Umweltverschmutzung: Für viele ein Angriff auf die eigene Gesundheit

Rund 40.000 Deutsche sterben jedes Jahr vorzeitig aufgrund hoher Feinstaubbelastung. Zum Vergleich die Zahl der COVID-19-Toten aus den vergangenen zwölf Monaten: rund 50.000. – Foto: ©marog-pixcells - stock.adobe.com
Klimawandel, Wasserverschmutzung, Artensterben: Umweltprobleme bereiten vielen Menschen Sorge. Die konkrete Belastung durch Straßenlärm, Luftverschmutzung oder Pestizide in der Nahrung erlebt ein beachtlicher Teil der Bevölkerung aber inzwischen nicht mehr nur als politisches Problem, sondern als persönliches. Das ergibt sich aus einer repräsentativen Bevölkerungs-Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Mehr als ein Drittel (38 Prozent) der insgesamt 3000 Befragten ist der Auffassung, dass Umweltverschmutzung und Umweltschadstoffe die eigene Gesundheit stark oder sehr stark belasten. Doppelt so viele (76 Prozent) befürchten sogar, dass dieses Problem nachfolgende Generationen noch stärker treffen werde.
Straßenverkehrslärm größte Belästigung
Ob in der eigenen Wohnung, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit: Umweltverschmutzung oder Schadstoffbelastung lauern an vielen Orten und haben viele Gesichter. Problem Nummer eins ist für viele laut WIdO-Studie Lärm – und hier in erster Linie Straßenverkehrslärm. Ein Fünftel der Befragten fühlt sich dadurch sehr stark oder stark beeinträchtigt, darunter mit 27 Prozent am häufigsten die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Stadtbewohner empfinden diese Umweltbelastung stärker als Menschen, die am Stadtrand oder auf dem Land leben.
40 Prozent sehen Pestizide in der Landwirtschaft als Problem
Luftverschmutzung wird am häufigsten durch Autoabgase erlebt, weniger durch Feinstaub oder Industrieabgase. Bei den Fragen zu Chemikalien im Boden, im Wasser oder in der Nahrung fürchten über 40 Prozent, dass Pestizide in der Landwirtschaft negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.
Umweltbelastung macht psychosomatische Beschwerden – erstmal
Umweltbelastungen wirken demnach schleichend und führen oft erst auf längere Sicht zu körperlichen Erkrankungen. Auch dass möglicherweise Umweltgifte eine bestimmte Krankheit ausgelöst haben, ist nicht so einfach zu beweisen, auch wenn es plausibel sein mag. Bei Krebs beispielsweise wird jeder dritte Todesfall mit Lebensstil oder Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht. Deshalb ist es keine Überraschung, dass die in der Studie Befragten in erster Linie psychosomatische Beschwerden nannten, wenn sie nach gesundheitlichen Beschwerden im Zusammenhang mit Umweltbelastungen gefragt wurden.
Gesundheitliche Beschwerden durch Umweltbelastung
- Nervosität
- Reizbarkeit
- Angstgefühle
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Atemwegserkrankungen
- Magen-Darm-Beschwerden.
Der Umweltschutz hat für die Deutschen inzwischen über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg eine hohe Bedeutung. Die große Mehrheit antwortet auf die Frage „Wie wichtig ist Umweltschutz für Sie persönlich?" mit „wichtig" oder „sehr wichtig (87 Prozent). Frauen ist das Thema noch etwas wichtiger als Männern (89 zu 85 Prozent). Für die meisten (78 Prozent) gibt es mehrere Umweltthemen, die ihnen Sorgen bereiten.
Umweltverschmutzung: Was den Deutschen Sorge bereitet
- Wasserverschmutzung (79,0 Prozent)
- Klimawandel (78,8 Prozent)
- Plastik und Mikroplastik in der Umwelt (77,0 Prozent)
- Verlust der Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt (73,8 Prozent).
(Quelle: WIdO; Mehrfachnennungen möglich)
Drei Viertel zeigen Bereitschaft zu umweltbewusstem Verhalten
Auch wenn bestimmte Umweltprobleme (wie die rund 40.000 vorzeitigen Todesfälle in Deutschland durch Feinstaub) nur politisch zu lösen sind: Drei Viertel der Befragten zeigen sich in der Studie bereit, durch eines Tun zum Umweltschutz beizutragen. 87 Prozent der Befragten trennen ihren Müll, 70 Prozent haben ihren Energieverbrauch gesenkt, 59 Prozent haben sich für eine umweltfreundliche Art der Fortbewegung entschieden. Als Motivation für umweltbewusstes Verhalten stehen der Umweltschutz und der Nutzen für die eigene Gesundheit ganz oben.
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