Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
 

Triple negativer Brustkrebs: Eine Subgruppe spricht auf Immuntherapie an

Sonntag, 5. Mai 2019 – Autor:
Vor wenigen Wochen wurde in den USA erstmals eine Immuntherapie für das triple-negative Mammakarzinom zugelassen. Die Studiendaten zeigen einen Trend zu einem längeren Überleben. Entscheidend ist jedoch ein bestimmter Biomarker.
Immuntherapie, triple-negativer Brustkrebs

In den USA wurde erstmals eine Immuntherapie für triple-negativen Brustkrebs zugelassen. Europa wird im Spätsommer nachziehen

Die Krebsimmuntherapie zeigt auch beim fortgeschrittenen triple-negativen Mammakarzinom Wirkung: Am 11. März wurde in den USA der PD-L1-Inhibitor Atezolizumab (Handelsname Tecentriq) in Kombination mit der Chemotherapie nab-Paclitaxel zugelassen. 

Grundlage für die US-Zulassung war die doppelblinde, placebo-kontrollierte Phase-III-Studie IMpassion130. Darin konnte gezeigt werden, dass Frauen mit metastasiertem triple-negativem Mammakarzinom von der Kombinationstherapie mit Atezolizumab profitieren, wenn bei ihnen ein positiver PD-L1-Status auf den tumorinfiltrierenden Immunzellen (IC) nachgewiesen konnte. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verlängerte sich die progressionsfreie Zeit um 2,5 Monate und das Gesamtüberleben um mehr als 9 Monate.

Überlebensvorteil von neun Monaten oder länger

Dieser Überlebensvorteil ist für eine aggressive Erkrankung wie das triple-negative Mammakarzinom enorm, zumal sich abzeichnet, dass einzelne Frauen mit der Immuntherapie noch deutlich länger leben, als die erste Auswertung hergibt. „Während wir bei der progressionsfreien Zeit kaum Vorteile sehen, zeichnet sich für diese Patienten ein starker Trend für ein verlängertes Gesamtüberleben ab“, betonte Prof. Dr. Tjoung-Won Park-Simon auf dem ESMO Breast-Cancer-Kongress 2019. Man müsse eben nur lange genug warten, um die Erfolge zu sehen.

 

Mehr Nebenwirkungen als Chemo alleine

Zum Nebenwirkungsprofil sagte die Gynäkologin von der Medizinischen Hochschule Hannover: „Bei der Chemotherapie waren wir es gewohnt, dass die Nebenwirkungen am Anfang auftraten, nun können sie während der gesamten Behandlung und auch danach in Erscheinung treten.“ Zudem sei die Art der immunbedingten Nebenwirkungen vielfältiger: Jedes neue Symptom sollte, so Park-Simon, kritisch als eine Nebenwirkung in Betracht gezogen werden. „Aus der Erfahrung mit der Krebsimmuntherapie in anderen Indikationen wissen wir aber auch: Frühzeitig erkannt, sind die Nebenwirkungen der Krebsimmuntherapie gut behandelbar.“

Zulassung in Europa im Sommer erwartet

Voraussichtlich im Spätsommer wird Atezolizumab auch in Europa zur Behandlung des triple-negativen Mammakarzinoms zugelassen. Wie in den USA auch wird sich die Zulassung auf eine Kombination mit nab-Paclitaxel beschränken. Bis dahin kann ein Antrag auf Kostenübernahme bei den Krankenkassen gestellt werden.

Eine entscheidende Rolle wird der PD-L1-Status spielen: Die lebensverlängernde Wirkung ist nämlich nur dann gegeben, wenn die PD-L1-Expression auf den tumorinfiltrierenden Immunzellen mindestens 1 Prozent beträgt. Dies ist bei rund 40 Prozent der Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs der Fall. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mehr als jede zweite Betroffene nicht auf die Immuntherapie anspricht.

Das triple-negative Mammakarzinom gilt insbesondere im metastasierten oder lokal fortgeschrittenen Stadium als aggressive Tumorform und ist bis heute nur schwer zu kontrollieren. Das Krankheitsgeschehen ist insgesamt mit einer schlechten Prognose assoziiert: Das mediane Gesamtüberleben beträgt bei einer Metastasierung etwa 13,3 Monate. Da keine endokrinen oder HER2-gerichteten Therapien beim mTNBC in Betracht kommen, ist für die Behandlung dieser Patienten eine Taxan-basierte Chemotherapie Standard. In der First-Line-Situation besteht zudem die Möglichkeit, die Chemotherapie mit Avastin zu kombinieren.

Foto: © royalitystockhoto – Fotolia.com 

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Brustkrebs , Immuntherapie
 

Weitere Nachrichten zum Thema triple-negativer Brustkrebs

 

Aktuelle Nachrichten

 
Weitere Nachrichten
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Der Berliner Corona-Lagebericht informiert weiterhin über die aktuelle Infektionslage in der Stadt und ihren Bezirken. Doch weil sich die Lage geändert hat, hat der Berliner Senat den Bericht nun überarbeitet und den aktuellen Entwicklungen angepasst.
 
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin