Transplantations-Zentren arbeiten weitgehend korrekt
Einen wahren „Struktur- und Kulturwandel“ bescheinigt Prof. Dr. Dr. Hans Lippert, Vorsitzender der Überwachungskommission zur Prüfung der Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und Pankreastransplantationsprogramme, den deutschen Transplantations-Zentren. Bis auf wenige Ausnahmen haben die für die Prüfung der Transplantationszentren in Deutschland zuständigen Kontrollgremien von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes 2017/2018 eine positive Bilanz ihrer Arbeit gezogen. Gründe dafür sei unter anderem die Tatsache, dass die Zentren bei Verstößen mit möglicherweise sogar strafrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Zudem trügen auch die bundesweiten Prüfungen zur Fehlerprävention bei.
Unregelmäßigkeiten an zwei Zentren
„Mitunter kommt es aus bloßer Unkenntnis oder aufgrund von Missverständnissen zu ungewollten Richtlinienverstößen. Deshalb ist es uns so wichtig, im ständigen Dialog mit den Transplantationszentren zu bleiben, Hilfestellung zu leisten und gemeinsam mit den Transplantationszentren, den Landesministerien und den Landesärztekammern eine offene Fehlerkultur zu fördern“, so Lippert.
Dem Bericht zufolge halten sich die meisten Kliniken in Deutschland an die Richtlinien der Bundesärztekammer für die Organvergabe. Lediglich bei Prüfungen der Programme für Herztransplantationen in Köln-Lindenthal und für Lebertransplantationen am Universitätsklinikum in Frankfurt am Main seien „systematische Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden.
Arbeit überwiegend "ordnungsgemäß"
Insgesamt werde bei Herz-, Lungen- und Lebertransplantationen „weit überwiegend ordnungsgemäß und korrekt“ gearbeitet, hieß es weiter. Fehler in einzelnen Zentren hätten kein systematisches Vorgehen zugunsten von Patienten erkennen lassen. Bei Transplantationen von Nieren und Bauchspeicheldrüsen seien „keinerlei Auffälligkeiten“ festgestellt worden.
Die Prüfer betonten, dass es weiterhin keine Anhaltspunkte für eine mögliche Bevorzugung von Privatpatienten gebe. Bei den Prüfungen wird untersucht, ob bei Anmeldungen zu Wartelisten - vor allem in dringendsten Fällen - gegen Richtlinien verstoßen wurde. Hintergrund der Kontrollen sind auch Organspendeskandale von 2012, die sich um Manipulationen bei Wartezeiten drehten.
40 Eingaben an Vertrauensstelle
Als sinnvoll erweist sich auch die Arbeit der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin. Deren Aufgabe ist es, auf vertraulicher Basis Hinweise auf Auffälligkeiten im Bereich der Organspende und der Organtransplantation entgegenzunehmen und in Kooperation mit der Prüfungskommission und der Überwachungskommission zu klären. „Im vergangenen Jahr sind insgesamt 40 Eingaben bei der Vertrauensstelle eingegangen“, berichtete Prof. Dr. Ruth Rissing-van Saan, Leiterin der Vertrauensstelle. Neben anonymen Anfragen sei die Vertrauensstelle auch von Beschäftigten in Transplantationszentren sowie von anderen in das Transplantationsgeschehen eingebundenen Stellen kontaktiert worden.
Foto: © Dan Race - Fotolia.com