Testosteron-Mangel kann zu Beschwerden führen

Bei älteren Männern kann eine Testosteron-Therapie sinnvoll sein – Foto: Matthias Stolt - Fotolia
Bei Beschwerden, die fälschlicherweise oft als „Wechseljahre des Mannes“ bezeichnet würden, handele es sich um ein Androgendefizit (Hypogonadismus), also einen Mangel an Sexualhormonen. „Meist ist bereits ab dem 45. Lebensjahr eine stetige Abnahme des wichtigsten Sexualhormons Testosteron von etwa einem Prozent im Jahr zu beobachten“, sagt Prof. Sabine Kliesch, Vorsitzende der Patienten-Akademie der DGU.
„Bei einem hohen Ausgangswert bereitet das keine Probleme. Doch es gibt Männer, die mit erheblichen Beschwerden zu kämpfen haben. Ihnen kann unter Umständen eine Testosteronersatztherapie helfen.“ Bei den 40- bis 79-Jährigen sind etwa zwei bis fünf Prozent der Männer vom altersbedingten Hypogonadismus betroffen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Testosteron-Mangel kann zu Beschwerden führen
Besonders häufig zeigt sich der Hormonmangel in Zusammenhang mit Übergewicht und einem schlechten Gesundheitszustand. Aber auch Grunderkrankungen wie das metabolische Syndrom und Diabetes wirken sich negativ auf den Testosteronspiegel aus.
Zu den Leitbeschwerden zählen Erektionsstörungen und Libidoverlust. Weitere Folgen des Androgendefizits sind Schlafstörungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. „Die Betroffenen fühlen sich nicht mehr leistungsfähig. Sogar Depressionen können einen Hypogonadismus begleiten“, weiß Prof. Kliesch.
Weniger Muskeln, mehr Bauchfett
Häufig zeigt sich eine Abnahme der Muskelmasse bei gleichzeitiger Zunahme des gesundheitskritischen viszeralen Bauchfetts. Hinzu kommt, dass ein zu niedriger Testosteronspiegel andere Stoffwechselprozesse negativ beeinflusst. Langfristig leiden das Blutbild und der Knochenstoffwechsel, Übergewicht sowie eine Störung des Zuckerhaushalts werden begünstigt.
„Zum einen fördert ein zu niedriger Testosteronspiegel die Entstehung von Stoffwechselkrankheiten. Zum anderen verstärken bereits bestehende Stoffwechselerkrankungen den Testosteronmangel. Hypogonadismus stellt für die Gesundheit des Mannes daher ein gewisses Risiko dar“, erklärt Prof. Kliesch.
Testosteron-Test als Kassenleistung
Die Urologin empfiehlt, bei Patienten mit Beschwerden genau hinzuschauen und bei Bedarf die Testosteronwerte zu untersuchen. Bei Symptomen und klinischem Verdacht auf Hypogonadismus ist der Hormontest eine Kassenleistung.
Die endokrinologische Diagnostik erfasst dabei nicht nur die Bestimmung des Testosteronspiegels. Auch die Gonadotropine, das sexualhormonbindende Globulin (SHBG), Prolaktin sowie der PSA-Wert sind relevant. Kontraindikationen wie ein Prostatakarzinom müssen bei der Diagnostik ausgeschlossen werden.
Begleiterkrankungen vorrangig behandeln
„Testosteronwerte zwischen 8 und 12 nmol/l sollten genauer kontrolliert werden“, sagt Prof. Kliesch. Bestimmungen des Blutbildes und der Blutfette schließen sich ebenso an wie die Messung der Knochendichte. Diese Parameter müssen auch im Verlauf einer Substitutionstherapie kontrolliert werden.
Wichtig ist zudem, dass der Urologe im Zuge der Hormontherapie den Kontakt zu anderen Disziplinen etwa dem Hausarzt, dem Kardiologen und dem Diabetologen sucht. Denn die Reduzierung gesundheitlicher Risiken, die in einem ungesunden Lebensstil begründet liegen und die Behandlung von Begleiterkrankungen sind gegebenenfalls wichtiger als die reine Testosteronersatztherapie.
Neue Studie sieht Vorteile der Testosteronersatztherapie
„Die Hormontherapie ist kein Allheilmittel. Allerdings kann die Gabe von Testosterongelen oder Depotspritzen die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten deutlich unterstützen“, erklärt Prof. Kliesch. „In dem Moment, in dem ich den Stoffwechselhaushalt auf hormoneller Seite wieder in Ordnung bringe, lassen sich auch andere gesundheitskritische Werte wie ein zu hoher Blutzucker besser behandeln“, betont die Urologin.
Aktuell weist eine US-amerikanische Studie zudem auf kardiovakuläre Vorteile einer Testosteronersatztherapie hin. Demnach senkt die Normalisierung der Testosteronwerte bei Männern ohne vorhergehende kardiovaskuläre Ereignisse das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle und vermindert die Gesamtsterblichkeit. Älteren Studien zufolge erhöhte die Testosteron-Therapie die kardiovaskulären Risiken. Daher gilt sie nach wie vor als umstritten.
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