Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Transplantationszentren mit hohen Fallzahlen schneiden besser ab

Montag, 7. Oktober 2013 – Autor: Anne Volkmann
Die Überlebenszeit von Transplantationspatienten ist größer, wenn sie in einem Krankenhaus mit hohen Fallzahlen versorgt wurden. Zwischen großen und mittelgroßen Transplantationszentren gibt es allerdings keine signifikanten Unterschiede. Das ergab eine aktuelle Analyse.
Fallzahlen in Transplantationszentren entscheidend

Transplantationzentren: Je größer, desto besser?

Die Zahl der durchgeführten Transplantationen je Zentrum variiert erheblich. Davon abhängig weist auch die Qualität der Transplantationszentren Unterschiede auf. Das zeigt eine Analyse der BARMER GEK, für die Versorgungsdaten aus den Jahren 2007 bis 2011 ausgewertet wurden. Demnach steigt beispielsweise die Überlebenszeit von Nierentransplantierten, wenn sie in einem Zentrum mit hohen Fallzahlen versorgt wurden. So liegt sie in Zentren mit hohen Fallzahlen bei durchschnittlich 1.700 Tagen, in Zentren mit sehr geringen Operationszahlen aber nur bei 1.470 Tagen.

Dagegen zeigten sich im Vergleich zwischen großen und mittelgroßen Transplantationszentren keine signifikanten Unterschiede. Offenbar gibt es also eine Schwelle für die Fallzahlen, ab der die Versorgung mit einer ungefähr gleichbleibenden Qualität stattfindet. Auch beim Vergleich von Lungen- und Lebertransplantationen in Zentren mit verschiedenen Fallzahlen ergaben sich kaum Unterschiede.

Höhere Kosten bei niedrigen Fallzahlen

Die Analyse zeigt auch, dass Zentren mit sehr niedrigen Fallzahlen höhere Kosten verursachen. „Besonders aufgefallen sind uns die starken Schwankungen bei Lungentransplantationen“, betont Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER GEK. In Zentren mit niedriger Fallzahl liegen sie bei 172.000 Euro, Zentren mit hohen Fallzahlen kommen nur auf 104.000 Euro pro Eingriff.

Marschall fasst zusammen, es seien „Tendenzen erkennbar, dass kleinere Zentren mit niedrigen Fallzahlen geringere Überlebensraten, eine höhere stationäre Sterblichkeit und teilweise auch höhere Kosten haben als großvolumige Einheiten.“ Eine Konzentration der Zentren und eine Anhebung der Mindestmengen würden zu besseren Ergebnissen führen. Von acht der 24 deutschen Leber-Transplantationszentren werden beispielsweise die aktuell geforderten Mindestfallzahlen nicht erreicht. Hier gibt es also einigen Nachholbedarf.

Zu viele Transplantationszentren in Deutschland?

Schon seit einiger Zeit zweifeln Experten an, dass die Vielzahl der Transplantationszentren in Deutschland aus medizinischer Sicht notwendig ist. Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung für Patientenschutz, sowie Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, sprachen sich für eine Reduzierung der Zahl der Transplantationszentren aus. Neben qualitativen und ökonomischen Argumenten drängen sich dabei noch zwei weitere Gesichtspunkte auf: Zum einen sind die notwendigen externen Kontrollen bei einer beschränkten Zahl von größeren Zentren leichter durchzuführen als bei einer Vielzahl auch kleinster Zentren. Zudem könnten sich – so die Sorge mancher Experten – bei kleineren Zentren aus Wettbewerbsgründen die Anstrengungen zur beschleunigten Organzuteilung erhöhen.

Foto: © horizont21 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Organtransplantation

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin