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Umgang mit Scham in der Pflege

Dienstag, 16. Mai 2017 – Autor: Angela Mißlbeck
Pflegebedürftigkeit ist für viele Menschen mit Scham verbunden. Wie Pflegebedürftige und pflegende Angehörige im Alltag damit umgehen können, zeigt jetzt ein neuer Ratgeber.
Scham in der Pflege

Wenn Kinder Eltern füttern, schämen sich manchmal beide. – Foto: Verwendung weltweit

Das Zentrum für Qualität in Der Pflege (ZQP) hat den Ratgeber „Umgang mit Scham“ gemeinsam mit einem Pflege-Experten erarbeitet, um pflegende Angehörige in schambesetzten Pflegesituationen zu unterstützen. Denn im Pflegealltag gibt es viele Anlässe für Schamgefühle. Nacktheit und Gebrechlichkeit, Unterstützung bei intimen Dingen wie etwa dem Ganz zur Toilette oder das Waschen im Genitalbereich sind einige Klassiker, die im Pflegealltag Scham hervorrufen. Für viele Menschen ist schon die Vorstellung davon hochpeinlich.

Das ZQP weist zunächst darauf hin, dass Schamgefühle prinzipiell positiv sind. Denn sie helfen, ganz persönliche Dinge zu schützen und Grenzen zu wahren. Diese Intimgrenzen müssen in der Pflege mitunter überschritten werden, etwa wenn jemand inkontinent ist. Pflegebedürftige und pflegende Angehörige entwickeln dann mitunter beide ausgeprägte Schamgefühle. Den Pflegenden zeigt das an, dass sie nun besonderes feinfühlig vorgehen müssen, um den Gepflegten nicht zu verletzen. Zugleich haben sie selbst dabei häufig auch mit Ekel zu kämpfen.

Lösen Scham in der Pflege aus: Umgekehrte Rollen und Demenz

Vor einer besonderen Herausforderung stehen Pflegende mit Angehörigen, wenn die Pflegesituation das Rollenverhältnis umkehrt und die Kinder die Eltern pflegen. „Gerade veränderte Rollen, wie zwischen pflegebedürftigen Eltern und pflegenden Kindern, können anfangs zu Unsicherheiten und Schamgefühlen auf beiden Seiten führen. Dann kann es helfen, sich mit Menschen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe“, so der ZQP-Vorstandsvorsitzende Dr. Ralf Suhr.

Doch auch bei Demenzerkrankungen kann Scham eine Rolle spielen. Denn es kann unangenehm sein, wenn ein Angehöriger sich nicht so verhält, wie Bekannte es von ihm vor der Demenz gewohnt waren oder wie es die Gesellschaft erwartet. Das ZQP rät, andere frühzeitig und offen über die Erkrankung und über eventuell irritierendes Verhalten zu informieren.  Das könne helfen Berührungsängste abzubauen und sich selbst sicherer zu fühlen.

Scham in der Pflege ist natürlich

„Scham ist ganz natürlich und kommt sowohl bei Pflegebedürftigen als auch bei Pflegenden regelmäßig vor. Beherrschen jedoch Schamgefühle dauerhaft den Alltag, kann das zu psychischen oder sozialen Problemen führen“, erklärt Suhr. Für eine respektvolle und möglichst entspannte Pflege sei es daher wichtig zu wissen, wie man peinlich empfundene Situationen meistert. „Einen hilfreichen Umgang mit Scham kann man tatsächlich lernen“, so der ZQP-Chef.

Der ZQP-Ratgeber zeigt, woher Schamgefühle kommen, wodurch sie ausgelöst werden, wie man damit umgehen kann, aber auch, wann fremde Hilfe sinnvoll ist. Zudem gibt er Tipps, wie Angehörige ihr Selbstwertgefühl und das des Pflegebedürftigen schützen können - wie also die Würde auf beiden Seiten gewahrt bleibt. Auch Schamgefühle in Bezug auf Demenz werden thematisiert.

Foto: picture alliance – fotolia.com

Hauptkategorie: Pflege
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