Seit Urzeiten versucht der Mensch, den Alterungsprozess aufzuhalten. Seit einigen Jahren kommt dabei bei Männern vermehrt eine Hormonersatztherapie mit Testosteron zum Einsatz. Dem männlichen Geschlechtshormon werden eine Reihe positiver Eigenschaften nachgesagt. So soll es unter anderem Kraft, Knochendichte und Lipidprofil positiv beeinflussen und zudem das Sexualleben in Schwung halten. Doch eine retrospektive Kohortenstudie aus den USA weist nun auf erhöhte Risiken einer Testosteron-Substitution für das Herz-Kreislauf-System hin.
Der Studie zufolge, die im Fachmagazin „JAMA“ veröffentlicht wurde, steigt durch eine künstliche Gabe von Testosteron das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sowie die Gesamtmortalität. Untersucht wurden die Daten von 8709 Veteranen mit niedrigen Testosteronspiegeln, die zahlreiche Komorbiditäten aufwiesen. Ein Teil von ihnen war mit künstlichem Testosteron behandelt worden. Vorher hatten sich die Probanden einer Angiografie unterzogen.
Risiko um fast sechs Prozent erhöht
Nach drei Jahren hatten von den Männern, die Testosteron einnahmen, 25,7 Prozent einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitten; bei den Probanden unter Hormontherapie waren es nur 19,9 Prozent. Die Gesamtrisikodifferenz lag bei 5,8 Prozent. Diese Zahl änderte sich auch kaum, wenn Vorerkrankungen wie Störungen des Herz-Kreislauf-Systems berücksichtigt worden waren. Für die Studienautoren ist damit ein klarer Hinweis auf eine Steigerung des Risikos von Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie der Gesamtmortalität durch die Einnahme von Testosteron gegeben.
Da die aktuelle Studie einige Schwächen – beispielsweise die Retrospektivität – aufweist, fordern die Autoren nun prospektive kontrollierte Studien, um die Ergebnisse zu bestätigen. Experten raten allerdings jetzt schon Ärzten und Patienten, bei der Verschreibung und Einnahme von Testosteron Vorsicht walten zu lassen.
Testosteron - Immer öfter Verschreibungen
Immer mehr ältere Männer greifen in der Hoffnung auf Verstärkung ihrer Vitalität zu künstlichem Testosteron. Besonders in den USA ist dieser Trend verbreitet. Dort ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Verschreibungen um das Fünffache gestiegen. Dabei lieferte schon im Jahr 2010 die Tom-Studie (Testosterone in Older Men) Hinweise, dass die Risiken hoch sind. Die Studie musste sogar vorzeitig abgebrochen werden, weil die Rate kardiovaskulärer Ereignisse bei den Männern, die eine künstliche Zufuhr des männlichen Geschlechtshormons erhielten, stark angestiegen war.
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