Unterschiede zwischen Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn gefunden

Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn: HLA Region spielt eine größere Rolle als bislang gedacht
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind die beiden häufigsten Vertreter von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Aktuell sind in Deutschland etwa 320.000 Menschen von einer CED betroffen. Während Colitis ulcerosa ausschließlich den Dickdarm betrifft, kann Morbus Crohn alle Abschnitte des Magen-Darm-Trakts erfassen. Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich schwer und verläuft oft in Schüben. Genetische Analysen zeigen, dass CED durch viele genetische Merkmale verursacht oder beeinflusst werden.
Bisher sind insgesamt 163 Risikoregionen bekannt. Eine derartige Risikoregion ist das humane Leukozyten-Antigen-System (HLA). Diese Regionen zeichnet sich durch eine extrem hohe Gendichte aus und ist wichtig für die Fähigkeit des Immunsystems, „selbst“ von „fremd“ zu unterscheiden. Bisher war wenig darüber bekannt, inwieweit dieser Teil des menschlichen Immunsystems mit der Entstehung einer CED zusammenhängt.
Bei Colitis ulcerosa ist die genetische Vielfalt im Leukozyten-Antigen-System geringer
Wissenschaftler des Exzellenzclusters Entzündungsforschung haben nun die HLA-Region genauer untersucht und sind nach Auskunft von Studienleiterin Dr. Eva Ellinghaus auf überraschende Ergebnisse gestoßen. „Die HLA Region spielt bei der Entstehung einer CED eine deutlich größere Rolle als bisher gedacht. Außerdem unterscheiden sich die beiden CED Typen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn bezüglich der assoziierten HLA-Allele weit stärker, als wir bisher annahmen,“ so die Entzündungsforscherin vom Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB) der Universität Kiel.
In ihrer Studie analysierten die Forscher genetische Daten von mehr als 32.000 CED-Patienten und 34.000 gesunden Personen. Dabei fanden sie heraus, dass man vor Colitis ulcerosa signifikant geschützt ist, wenn man möglichst viele unterschiedliche HLA-Allele von den Eltern erbt. Colitis ulcerosa Patienten zeichnen sich dagegen durch eine geringere genetische Vielfalt am HLA-Locus aus. Außerdem konnten die Wissenschaftler Genvarianten identifizieren, die speziell mit einer Entzündung des Dickdarms assoziiert sind. Diese Genvarianten spielen sowohl bei der Colitis ulcerosa als auch bei Morbus Crohn Patientinnen und Patienten eine Rolle.
Therapien für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können aus den Erkenntnissen noch nicht abgeleitet werden
„Die Ergebnisse der aktuellen Studie können nicht unmittelbar zur therapeutischen Anwendung genutzt werden. Doch die Grundlagenforschung sei mit den aktuellen Ergebnissen wieder ein Stück weiter", bilanziert Ellinghaus die Studie, an der auch Forscher aus Kanada, Großbritannien, Belgien, Italien, Norwegen und den USA beteiligt waren.
Offen bleibt noch, ob ein bestimmtes Antigen, zum Beispiel ein mikrobieller Faktor, ein Virus oder ein Nahrungsbestandteil, die Erkrankung auslösen könnte und die HLA-Assoziation erklärt. „Bisher ist nur für die chronische Erkrankung Zöliakie bekannt, dass bestimmte HLA-Allele mit dem Gluten Antigen assoziiert sind und somit die Erkrankung durch Verzicht auf Gluten abgestellt werden kann“, erklärt Professor Andre Franke, ebenfalls Mitglied des Exzellenzclusters Entzündungsforschung und Forscher am Kieler IKMB. „Für sämtliche anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen mit ausgeprägter HLA Assoziation suchen wir noch nach einem möglichen Antigen beziehungsweise einer anderen Erklärung.“
Foto: © abasler - Fotolia.com