Unerwünschte Inhaltsstoffe aus Körperpflegeprodukten gefährden Gesundheit
Mit der vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland entwickelten App ToxFox können Verbraucher erfahren, ob ein Kosmetikprodukt unerwünschte Inhaltsstoffe wie hormonell wirksame Chemikalien enthält. Der Strichcode wird dafür mit der Handy-Kamera gescannt. Ist das Produkt noch nicht bei ToxFox gelistet, wird eine Anfrage beim Hersteller gestellt, der laut BUND binnen 45 Tagen darauf antworten muss.
Derweil zeigt eine aktuelle US-Studie, dass Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten die Entwicklung von Kindern beeinflussen und so ihre Gesundheit gefährden können. Die Kinder kamen früher in die Pubertät, wenn die Mütter in der Schwangerschaft einen hohen Gehalt von Diethylphthalat und Triclosan im Körper aufwiesen. Die entsprechende Untersuchung, die in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde, wertete Daten aus der Mutter-Kind-Studie CHAMACOS aus. An der nahmen schwangere Frauen teil, die 1999 bis 2000 in bäuerlichen Betrieben in den lateinamerikanischen Gemeinden des kalifornischen Salinas Valley lebten.
Phatale, Parabene und Phenole im Blut gemessen
Während das Hauptziel der Studie darin bestand, die Auswirkungen der Pestizid-Exposition auf die Entwicklung im Kindesalter zu untersuchen, nutzten die Forscher die Gelegenheit, auch die Auswirkungen anderer Chemikalien zu untersuchen.
Das Team maß die Konzentrationen von Phthalaten, Parabenen und Phenolen in Urinproben, die Müttern während der Schwangerschaft und Kindern im Alter von 9 Jahren entnommen wurden. Anschließend folgten sie dem Wachstum der insgesamt 338 Jungen und Mädchen bis zum Alter von 13 Jahren, um ihre Entwicklung bis zum Eintreten der Pubertät zu dokumentieren.
Parfüms, Seifen, Shampoos und Zahnpasten
Phthalate kommen häufig als Stabilisator in parfümierten Produkten wie Parfüms, Seifen und Shampoos vor, Parabene werden als Konservierungsmittel in Kosmetika verwendet, Triclosan - ein Phenol - wird immer noch in einigen Zahnpasten eingesetzt. Den antimikrobiellen Wirkstoff hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA bereits 2017 in Handseifen verboten - wegen Unwirksamkeit.
Die überwiegende Mehrheit - mehr als 90 Prozent - der Urinproben von Müttern und Kindern zeigte nachweisbare Konzentrationen aller drei Klassen von Chemikalien, Triclosan war in etwa 70 Prozent der Proben vorhanden.
Entwicklung des Kindes verschob sich jeweils um einen Monat
Die Forscher stellten fest, dass sich jedes Mal, wenn sich die Konzentrationen von Diethylphthalat und Triclosan im Urin der Mutter verdoppelte, sich die ersten Entwicklungsschritte in Richtung Pubertät bei Mädchen um etwa einen Monat nach vorn verschoben. Die Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten lösen bei Mädchen also einen früheren Entritt in die Pubertät aus.
Auch die Mädchen, die im Alter von 9 Jahren höhere Konzentrationen an Parabenen im Urin hatten, erlebten eine frühere Pubertät. Bei Jungen wurde der Trend nicht beobachtet.
Chemikalien beeinflussen Hormone im Körper
Es sei jedoch unklar, ob die Chemikalien die Verschiebung auslösten oder ob Mädchen, die früher in die Pubertät gekommen waren, mit höherer Wahrscheinlichkeit auch früher anfingen, Pflegeprodukte zu verwenden. Das sagte Studienautorin Kim Harley von der School of Public Health der University of California in Berkeley.
Vermutet wird, dass die über die Haut eindringenden Chemikalien die natürlichen Hormone im Körper beeinflussen. Die Exposition gegenüber diesen Chemikalien verändert jedenfalls die Fortpflanzungsentwicklung bei Ratten. Dass Mädchen - und möglicherweise auch Jungen - die Pubertät in immer jüngerem Alter erleben, ist eine beunruhigende Nachricht. Denn das frühere Eintreten in die Pubertät wird mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen, Brust- und Eierstockkrebs bei Mädchen und Hodenkrebs bei Jungen in Verbindung gebracht.
Inhaltsstoffe aus Körperpflegeprodukten gefährden Gesundheit
"Die Menschen sollten sich bewusst sein, dass Chemikalien in Körperpflegeprodukten vorhanden sind, die die Hormone in unserem Körper stören könnten", sagte Harley. Verbraucher könnten praktische Maßnahmen ergreifen, um ihre Exposition zu begrenzen - und nach unbedenklichen Körperpflegeprodukten Ausschau halten. Dabei kann die BUND-App helfen, die Körperpflegeprodukte auf unerwünschte Inhaltsstoffe, die die Gesundheit gefährden können, zu scannen.
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