Die neuen Pillen würden als vermeintlich besser angesehen und weitaus häufiger verschrieben, heißt es in einer Pressemitteilung der Kasse, die für den Report mit der Universität Bremen zusammenarbeitete.
„Vor allem bei jungen Frauen, die nicht rauchen und kein Übergewicht haben, spricht auf den ersten Blick nichts gegen die neuen Präparate", so Report-Autor Professor Gerd Glaeske von der Uni Bremen. „Aber neu ist nicht immer gleich besser, im Gegenteil: Die Pillen der früheren Generationen schützen genauso gut vor einer ungewollten Schwangerschaft und haben ein geringeres Thromboserisiko.“
Pille und Thrombose-Risiko: Schönheit steht im Vordergrund
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel und verstopft ein Gefäß. Oft sind die Beinvenen betroffen. Das Gerinnsel kann auch über die Blutbahn in Lunge, Gehirn oder Herz wandern und dort lebensgefährliche Komplikationen verursachen.
„Wir beobachten, dass die Pille gezielt weiterentwickelt wird, um Schönheitsidealen näherzukommen und zu einem Lifestylepräparat wird“, sagt Ko-Autorin Prof. Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie am Helios Klinikum Wuppertal. Im Vordergrund bei der Präparat-Wahl ständen dann vermeintlich positive Nebenwirkungen auf Haut oder Haare.
Pille und Thrombose-Risiko: Gestagene spielen eine Rolle
Das erhöhte Thrombose-Risiko beruht auf der veränderten Wirkstoff-Zusammensetzung der Pille: Pillen der 2. Generation enthalten niedrig dosiertes Östrogen und Gestagene wie Levonorgestrel oder Norethisteron.
Pillen der 3. und 4. Generation enthalten neuartige Gestagene wie Desogestrel oder Drospirenon. Damit erhöhe sich das Thrombose-Risiko fast um das Doppelte, heißt es, von fünf bis sieben auf neun bis zwölf von 10.000 Frauen. Bei anderen neuartigen Gestagenen wie Dienogest, Chlormadinon oder Nomegestrol sei das Risiko noch ungeklärt. Fazit des Reports: Pillen der 2. Generation bleiben das Mittel erster Wahl.
Foto: Brigitte Meckle