Testosteron-Therapie verbessert nicht die Sexualfunktion älterer Männer
Testosteron gilt als Männlichkeitshormon. Im Alter sinkt der Testosteronspiegel naturgemäß. Bei manchen Männern wird der Spiegel so niedrig, dass Ärzte über eine Hormontherapie nachdenken. Was die Gabe von Testosteron unterm Strich bringt, hat das National Institute of Health (NIH) in sieben doppelblinden, plazebokontrollierten Studien, den sogenannten TTrials untersucht. Probanden waren Männer über 65 Jahren mit einem altersbedingten niedrigen Testosteronspiegel.
Keine bessere Sexualfunktion durch Testosteron
Auswertungen zeigen, dass sich die Gabe von Testosteron positiv auf die Knochendichte auswirkt und sich zudem Anämien ohne erkennbare Ursachen besserten. Die Hoffnung, dass sich das Hormon auch positiv auf die Gedächtnisleistung auswirkt, konnte das Studienprogramm nicht bestätigen. Ebenso gering waren die Auswirkungen auf die Sexualfunktion, nachdem sie anfangs mäßig stieg, aber gegen Studienende wieder gesunken war. Kein Effekt also. Einen regelrechten Rückschlag gab es beim kardiovaskulären Risiko: Das Volumen der koronaren Plaques (Ablagerungen in den Gefäßen) nahm unter der Testosterongabe sogar zu. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu einer anderen Studie, die nicht zum TTrial-Programm gehörte, wonach das kardiovaskuläre Risiko unter Testosteron abnahm.
Studien zeigen erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
Studienautor David J. Handelsman sieht aufgrund der Ergebnisse wenig, was für eine Testosteron-Gabe bei Männern mit niedrigem Testosteronspiegel spricht. Er meint, dass die zwei positiven Ergebnisse zur Knochengesundheit und zur Anämie angesichts der kardiovaskulären Daten keine Hormontherapie rechtfertige. Die anfängliche mäßige Steigerung der sexuellen Funktion sei effektiver mit Phosphodiesterase-5-Hemmern zu erzielen. Auch für die Knochen stünden genügend wirksame Medikamente zur Verfügung so wie auch Übergewicht als Folge des niedrigen Testosterons besser durch Lebensstilmaßnahmen wie Gewichtabnahme und körperliche Aktivität zu behandeln sei, als das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse in Kauf zu nehmen.
In dem 2004 gestarteten Studienprogramm wurden sieben klinische Endpunkte untersucht: Sexuelle Funktion, körperliche Leistungsfähigkeit, Vitalität, Kognition, Knochengesundheit, Anämie und kardiovaskuläre Gesundheit. Insgesamt 790 Männer nahmen daran teil. Die Hälfte erhielt über zwölf Monate ein Testosteron-Gel, der Kontrollarm lediglich ein Plazebo.
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