Trauma-Ambulanzen für Gewaltopfer
Die Aufgabe der beiden Ambulanzen ist es, sich um Opfer oder Zeugen von Überfällen, Messerstechereien, aber auch häuslicher Gewalt und Kindesmisshandlung zu kümmern. "In den ersten Wochen nach einer Gewalttat kann man noch sehr viel tun, um psychische Spätfolgen bei den Opfern abzuwenden", erklärt Prof. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. "Wir bieten Erstgespräche zur Krisenintervention und können in Absprache mit dem LAGeSo die Betroffenen auch an andere Einrichtungen vermitteln." Sinnvoll und wichtig seien solche Gespräche für Menschen, deren Gewalterfahrung erst wenige Tage oder Wochen zurückliege. Dabei komme es nicht darauf an, ob das Opfer selbst Verletzungen davongetragen oder eine Gewalttat beobachtet hat. "Beides kann traumatische Folgen haben", sagt Prof. Heinz.
Opfern von Gewalt falle es häufig schwer, therapeutische Angebote zeitnah in Anspruch zu nehmen, berichtet Dr. Olaf Schulte-Herbrüggen, der die Trauma-Ambulanz der Erwachsenenpsychiatrie leitet. "Scham- und Schuldgefühle, tragen erheblich dazu bei, dass Patienten häufig erst dann in die Klinik kommen, wenn die Folgestörungen eines Traumas bereits chronisch sind. Die neue Ambulanz bietet mit ihrem therapeutischen Konzept, schneller Terminvergabe und unkomplizierter Kostenübernahme ein auf diese Patientengruppe speziell zugeschnittenes Angebot." Bei Kindern und Jugendlichen werden die Bezugspersonen ebenfalls in die Therapie integriert. "Das ist von zentraler Bedeutung", erklärt die verantwortliche Fachärztin Dr. Sibylle Winter. "Wenn die Bezugspersonen unterstützt werden, können auch Kinder traumatische Erlebnisse besser verarbeiten."
Die Gründung der neuen Trauma-Ambulanzen hatten die Charité und das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) beschlossen, nicht zuletzt um den Vorschriften des Opferentschädigungsgesetzes (OEG) nachzukommen. Ziel des Gesetzes ist es, die körperliche und seelische Gesundheit von Gewaltbetroffenen so weit wie möglich wiederherzustellen. Das LAGeSo trägt zunächst die Kosten für bis zu fünf Termine, bei denen speziell ausgebildete Ärztinnen und Ärzte oder Psychologen den genauen Sachverhalt ermitteln und eine Diagnose stellen. Danach wird über weitere Behandlungsmöglichkeiten entschieden.
Ab sofort sind die Trauma-Ambulanzen wie folgt erreichbar:
Trauma-Ambulanz für Kinder und Jugendliche, Charité Campus Virchow: (030) 450-566-229
Montag und Dienstag: 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Mittwoch: 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Donnerstag und Freitag: 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr
Trauma-Ambulanz für Erwachsene,St. Hedwig Krankenhaus: (030) 23 11 - 18 80
Montag bis Freitag: 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr