Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Testosteron-Mangel kann zu Beschwerden führen

Freitag, 19. August 2016 – Autor:
Eine Testosteron-Therapie kann bei älteren Männern sinnvoll sein, wenn sie durch den Hormon-Mangel unter bestimmten Beschwerden leiden. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU).
Älterer Mann

Bei älteren Männern kann eine Testosteron-Therapie sinnvoll sein – Foto: Matthias Stolt - Fotolia

Bei Beschwerden, die fälschlicherweise oft als „Wechseljahre des Mannes“ bezeichnet würden, handele es sich um ein Androgendefizit (Hypogonadismus), also einen Mangel an Sexualhormonen. „Meist ist bereits ab dem 45. Lebensjahr eine stetige Abnahme des wichtigsten Sexualhormons Testosteron von etwa einem Prozent im Jahr zu beobachten“, sagt Prof. Sabine Kliesch, Vorsitzende der Patienten-Akademie der DGU.

„Bei einem hohen Ausgangswert bereitet das keine Probleme. Doch es gibt Männer, die mit erheblichen Beschwerden zu kämpfen haben. Ihnen kann unter Umständen eine Testosteronersatztherapie helfen.“ Bei den 40- bis 79-Jährigen sind etwa zwei bis fünf Prozent der Männer vom altersbedingten Hypogonadismus betroffen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Testosteron-Mangel kann zu Beschwerden führen

Besonders häufig zeigt sich der Hormonmangel in Zusammenhang mit Übergewicht und einem schlechten Gesundheitszustand. Aber auch Grunderkrankungen wie das metabolische Syndrom und Diabetes wirken sich negativ auf den Testosteronspiegel aus.

Zu den Leitbeschwerden zählen Erektionsstörungen und Libidoverlust. Weitere Folgen des Androgendefizits sind Schlafstörungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. „Die Betroffenen fühlen sich nicht mehr leistungsfähig. Sogar Depressionen können einen Hypogonadismus begleiten“, weiß Prof. Kliesch.

Weniger Muskeln, mehr Bauchfett

Häufig zeigt sich eine Abnahme der Muskelmasse bei gleichzeitiger Zunahme des gesundheitskritischen viszeralen Bauchfetts. Hinzu kommt, dass ein zu niedriger Testosteronspiegel andere Stoffwechselprozesse negativ beeinflusst. Langfristig leiden das Blutbild und der Knochenstoffwechsel, Übergewicht sowie eine Störung des Zuckerhaushalts werden begünstigt.

„Zum einen fördert ein zu niedriger Testosteronspiegel die Entstehung von Stoffwechselkrankheiten. Zum anderen verstärken bereits bestehende Stoffwechselerkrankungen den Testosteronmangel. Hypogonadismus stellt für die Gesundheit des Mannes daher ein gewisses Risiko dar“, erklärt Prof. Kliesch.

Testosteron-Test als Kassenleistung

Die Urologin empfiehlt, bei Patienten mit Beschwerden genau hinzuschauen und bei Bedarf die Testosteronwerte zu untersuchen. Bei Symptomen und klinischem Verdacht auf Hypogonadismus ist der Hormontest eine Kassenleistung.

Die endokrinologische Diagnostik erfasst dabei nicht nur die Bestimmung des Testosteronspiegels. Auch die Gonadotropine, das sexualhormonbindende Globulin (SHBG), Prolaktin sowie der PSA-Wert sind relevant. Kontraindikationen wie ein Prostatakarzinom müssen bei der Diagnostik ausgeschlossen werden.

Begleiterkrankungen vorrangig behandeln

„Testosteronwerte zwischen 8 und 12 nmol/l sollten genauer kontrolliert werden“, sagt Prof. Kliesch. Bestimmungen des Blutbildes und der Blutfette schließen sich ebenso an wie die Messung der Knochendichte. Diese Parameter müssen auch im Verlauf einer Substitutionstherapie kontrolliert werden.

Wichtig ist zudem, dass der Urologe im Zuge der Hormontherapie den Kontakt zu anderen Disziplinen etwa dem Hausarzt, dem Kardiologen und dem Diabetologen sucht. Denn die Reduzierung gesundheitlicher Risiken, die in einem ungesunden Lebensstil begründet liegen und die Behandlung von Begleiterkrankungen sind gegebenenfalls wichtiger als die reine Testosteronersatztherapie.

Neue Studie sieht Vorteile der Testosteronersatztherapie

„Die Hormontherapie ist kein Allheilmittel. Allerdings kann die Gabe von Testosterongelen oder Depotspritzen die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten deutlich unterstützen“, erklärt Prof. Kliesch. „In dem Moment, in dem ich den Stoffwechselhaushalt auf hormoneller Seite wieder in Ordnung bringe, lassen sich auch andere gesundheitskritische Werte wie ein zu hoher Blutzucker besser behandeln“, betont die Urologin.

Aktuell weist eine US-amerikanische Studie zudem auf kardiovakuläre Vorteile einer Testosteronersatztherapie hin. Demnach senkt die Normalisierung der Testosteronwerte bei Männern ohne vorhergehende kardiovaskuläre Ereignisse das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle und vermindert die Gesamtsterblichkeit. Älteren Studien zufolge erhöhte die Testosteron-Therapie die kardiovaskulären Risiken. Daher gilt sie nach wie vor als umstritten.

Foto: ArtFamily/Fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Hormone , Erektionsstörung

Weitere Nachrichten zum Thema Hormone

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin