Übersterblichkeit in Deutschland geringer als in Schweden

Nach einer neuen Studie hat die Corona-Pandemie in Deutschland zu einer Übersterblichkeit von vier Prozent geführt – Foto: © Adobe Stock/ MQ-Illustrations
Laut Robert Koch-Institut sind in Deutschland rund 89.000 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Diese absolute Zahl sagt jedoch nichts über die sogenannte Übersterblichkeit aus, also wie viele Menschen zusätzlich wegen der Pandemie gestorben sind. Diese Frage ist aber eine ganz Entscheidende, um die Kollateralschäden der Pandemie zu beurteilen und zu gewichten.
Südamerika Spitzenreiter bei der Übersterblichkeit
Die Übersterblichkeit auszurechnen, ist nicht ganz trivial, weil viele Störgrößen wie etwa Kriege oder Hitzewellen in eine solche Berechnung fließen müssen. Wissenschaftler von der Universität Jerusalem und Tübingen haben dies nun für 94 Länder getan. Die Ergebnisse der Studie “The World Mortality Dataset: Tracking excess mortality acrosscountries during the COVID-19 pandemic” sind am 4. Juni als Pre-Print erschienen. Die höchste Übersterblichkeit verzeichnete demnach Peru. Hier sind 146 Prozent mehr Menschen gestorben als statistisch zu erwarten gewesen wäre. Es folgen die Ecuador, Bolivien und Mexiko mit 77, 61 bzw. 58 Prozent.
Taiwan und Dänemark verzeichnen weniger Tote als üblich
Umgekehrt gab es Länder, in denen während der Pandemie sogar weniger Menschen starben als üblich. Die größte negative Übersterblichkeit hatte Taiwan. Dort ist die Sterblichkeit während der Pandemie um vier Prozent gesunken. Australien, Neuseeland und Dänemark hatten ebenfalls eine negative Übersterblichkeit. In Dänemark etwa sank die Zahl der Todesfälle um ein Prozent gegenüber dem üblichen Level. Als Grund für die sinkenden Todeszahlen werden die Corona-Schutzmaßnahmen vermutet, die eben auch vor anderen Infektionskrankheiten geschützt haben.
Vier Prozent Übersterblichkeit in Deutschland
Für Deutschland haben die Forscher eine Übersterblichkeit von vier Prozent ermittelt. Das entspricht 36.000 zusätzlichen Todesfällen durch Corona, obwohl es zum Zeitpunkt der Berechnung offiziell 87.000 Corona-Tote gab. Die Diskrepanz ergibt sich aus den erwähnten Störgrößen, die herausgerechnet wurden. Zum Vergleich: In der Grippesaison 2017/2018 gab es in Deutschland eine Übersterblichkeit von 25.100. Der Unterschied zur heftigsten Grippewelle seit langem ist also gar nicht so groß. Das bietet Stoff für Diskussionen. Andererseits könnte hier auch das Präventions-Paradox greifen.
Schweden hat prozentual doppelt so viele Tote wie Deutschland
Interessant ist deshalb der Vergleich mit Schweden. Das skandinavische Land hatte mehr auf Freiwilligkeit gesetzt als auf strenge Maßnahmen. Mit zehn Prozent ist die Übersterblichkeit dort mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Der deutsche Weg scheint demnach mehr Leben gerettet zu haben als der schwedische. Gleiches gilt für die liberale Schweiz. In dem Alpenstaat gab es mit zwölf Prozent eine dreimal so hohe Übersterblichkeit wie in Deutschland. Auch Trumps Corona-Politik zeigt sich an den Todeszahlen: In den USA ist die Sterblichkeit um 21 Prozent hochgegangen.