Test soll bei Wahl des richtigen Antidepressivums helfen
Welches Antidepressivum bei einem Patienten anschlägt, müssen Ärzte teilweise über mehrere Behandlungsversuche herausfinden. Ein vor allem für die Betroffenen belastender Zustand. Bei rund zwei Drittel aller Menschen mit Depressionen bleibt in den ersten Monaten der Heilerfolg aus, zugleich leiden sie unter den unerwünschten Nebenwirkungen der Medikamente.
Das soll sich nach Angaben des Unternehmens mit dem Test ändern. Der gibt Auskunft über den Aktionsradius der P-Glykoproteine, das sind Transportermoleküle an der Blut-Hirn-Schranke. Ungefähr siebzig Prozent aller erhältlichen Antidepressiva werden von diesen P-Glykoproteinen am Übergang ins Hirngewebe gehindert und können dort nicht ihre Wirkung entfalten.
Test analysiert Gen-Varianten, die Blut-Hirn-Schranke beeinflussen
Der genetische Bauplan der P-Glykoproteine liegt auf dem ABCB1-Gen, das beim Menschen in verschiedenen Varianten vorkommt. Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie wurde ein Zusammenhang zwischen bestimmten ABCB1-Genotypen und der Effektivität des Transportermoleküls nachgewiesen. Danach ist der Übergang von Antidepressiva ins Gehirn entweder vermindert oder erleichtert.
Wenn das Protein wenig aktiv ist, sollte eine Überdosis vermieden werden. Wenn das Protein effektiv arbeitet, ist eventuell eine höhere Dosis nötig. Wenn es sehr aktiv ist, sollte eventuell auf Wirkstoffe zurückgegriffen werden, die von den P-Glykoproteinen nicht erkannt werden, so genanntenNon-Substrate.
ABCB1-Testergebnis empfiehlt geeignetes Antidepressivum und Dosis
Auf Basis einer Blutprobe analysiert der ABCB1-Test die Gen-Varianten und gibt danach Empfehlungen für bestimmte Wirkstoffe und die Dosis sowie für ergänzende Maßnahmen wie Psychotherapie.
Erfasst sind dabei gängige Medikamente wie Paroxetin, Citalopram, Escitalopram, Venlafaxin, Amitriptylin, Amitriptylinoxid, Nortriptylin, Trimipramin und Sertralin sowie Fluoxetin, Mirtazapin, Agomelatin und Bupropion, letztere zählen zu den Non-Substraten.
Der ABCB1-Test ist nur einmal erforderlich, das Testergebnis lebenslang gültig. Bislang wird er nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, er wird über die Private Krankenversicherung oder als Selbstzahlerleistung (Igel) abgerechnet.
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