
Bei Tinnitus leidet die Psyche
Gegen Tinnitus gibt es bisher keine einheitlichen Therapiekonzepte. Oft ist zu hören, dass man eigentlich nichts dagegen machen kann. Forscher aus den Niederlanden haben nun zwei Therapien, die bisher nur durch Studien mit geringer Evidenz gestützt wurden, vereinigt und die Kombination einer randomisierten und kontrollierten Studie unterzogen. Bei den beiden Konzepten handelt es sich um die Tinnitus-Retraining-Therapie und die kognitive Verhaltenstherapie.
Die Wissenschaftler von der Universität Maastricht untersuchten 492 Patienten, die sie in zwei Gruppen teilten. Eine Hälfte der Patienten erhielt eine normale Tinnitustherapie mit einem Hörgerät und/oder einem Masker. Ein Masker ist ein sogenannter Rauschgenerator, der ein gleichmässiges, jedoch nicht unangenehmes Rauschen erzeugt, das den Tinnitus akustisch überdecken soll. Die Patienten der anderen Gruppe erhielten eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und Elementen der Tinnitus-Retraining-Therapie sowie bei Bedarf ebenfalls ein Hörgerät und/oder einen Masker.
Tinnitus-Beschwerden verbesserten sich deutlich
Die in der Zeitschrift "Lancet" veröffentlichte Studie zeigte, dass sich durch die Therapiekombination nicht nur die Tinnitus-Beschwerden deutlich verbesserten, sondern auch psychischen Begleitsymptome wie Sorgen, Depressionen und Ängste reduziert wurden und die Lebensqualität der Patienten deutlich anstieg. Innerhalb von zwölf Monaten war diese Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe signifikant. Welche Behandlungsschritte dabei genau ausschlaggebend für den Therapieerfolg waren, können die Autoren der Studie nicht sagen. Weitere Studien sollen dies klären. Doch der Erfolg der Studie zeigt, dass Betroffene dem Tinnitus nicht hilflos ausgeliefert sind und dass es wirkungsvolle Therapiekonzepte gibt.
Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) beruht auf der Annahme, dass der Tinnitus aus dem Bewusstsein verdrängt werden kann, wodurch sich die Wahrnehmung des Tinnitus sowie die Belastung der Patienten deutlich reduziert. Dabei wird nicht bestritten, dass der Tinnitus tatsächlich "gehört" wird. Doch es wird vermutet, dass sich durch einen negativen Lernprozess die Wahrnehmung des Tinnitus irgendwann verselbständigt hat, so dass das Geräusch nicht mehr - wie andere Hintergrundgeräusche auch - ausgeblendet werden kann. Die Tinnitus-Retraining-Therapie geht daher davon aus, dass man die Wahrnehmung des Tinnitus auch wieder "verlernen" kann.
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