Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Übersterblichkeit in Deutschland viel geringer als offizielle Zahl der Covid-Toten

Samstag, 7. August 2021 – Autor:
Die Übersterblichkeit in Deutschland liegt bisher bei 40.000. Das ist weniger als die Hälfte der gemeldeten Corona-Toten.
Deutschland verzeichnet eine relativ geringe Übersterblichkeit

Deutschland verzeichnet eine relativ geringe Übersterblichkeit – Foto: © Adobe Stock/ Photographee.eu

Das „World Mortality Dataset“ - eine Globale Studie zur Sterblichkeit in der COVID-19-Pandemie zeigt weltweit große Unterschiede. Während die Todeszahlen in einigen lateinamerikanischen Ländern in der Pandemie um mehr als die Hälfte stiegen, starben in Australien und Neuseeland sogar weniger Menschen als in vergleichbaren Zeiträumen vor der Pandemie. In Deutschland blieb die Übersterblichkeitsrate – also die Zahl der Toten über die zu erwartende Sterblichkeitsrate hinaus – unter der der europäischen Nachbarländer.

Übersterblichkeit von 40.000 in Deutschland

Die Studie basiert auf der aktuell größten Sammlung weltweiter Sterbedaten, die Wissenschaftler der Universität Tübingen und der Hebräischen Universität Jerusalem aufgebaut haben. Die Ergebnisse werden regelmäßig aktualisiert. Nach der jüngsten Auswertung – soeben als Preprint veröffentlicht im Fachjournal eLife - lag die Übersterblichkeit in Deutschland in der Pandemie bisher bei rund 40.000 Verstorbenen. Das Robert-Koch-Institut meldete zum Zeitpunkt der Auswertung mehr als doppelt so viele, nämlich 90.000 Covid-Tote.

Schutzmaßnahmen haben vermutlich Todeszahlen gedrückt

Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Studienautor Dr. Dmitry Kobak von der Uni Tübingen vermutet, dass die Corona-Schutzmaßnahmen andere Todesfälle verhindert haben könnten. „Wahrscheinlich sind die Sterbezahlen bei anderen Atemwegserkrankungen während der Wintermonate gesunken.“ Auf die Grippe trifft dies auf jeden Fall zu – eine Grippewelle gab es während der Pandemie praktisch nicht. Versicherer melden zudem weniger Unfalltote – weil viel mehr Menschen als sonst zu Hause geblieben sind.

Polen hat sechsmal so viele Coronatote wie Deutschland

Im Vergleich zu seinen Nachbarländern steht Deutschland relativ gut da. Die 40.000 Verstorbenen der Übersterblichkeitsstatistik entsprechen 50 zusätzlichen Toten pro 100.000 Einwohner. In den Niederlanden; Österreich und Frankreich lag diese Zahl hingegen jeweils bei 110; in Belgien bei 140; in der Schweiz bei 100; in Tschechien bei 320 und in Polen bei 310. Nur Dänemark verzeichnete als einziges Nachbarland keine Übersterblichkeit.

Weltweit am schlimmsten von COVID-19 betroffen waren vor allem Peru, Ekuador, Bolivien und Mexiko – die Übersterblichkeit lag in diesen Ländern bei mehr als 50 Prozent über der zu erwartenden jährlichen Sterblichkeitsrate.

„Insgesamt erhalten wir durch unsere Ergebnisse ein umfassendes Bild der Folgen der COVID-19-Pandemie. Wir hoffen, dass wir so ein besseres Verständnis der Pandemie erlangen und sich der Erfolg verschiedener Eindämmungsmaßnahmen besser erfassen lässt“, sagt Kobak. „Unser Datenbestand soll auch anderen Forschern helfen, ihre Fragen zur Pandemie zu beantworten.“

Der World Mortality Dataset soll noch ausgebaut und weiterhin aktualisiert werden, kündigten die Forscher an. Aktuell umfasst er 103 Länder.

Weitere Nachrichten zum Thema Covid-Sterblichkeit

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin