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Triclosan: Stoff in Seife und Zahnpasta kann Osteoporose begünstigen

Freitag, 28. Juni 2019 – Autor: anvo
Triclosan ist ein antibakterieller Wirkstoff, der sich unter anderem in Seife, Zahnpasta, Deos, Reinigungsmitteln oder Textilien befindet. Umstritten ist der Stoff schon lange, da er unter anderem auf das Hormonsystem des Menschen wirken soll. Jetzt steht Triclosan zudem im Verdacht, Osteoporose zu begünstigen.
Triclosan, Zahnpasta, Seife, Osteoporose

Der Wirkstoff Triclosan kann in Pflegeprodukten wie zum Beispiel Zahnpasta enthalten sein – Foto: ©Anton84 - stock.adobe.com

Triclosan wird überwiegend in kosmetischen Pflegeprodukten, aber auch in Kleidung, Reinigungsmitteln und in verschiedenen Kunststoffen eingesetzt. Vor allem dort, wo eine antibakterielle und geruchshemmende Wirkung erwünscht ist, wie beispielsweise in Fußpflegemitteln, Deos und Zahnpasten, findet sich der Wirkstoff häufig. Allerdings wird der Einsatz von Triclosan in Kosmetikprodukten schon seit Jahren von Umwelt- und Verbraucherschützer kritisiert, da es mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise einer Unterfunktion der Schilddrüse in Verbindung gebracht wird.

Forscher der Hangzhou Medical College School of Public Health in China haben nun untersucht, wie sich Triclosan auf die Knochendichte und das Osteoporose-Risiko von Frauen auswirkt. Die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichten sie kürzlich im Fachmagazin „Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism“.

Triclosan-Exposition führte zu niedrigerer Knochendichte

Für die Studie analysierte das Wissenschaftlerteam um Yingjun Li die Daten von 1.848 US-Amerikanerinnen, die zwischen 2005 und 2010 für den U.S. National Health and Nutrition Examination Survey erfasst worden waren. Dabei stellten die Forscher fest, dass Frauen mit einem höheren Triclosan-Gehalt im Urin auch ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Osteoporose hatten. So war den Untersuchungen zufolge die Knochendichte im Oberschenkel dieser Frauen sowie in ihrer Lendenwirbelsäule niedriger gewesen als bei Vergleichsgruppen. Bei Frauen nach der Menopause war dieser Zusammenhang besonders stark ausgeprägt.

Experten warnen schon länger vor Triclosan

Eine eindeutige Kausalität konnte die Studie allerdings nicht beweisen, da die Forscher nur jeweils einen Urintest der Frauen ausgewertet hatten. Allerdings warnen Experten schon lange vor der Verwendung von Triclosan, da es sich auf vielfache Weise negativ auf die Gesundheit und Umwelt auswirken soll.

So warnt die Verbraucherzentrale davor, dass der antibakterielle Wirkstoff Allergien hervorrufen, Bakterien resistent gegen antimikrobielle Mittel sowie unter UV-Strahlung giftige Dioxine bilden kann. In Tierversuchen konnte zudem gezeigt werden, dass sich Triclosan schädigend auf das Hormonsystem auswirkt.

Triclosan kann über die Haut in den menschlichen Organismus gelangen

Auch das Bundinstitut für Risikoforschung (BfR) kritisiert bereits seit Jahren den Einsatz von Triclosan. In den USA ist der Wirkstoff mittlerweile in abspülbaren Hand- und Körperreinigungsprodukten verboten. In der EU ist er nur in Produkten, die länger auf der Haut bleiben und eine großflächige Anwendung erfordern, wie beispielsweise in Körperlotionen oder Fußcremes, untersagt.

In Zahnpasta, Mundwasser, Seife, Duschgel, Deos, antibakteriellen Matratzen, Schonbezügen oder Sporttextilien ist er hingegen immer noch erlaubt. Das ist insbesondere deshalb problematisch, da der Wirkstoff in den menschlichen Organismus gelangen kann, wenn bereits kleinere Mengen über die Haut oder den Mund aufgenommen werden.

Kein Triclosan in Naturkosmetik

Der Blick auf die Zutatenliste reicht nicht immer aus, um die Verwendung von Triclosan festzustellen, denn oft muss der Stoff nicht ausgewiesen werden. Experten raten grundsätzlich dazu, auf antibakterielle Mittel zu verzichten, wenn sie nicht von einem Arzt empfohlen werden.

Um sicherzugehen, dass verwendete Produkte den Wirkstoff nicht enthalten, rät die Verbraucherzentrale dazu, auf Naturkosmetik zurückzugreifen. Darin sind sowohl Triclosan als auch andere umstrittene Inhaltsstoffe wie Mineralöl oder Mikroplastik nicht erlaubt. Zudem bietet die kostenlose App "Codecheck" die Möglichkeit, die einzelnen Inhaltsstoffe gängiger Kosmetika und Reinigungsmittel aufzuschlüsseln sowie mehr über deren Wirkung auf den menschlichen Körper zu erfahren.

Foto: © Anton84 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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