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Übergewicht geht an die Nieren

Donnerstag, 13. März 2014 – Autor:
Dass überschüssige Pfunde schädlich für das Herz-Kreislaufsystem sind, weiß jeder. Weniger bekannt ist, dass sie auch den Nieren schaden können. Warum das so ist, versuchen Forscher aus Leipzig jetzt herauszufinden.
Übergewicht geht an die Nieren

Hormone aus dem Fettgewebe stehen im Verdacht, nierenschädigend zu sein

Zahlreiche Studien zeigen, dass Patienten mit starkem Übergewicht (Adipositas) und einem Body-Maß-Index von 40 und höher häufiger eine eingeschränkte Nierenfunktion haben als Normalgewichtige. Bislang wissen Ärzte jedoch nicht genau, warum das so ist. Die Nierenbeeinträchtigungen treten nämlich auch dann gehäuft auf, wenn keine anderen Adipositasfolgen wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2 vorliegen.

„Erste Zeichen der Nierenbeeinträchtigung können erhöhte Kreatininwerte im Blut sowie die Ausscheidung von Proteinen im Urin sein“, sagt Prof. Tom Lindner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Leipzig, anlässlich des Weltnierentags am 13. März. „Auch wenn noch keine Folgeerkrankungen der Adipositas vorliegen, kann also starkes Übergewicht die Nieren beeinträchtigen.“

Hormone aus dem Fettgewebe könnten den Nieren zusetzen

Möglicherweise könnten Hormone aus dem Fettgewebe die Nierenfunktion beeinträchtigen, vermutet der Nephrologe. Adipöse Menschen wiesen bestimmte Proteinhormone aus dem Fettgewebe (Adipokine) im Blut vermehrt auf, die die Sklerose von Blutgefäßen verstärkten. Prof. Lindner: „Die Filtration des Blutes zur Ausscheidung von nicht verwertbaren Stoffwechselprodukten und Giften erfolgt über unzählige winzige Knäuel kleinster Blutgefäße in den Nieren, den Glomeruli. Deshalb bedeutet die Schädigung dieser kleinen Gefäße eine Verschlechterung der Nierenleistung.“

Insbesondere das Progranulin – ein weiteres Proetinhormon aus dem Fettgewebe – haben die Forscher aus Leipzig für seine nierenschädigende Wirkung im Verdacht. „Die Progranulin-Spiegel im Blut von Patienten mit Adipositas oder mit Diabetes mellitus Typ 2 sind deutlich erhöht", sagt Dr. Thomas Ebert, der am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas Erkrankungen der Universität Leipzig forscht. „Progranulin und seine Abbauprodukte fördern entzündliche Prozesse und können somit langfristig das Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2 sowie Arteriosklerose verstärken.“

In seinen Experimenten konnte Ebert zeigen, dass eine verringerte Filtrationsrate der Nieren mit erhöhten Progranulin-Spiegeln einhergeht. Die verringerte Nierenfunktion führt dazu, dass diese überschüssigen Adipokine nicht ausreichend ausgeschieden werden und in der Folge Stoffwechsel und Nieren beeinträchtigen. „Dieser Teufelskreis könnte somit langfristig zur erhöhten Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei eingeschränkter Nierenfunktion beitragen“, meint Ebert. Unklar ist allerdings noch, ob die überschüssigen Adipokine direkt nierenschädigend wirken. Das wollen die Forscher am IFB nun in weiterführenden Forschungsprojekten untersuchen.

Metabolisches Syndrom belastet die Nieren

Bekannt ist unterdessen, dass Folgeerkrankungen einer Adipositas die Nieren belasten. Bereits das metabolische Syndrom - eine Kombination aus Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck - hat einen negativen Einfluss auf die Nieren. Unbehandelt führt es häufig zu den typischen Folgeerkrankungen der Adipositas wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2, die den Nieren weiter zusetzen.

Hauptkategorie: Medizin
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