Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Über 500 Tote durch Krankenhauskeime in Berlin

Donnerstag, 12. Juli 2018 – Autor: anvo
Krankenhauskeime sind nach wie vor ein großes Problem des deutschen Gesundheitssystems. Allein in Berliner Krankenhäusern sind in den vergangenen Jahren 534 Menschen daran vestorben. Das geht aus einer Antwort der Gesundheitsverwaltung auf die Anfrage eines CDU-Abgeordneten hervor.
Hygiene in Krankenhäusern, Krankenhauskeime, nosokomiale Infektion, Berliner Krankenhäuser

Mit konsequenter Hygiene lässt sich Krankenhausinfektionen vorbeugen – Foto: ©K.C. - stock.adobe.com

Seit 2009 wurden in Berlin 3482 meldepflichtige Infektionen mit vier sogenannten Krankenhauskeimen erfasst. Das geht aus einer Antwort der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage des CDU-Abgeordneten Florian Graf hervor, wie die Berliner Zeitung berichtete. 534 Patienten verstarben. Graf fordert einheitliche Qualitätsstandards bei der Bekämpfung von Krankenhauskeimen in allen Berliner Kliniken sowie engmaschige Kontrollen. Davon sei Berlin leider im Moment noch weit entfernt, meint der Politiker.

Ganz normale Keime können für geschwäche Menschen gefährlich werden

Häufig gelangen die Keime von außen in die Kliniken. Besucher und Mitarbeiter tragen diese am Körper - normalerweise ganz unbemerkt und ohne zu erkranken. Doch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sie schwere Infektionen auslösen. Gegen einige dieser Bakterien können die üblichen Antibiotika nichts mehr ausrichten. Sie werden multiresistente Erreger (MRSA) genannt.

Zu den meldepflichtigen Keimen, die nosokomiale Infektionen auslösen können, gehören auch ganz normale Darmbakterien, die unter bestimmten Bedingungen gefährlich werden können. Ein Beispiel ist das Bakterium Clostridium difficile, das seit 2009 in 964 Fällen schwere klinische Verläufe mit 327 Todesfällen verursachte. 2352 Infektionen betrafen den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), dem 198 Patienten erlagen. Dieser Keim kommt auf der Haut und in der Nase jedes dritten Menschen vor.

Krankenhausgesellschaft sieht Fortschritte

Derweil verwies die Berliner Krankenhausgesellschaft auf die zahlreichen Bemühungen der Berliner Krankenhäuser, die Hygiene und den Schutz der Patienten vor nosokomialen Infektionen sicherzustellen. Die von den Krankenhäusern in den vergangenen Jahren ergriffenen Maßnahmen haben demnach dazu geführt, dass die Infektionen mit dem häufigsten MRSA-Keim seit Jahren rückläufig sind und inzwischen unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Insgesamt sei bei den Infektionen in den letzten Jahren kein wesentlicher Anstieg zu verzeichnen.

Auf die Notwendigkeit hygienischer Bedingungen macht unter anderem seit Jahren die „Aktion Saubere Hände“ aufmerksam, denn der Händehygiene kommt eine Schlüsselbedeutung bei übertragbaren Erkrankungen zu. Ziel der nationalen Kampagne ist es, die Compliance des medizinischen Personals zu verbessern. Krankenhäuser, die sich den Regeln entsprechend verhalten, können sich zertifizieren lassen. Parameter sind etwa die Anzahl der Handdesinfektionsspender, der Verbrauch von Desinfektionsmitteln auf den Stationen sowie regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter. Dabei lernen diese zum Beispiel, wie man sich die Hände richtig wäscht und desinfiziert. Zudem werden sie ingesamt für das Thema Hygiene im Krankenhaus sensibilisiert.

Foto: © K.C. - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , MRSA , Nosokomiale Infektion , Qualität , Hygiene

Weitere Nachrichten zum Thema Nosokomiale Infektionen

Nicht nur Ärzte und Pfleger müssen auf sorgfältige Händehygiene achten, um Klinikinfektionen besonders mit multiresistenten Keimen zu vermeiden. Auch die Patienten sollten dazu angehalten werden. Das ist das Ergebnis einer US-Studie, die im Vorfeld des Welthändehygienetages am 5. Mai erschien.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin