Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Therapieresistente Depressionen: Tiefe Hirnstimulation schafft Linderung der Symptome

Freitag, 3. Januar 2020 – Autor:
Für Menschen mit schweren, behandlungsresistenten Depressionen ist die Tiefe Hirnstimulation ein letzter Strohhalm. Eine Langzeitstudie belegt nun eine gute Wirksamkeit des Hirnschrittmachers.
Die Tiefe Hirnstimulation ist ein Hoffnungsschimmer für Patienten mit schweren, therapieresistenten Depressionen

Die Tiefe Hirnstimulation ist ein Hoffnungsschimmer für Patienten mit schweren, therapieresistenten Depressionen

Depression ist nicht gleich Depression. Während fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mal eine depressive Episode durchmacht, kommen manche trotz zahlloser Therapieversuche einfach nicht aus dem Dauertief heraus. Ärzte können bei solch schweren behandlungsresistenten Depressionen eine elektrische Stimulation der Hirnnerven in Erwägung ziehen. Diese Stimulation kann äußerlich erfolgen – oder permanent durch einen invasiven Eingriff, bei dem man einen Hirnschrittmacher in bestimmte Teile des Gehirns implantiert. Das Verfahren wird Tiefe Hirnstimulation genannt. Es ist ein Versuch, mit kleinen Stromimpulsen die Arbeitsweise des Gehirns aus seiner depressiven Schleife herauszuholen. Auch bei anderen Erkrankungen wie etwa Parkinson werden die Hirnschrittmacher eingesetzt.

Langzeitstudie mit 28 Teilnehmern

Dass die Tiefe Hirnstimulation, die Symptome schwerer Depressionen lindern kann, zeigt nun eine Studie aus den USA mit 28 Patienten, wovon acht an einer bipolaren Störung litten und 20 an einer unipolaren schweren Depression. 14 Studienteilnehmer konnten acht Jahre lang nachbeobachtet werden, elf für wenigstens vier Jahre. Die Elektroden wurden bei allen Teilnehmern im ubcallosal cingulate (SCC) implantiert, ein kleiner Gehirnteil, der maßgeblich für schwere Depressionen verantwortlich ist. Die Studie wurde im Oktober 2019 im „The American Journal of Psychiatry“ veröffentlicht.

Langanhaltende Besserung der depressiven Symptome

Das Ergebnis der Langezeitbeobachtung: Die depressiven Symptome besserten sich bei mehr als jedem zweiten Patienten für zwei bis acht Jahre der Nachbeobachtungszeit. Jeder dritte war sogar völlig symptomfrei. Bei rund zwei Drittel besserten sich die Symptome durchgängig um mindestens 25 Prozent für die gesamte Studienzeit. Darüber hinaus berichtete jeder fünfte Patient mit ursprünglich schwerer oder behandlungsresistenter Depression über durchgängige Besserung der Symptome seit dem ersten Behandlungsjahr.

Nebenwirkungen konnten nicht beobachtet werden, so dass die Autoren um Dr. Andrea Crowell von der University Atlanta die Therapie als sicher und gut verträglich bewerten. Auch bei der Operation gab es offenbar kaum Komplikationen.

Positives Fazit

Darum ziehen die Autoren ein positives Fazit: Die Stimulation der SCC Region habe bei vielen Betroffene eine anhaltend antidepressive Wirkung und stelle deshalb eine Behandlungsalternative bei schweren, und ansonsten therapieresistenten Depressionen dar.

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Depression

Weitere Nachrichten zum Thema Schwere Depressionen

Antikörper, die körpereigene Strukturen angreifen, können Autoimmunerkrankungen auslösen. Nun haben Forscher jedoch noch eine andere Funktion entdeckt. Offenbar kann ein bestimmter Autoantikörper, der nach Hirnverletzungen oder chronischem Stress gebildet wird, wie ein körpereigenes Antidepressivum wirken.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin