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Urlaubsunterkünfte: Legionellengefahr im Leitungswasser

Dienstag, 21. Juni 2022 – Autor:
In der Dusche, am Waschbecken, im Hotelpool: Überall, wo warmes Wasser länger steht, können Legionellen lauern. Sie lösen das Pontiac-Fieber aus oder eine Lungenentzündung. Nach dem corona-bedingten Leerstand an vielen Urlaubsorten ist Vorsicht geboten.
Waschtisch mit Armatur und Schild, das das Legionellenwachstum erklärt.

Legionellen-Bakterien wachsen überall dort, wo warmes Wasser längere Zeit steht. – Foto: SCHELL GmbH & Co. KG

Reisedurchfall, Lebensmittelvergiftung durch halbgares Essen wie Geflügel, Eier oder Fisch, die mit Salmonellen verseucht sind – oder eine Erkältung durch stark herunterklimatisierte Räume bei hohen Außentemperaturen: Das sind typische Krankheiten, die einen im Urlaub ereilen können. An was viele in den Ferien nicht denken, ist eine „Legionellose“: Diese Infektionskrankheit wird durch Bakterien (Legionellen) verursacht. Sie gedeihen überall dort, wo Trinkwasser bei warmen Temperaturen längere Zeit steht. Die Übertragung geschieht durch Einatmung der Legionellen als Tröpfchennebel (Aerosol) zum Beispiel, wenn man in die Dusche steigt – aber zuvor hier länger keiner aufgedreht hat.

Legionellengefahr wegen Corona-Leerstand besonders groß

Nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen ist die Lust am Urlaub in diesem Sommer besonders groß. Experten warnen jedoch davor, dass gerade der Leerstand in vielen Urlaubsdomizilen dazu geführt haben kann, dass Wasser – etwa in Leitungen –  zu lange gestanden hat.

Wo Legionellen wachsen

  • an lange nicht betätigten Wasserarmaturen
  • in Duschen
  • Schwimmbecken
  • Whirlpools
  • Klimaanlagen
  • großen Warmwasserspeichern
  • Rohrleitungen.

Auch Trinkwasser hat ein Haltbarkeitsdatum

Eine erhöhte Koloniezahl im Trinkwasser beruht zumeist auf fehlender Wasserzirkulation und Wassertemperaturen im Bereich von 25 bis 55 Grad. „Doch der fehlende Wasserwechsel könnte Folgen haben“, warnt Peter Arens, Trinkwasserfachmann beim deutschen Armaturenhersteller Schell. „Noch immer ist nicht ausreichend bekannt, dass auch Trinkwasser ein Haltbarkeitsdatum hat. In Gebäuden beträgt es lediglich 72 Stunden.“ Danach müsse es dem Experten zufolgen in jedem Hotel und jeder Wohnung gegen frisches Trinkwasser aus den Leitungen des Wasserversorgers ausgetauscht werden. Ansonsten könnten sich Legionellen im warmen Wasser von Gebäuden übermäßig vermehren. Werden sie dann etwa beim Duschen mit dem Wassernebel (Aerosol) eingeatmet, kommt es zu einer Infektionskrankheit, der Legionellose.

Zwei Krankheitsformen: Pontiac-Fieber und Legionärskrankheit

Bei der Legionellose unterscheidet man vor allem zwei Krankheitsformen: Der mildere Typ ist das sogenannte Pontiac-Fieber mit leichten, grippeähnlichen Symptomen; die gefährlichere Variante ist die sogenannte Legionärskrankheit, in deren Verlauf es zu einer Lungenentzündung kommen kann – und Lebensgefahr. Die gute Nachricht dabei ist: Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt.

Legionelleninfektion: So minimiert man das Risiko

Einem Wasserhahn am Waschbecken oder einer Armatur an der Dusche sieht man nicht an, ob das Wasser mehr als 72 Stunden in den Leitungen gestanden hat. Also empfiehlt der Armaturenhersteller Schell Hoteliers und Gästen folgende Vorgehensweise:

1. Waschbecken:

Vor der ersten Nutzung dreht man den Wasserhahn am Waschtisch nach ganz rechts auf „kalt" und hält den Handrücken unter den Wasserstrahl. Kommt es lauwarm, wartet man, bis es sich kühler anfühlt. Danach wiederholt man diese Vorgehensweise in der Stellung „warm" und wartet, bis heißes Wasser kommt (aber Vorsicht: Verbrühungsgefahr!).

2. Dusche:

Danach macht man dasselbe kurz in der Dusche. Um dabei ein möglicherweise gefährliches Wasser-Luft-Legionellen-Gemisch erst gar nicht entstehen zu lassen oder einzuatmen, nimmt man die Brause in die Hand und lässt das Wasser auf kurzem Weg direkt in den Abfluss laufen - dann ist auch das kritische Wasser im Brauseschlauch ausgetauscht. „Dies ist lediglich am ersten Tag im Hotel und nach der Rückkehr zu Hause notwendig, weil anschließend wieder ein regelmäßiger Wasserwechsel stattfindet“, sagt Wasserhygiene-Experte Arens.

Legionellose: Symptome und Behandlung

Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne von Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt zwei bis zehn Tage. Bei grippeähnlichen Symptomen und insbesondere bei Husten und Kurzatmigkeit sollte man einen Arzt aufsuchen und mit ihm über die Möglichkeit einer Legionellose sprechen.

Im Fall der schwereren Form mit Lungenentzündung helfen lediglich spezifische Antibiotika. Diese Legionärskrankheit befällt vor allem starke Raucher sowie Menschen, die an Problemen mit dem Immunsystem oder Niereninsuffizienz leiden. Obwohl die Infektion in jedem Alter erfolgen kann, tritt die Erkrankung bevorzugt im mittleren Lebensalter auf. Männer erkranken zwei- bis dreimal häufiger an ihr als Frauen.

Hauptkategorie: Medizin
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