überflüssigen Therapien führe. Die Kritiker glauben angesichts der relativ geringen Prostatakrebssterblichkeit, dass viele Männer besser gelebt hätten, ohne von ihrem Krebs zu wissen. Die Fachgesellschaft hingegen betonte, der PSA-Test sei eine hilfreiche Früherkennungsmaßnahme und seine Wertigkeit werde von keiner nationalen urologischen Fachgesellschaften in Zweifel gezogen. Man dürfe die Volkskrankheit Prostatakrebs nicht allein auf die Sterblichkeit reduzieren und auch nicht als harmloses Alterskarzinom verniedlichen.
Dazu Urologe Hakenberg: „80 Prozent der an Prostatakrebs erkrankten Männer versterben zwar mit und nicht am Prostatakrebs; daraus folgt aber nicht, dass diese Männer unbeschadet durch diese Erkrankung ihr Leben genießen konnten. Für viele Männer ist die Erkrankung ein langer Leidensweg, auch wenn sie schlussendlich nicht am Prostatakrebs versterben. Auch für diese Männer wäre eine frühe Erkennung mit rechtzeitiger Heilung aber dennoch der bessere Weg gewesen.“
Die Zahl der radikalen Prostatektomien ist seit 2007 rückläufig
Auch die Kritik an Übertherapien wollen die Urologen nicht stehen lassen. Die Behandlung des Niedrig-Risiko-Prostatakarzinoms werde zunehmend durch kontrolliertes Abwarten (Active Surveillance, Watchful Waiting) vorgenommen, hieß es. Die Zahl der radikalen Prostatektomien sei dementsprechend in Deutschland seit mehreren Jahren rückläufig. So ging zwischen 2007 und 2012 die Zahl der von den Krankenhäusern dokumentierten radikalen Prostataentfernungen in Deutschland von ca. 32.000 auf ca. 26.000 zurück.
In den regionalen Unterschieden bezüglich der Häufigkeit der radikalen Prostatektomie, die der Faktencheck der Stiftung Bertelsmann-Stiftung zutage gebracht hatte, wollen die Urologen keinen Beleg für Übertherapien sehen. Eine solche Interpretation sei wissenschaftlich nicht haltbar. Dazu noch einmal Hakenberg: „Man kann kaum erwarten, dass alle Landkreise Deutschlands bei der Häufigkeit einer Kennzahl exakt dem Durchschnitt entsprechen.“ Regionale Unterschiede in der Neuerkrankungsrate seien in der Bertelsmann-Studie indes nicht berücksichtigt worden. Diese bestünden für das Prostatakarzinom aber ebenfalls.
Foto: © DOC RABE Media - Fotolia.com