TNF alpha ermöglicht Prognose bei Darmkrebs
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland; rund 25.000 Menschen sterben jährlich daran. In vielen Fällen ist Darmkrebs mittlerweile jedoch heilbar. Forscher konnten nun zeigen, dass die Konzentration von TNF alpha im Tumorgewebe Hinweise auf den Verlauf der Erkrankung gibt.
Schon länger ist bekannt, dass eine hohe Anzahl an zytotoxischen T-Zellen („Killerzellen“) für einen günstigen Verlauf einer Darmkrebserkrankung spricht. Doch allein das Vorhandensein der Killerzellen ist noch kein Beweis dafür, dass sie den Tumor tatsächlich bekämpfen. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums untersuchten nun gemeinsam mit Chirurgen aus den Universitätskliniken Heidelberg und Dresden die Zusammenhänge genauer.
TNF alpha zeigt aktivierte Killerzellen an
Zytotoxische T-Zellen, die ein besonderes Merkmal des Tumors erkennen, produzieren drei verschiedene Immunbotenstoffe, darunter den Tumornekrosefaktor (TNF) alpha. In der aktuellen Studie konnten die Forscher zeigen, dass nur solche T-Zellen TNF alpha bilden, die gleichzeitig durch spezifische Merkmale des Tumors aktiviert worden waren. Zudem konnten sie nachweisen, dass die Gesamtmenge von TNF alpha im Tumor tatsächlich mit der Anzahl an aktivierten Killerzellen, die den Tumor spezifisch erkennen und bekämpfen, korreliert.
In einer weiteren Untersuchung überprüften die Forscher den prognostischen Wert ihrer Ergebnisse. Sie wollten herausfinden, wie gut sich der TNF alpha-Spiegel im Tumor als unabhängiger Biomarker für die Prognose einer Darmkrebs-Erkrankung eignet. Die Wissenschaftler verglichen dafür den TNF-alpha-Spiegel mit anderen Merkmalen des Tumors, die Einfluss auf den Verlauf der Krebserkrankung haben können. Dazu zählt die klassische TNM-Klassifikation (Einteilung der Tumoren nach Größe, Differenzierungsgrad und Metastasierung), die Anzahl regulatorischer T-Zellen, die Anzahl von Entzündungszellen, die das Tumorwachstum fördern, und die Konzentration eines speziellen Botenstoffs, der die Immunantwort unterdrückt.
Immuntherapie bei Darmkrebs aussichtsreich
Anhand der Untersuchung von Gewebeproben von über 100 Patienten, deren Darmkrebsdiagnose bereits längere Zeit zurücklag, und dem Vergleich aller relevanten Faktoren entdeckten die Forscher, dass ein hoher TNF-alpha-Spiegel tatsächlich die Wahrscheinlichkeit erhöhte, zehn Jahre nach der Diagnose noch zu leben und damit als geheilt zu gelten. Die Forscher werten dieses Ergebnis als Beleg dafür „dass es bei der Prognose von Darmkrebs tatsächlich auf eine aktive T-Zellantwort gegen die Tumorzellen ankommt“, so Professor Phillip Beckhove vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Wir können den Krankheitsverlauf präziser vorhersagen, wenn wir die TNF alpha-Spiegel bestimmen, als wenn wir einfach die T-Zellen im Tumorgewebe zählen.“
Die Forscher hoffen auch, dass das Ergebnis die Optionen für weitere Krebstherapien erhöht. „Wenn die zytotoxischen T-Zellen, die den Tumor bekämpfen, ein Indikator für eine gute Prognose sind, dann ist das ein ermutigender Hinweis darauf, dass auch T-Zell-Immuntherapien gegen Darmkrebs gute Erfolgsaussichten haben“. Beckhove und seine Kollegen wollen solche Immuntherapien nun entwickeln.
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