Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ultraschall in der Schwangerschaft ein Risiko?

Mittwoch, 30. Januar 2019 – Autor:
Ab 2020 wird das nicht-medizinische Baby-Watching verboten. Das heizt die Diskussion an, ob Ultraschall in der Schwangerschaft Risiken für den Embryo birgt. Ärzte weisen derartige Vermutungen zurück.
Ultraschall, Schwangerschaft, Risiken

Mediziner halten Ultraschall im Rahmen der Schwangerenvorsorge für unbedenklich

„Trotz jahrzehntelanger intensivster Forschungsarbeit gibt es nach wie vor keine Studienergebnisse, die darauf hindeuten, dass Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft irgendeine Gesundheitsbelastung für das ungeborene Kind darstellen.“ Das sagt PD Dr. med. Kai-Sven Heling von der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V (DEGUM). Anlass ist die neue Strahlenschutzverordnung, die Ultraschall in nicht-medizinischen Kontexten untersagt. Dazu gehört auch das  sogenannte „Baby-TV“ oder "Baby-Watching". Dieses Verbot hat die Diskussion neu entflammt, ob Ultraschall in der Schwangerschaft Risiken für den Embryo birgt. Hintergrund dieser Kritik ist die Befürchtung, der Körper der Schwangeren könne sich durch den Ultraschall zu stark erwärmen. Doch die DEGUM hält diese Vermutung für unbegründet. „Die Aussage in der neuen Strahlenschutzverordnung, wonach eine Gefährdung des Feten durch Ultraschall entstehen könne, ist falsch. Wenn der Gesetzgeber das „Baby-Fernsehen“ verbieten will, muss ein anderer Ansatz gewählt werden.“

Sport erwärmt Körper mehr als Ultraschall

Die Fachgesellschaft beruft sich auf aktuelle Studien, die gezeigt haben, dass eine theoretische, ultraschallbedingte Temperaturerhöhung im Körper der Schwangeren – die als potentielle Gefährdung angesehen werden könnte – deutlich unter dem Temperaturanstieg liegt, der durch Fieber oder starke körperliche Aktivität ausgelöst wird. Darum halten die Mediziner den Einsatz des 3D-Ultraschalls im Rahmen der Schwangerenvorsorge „in der Regel für unbedenklich.“

Dopplerultraschall erfolgt nur für ein paar Sekunden

Zu einem Temperaturanstieg im Körper der Mutter könne es lediglich bei es bei einer langandauernden Anwendung des sogenannten PW-Dopplerultraschalls kommen. Diese Untersuchung wird aber nur selten eingesetzt, etwa bei bekannten Wachstumsstörungen. „Der PW-Ultraschall wäre jedoch nur dann potentiell gesundheitsschädigend für den Fötus, wenn er kontinuierlich für mehrere Minuten eingesetzt würde“, meint Dr. Heling. „Da dieser spezielle Modus zur Blutstrommessung jedoch üblicherweise nur für ein paar Sekunden angewendet und dem Untersucher die zu erwartende Temperaturerhöhung kontinuierlich angezeigt wird, ist auch dieses potentielle Risiko von der Hand zu weisen.“

Autismus-These scheint widerlegt

Außerdem argumentiert die DEGUM, dass der Fötus nur selten von den abgesandten Schallsignalen erfasst wird. Meist würden mütterlichen Gebärmutterarterien oder die Blutgefäße der Nabelschnur geschallt. Lediglich bei sehr speziellen Fragestellungen würden direkt fetale Gefäße untersucht und nur in sehr wenigen Ausnahmefällen – bei klarer Indikationsstellung – werde das fetale Gehirn untersucht. Aber ein paar Sekunden schadeten nicht, meint die DEGUM.

Auch für den Zusammenhang zwischen Ultraschall in der Schwangerschaft und Autismus sieht die DEGUM keine Belege. „Der von einigen Forschern in den USA gemutmaßte Zusammenhang zwischen dem Einsatz des Ultraschalls beim Ungeborenen und späterem Autismus fußt einzig und allein auf der Beobachtung, dass das Auftreten von Autismus in den vergangenen Jahrzehnten in etwa in gleichem Maße zugenommen hat, wie die Anzahl an Ultraschalluntersuchungen“, so Heiko Dudwiesus, Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Ultraschallsysteme. Zudem habe sich im gleichen Zeitraum auch die Anzahl strahlungsintensiver Kommunikationsmittel wie Handys erhöht, weshalb andere Forschergruppen mittlerweile der Autismus-These widersprechen.  Obdendrein hatte eine Studie anhand von 211 entwicklungsgestörten Kindern (davon 107 Autismus-Fälle) gezeigt, dass diese während der Schwangerschaft weder häufiger noch intensiver per Ultraschall untersucht worden waren als Kinder ohne Entwicklungsstörungen.

Die aktuelle Studienlage gibt laut DEGUM zudem keine Hinweise darauf, dass Ultraschallanwendungen in der Schwangerschaft Zellveränderungen oder Zellschädigungen beim Fötus hervorrufen können.

Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft

Die Krankenkasse zahlen derzeit drei Routine-Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft. Wenn es besondere Risiken oder Auffälligkeiten gibt, auch mehr. Daran ändert auch die neue Strahlenschutzverordnung nichts.

Foto: Valua Vitaly / fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Ultraschall (Sonografie) , Schwangerschaft

Weitere Nachrichten zum Thema Ultraschall in der Schwangerschaft

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin